Berlin/Paris. Mitten in der Nacht bricht in Frankreich der Funkkontakt zu einem Rettungshubschrauber ab. Wenig später gibt es traurige Gewissheit.

Schwere Unwetter mit Hochwasser und Überschwemmungen haben in Südfrankreich mehrere Menschen das Leben gekostet. Drei Angehörige des französischen Zivilschutzes starben in der Nacht zum Montag beim Absturz ihres Hubschraubers in der Nähe der Hafenstadt Marseille.

Wie das französische Innenministerium in einer Mitteilung bekanntgab, seien die Männer „im Einsatz zur Unterstützung der Bevölkerung“ gewesen, als die Funkverbindung plötzlich abgebrochen sei. Gegen 1.30 Uhr seien die Männer tot nahe der Gemeinde Le Rove im Département Bouches-du-Rhône gefunden worden.

Frankreich: Unwetter sorgen für Chaos – Das Wichtigste in Kürze:

  • In Südfrankreich ist es zu schweren Unwettern mit heftigen Regenfällen gekommen
  • Mindestens drei Menschen starben
  • Bei ihnen handelte es sich um Mitarbeiter des Zivilschutzes

Tote bei Hubschrauberabsturz: „Drama erschüttert uns“

Innenminister Christophe Castaner sprach den Familien und Kameraden der Opfer „mit tiefer Trauer“ sein Mitgefühl aus. „Dieses Drama erschüttert uns alle“, twitterte er.

In der Hafenstadt Fréjus kam Medienberichten zufolge eine Frau ums Leben. Sie sei weggespült worden, als sie nach ihren Pferden im Stall habe sehen wollen, berichtete der Nachrichtensender Franceinfo in Berufung auf die Präfektur Var. In Saint-Paul-en-Forêt, ebenfalls in Var, kam ein Hirte ums Leben, als er versuchte, mit einem Geländewagen eine Furt zu überqueren, um nach seiner Herde zu sehen.

Höchste Unwetterwarnstufe in mehreren Départements

Nach heftigen Regenfällen bei Mandelieu-la-Napoule, westlich von Cannes: In einer Senke unterhalb einer Brücke ist ein Auto fast bis zum Dach im Wasser der überfluteten Straße versunken.
Nach heftigen Regenfällen bei Mandelieu-la-Napoule, westlich von Cannes: In einer Senke unterhalb einer Brücke ist ein Auto fast bis zum Dach im Wasser der überfluteten Straße versunken. © Reuters | Eric Gaillard

Am Montag galt für die Départements Var, Vaucluse und Bouches-du-Rhône noch eine erhöhte Warnstufe. Wegen der starken Regenfälle hatte am Sonntag der französische Wetterdienst Météo France für die Départements Alpes-Maritimes und Var an der Küste im Südosten die höchste Warnstufe ausgerufen.

Für die Départements Vaucluse und Alpes-de-Haute-Provence galt die zweithöchste Warnstufe. Weil die Böden bereits gesättigt seien, könnten sie nicht mehr Wasser aufnehmen, erklärte der Wetterdienst. Auch auf Mallorca warnen die Behörden vor schweren Unwettern.

Mehr als 50 Schulen bleiben am Montag geschlossen

In Alpes-Maritimes blieben am Montag nach Angaben der Präfektur rund 50 Schulen geschlossen. Auch in Cannes blieben Schulen geschlossen.

Am Sonntag war zwischen der Ferienmetropole Nizza und der Hafenstadt Toulon der Zugverkehr unterbrochen. Auch weitere Strecken im Département Alpes-Maritimes waren zeitweise gesperrt. Zwischen der Hafenstadt Cannes und Grasse fuhren keine Züge mehr. Rund 650 Fahrgäste eines Zugs von Paris nach Nizza strandeten in Toulon, wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtete.

Südfrankreich erlebt schwere Unwetter im Wochentakt

In Nizza warnt die Anzeige an der Straße mit einem „Roten Wetter-Alarm“ und fordert die Fahrer auf, zu Hause zu bleiben.
In Nizza warnt die Anzeige an der Straße mit einem „Roten Wetter-Alarm“ und fordert die Fahrer auf, zu Hause zu bleiben. © Reuters | Eric Gaillard

Das für Sonntagabend angesetzte Fußballspiel zwischen AS Monaco und Paris Saint-Germain wurde wegen des Unwetters von den monegassischen Behörden abgesagt.

Heftige Unwetter hatten bereits am vergangenen Wochenende Chaos in Südfrankreich verursacht. Die Bahnstrecke zwischen Nizza und Toulon war zeitweise gesperrt, zahlreiche Orte wurden überflutet. Mindestens sechs Menschen kamen ums Leben.

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    Überschwemmungen und Erdrutsche auch in Italien

    Auch im benachbarten Italien hatte es nach heftigen Regenfällen Überschwemmungen und zudem Erdrutsche auf Straßen gegeben. In den nordwestlichen italienischen Regionen Ligurien und Piemont machten Erdrutsche viele Straßen unpassierbar.

    Westlich von Genua stürzte unweit der Stadt Savona (Ligurien) eine Brücke der Autobahn A6 in Richtung Turin ein. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen, meldete die Nachrichtenagentur Ansa. Ursache war ein Erdrutsch, der Teile des Viadukts mit sich gerissen hatten.

    Dieser Teil einer Autobahnbrücke der A6 bei Genua wurde bei einem Erdrutsch am vergangenen Wochenende weggerissen.+
    Dieser Teil einer Autobahnbrücke der A6 bei Genua wurde bei einem Erdrutsch am vergangenen Wochenende weggerissen.+ © dpa | Uncredited

    Im August 2018 war nach einem Unwetter eine Autobahnbrücke in der gut 50 Kilometer östlich von Savona gelegenen Regionalhauptstadt Genua eingestürzt. Dabei kamen 43 Menschen ums Leben. Der Wiederaufbau hat inzwischen begonnen.

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