Berlin. Hundert Jahre und älter? Dabei gesund und gut drauf? Die Chance ist da. Denn nicht die Gene sind verantwortlich – sondern wir selbst.

Straffe Haut, hohe Vitalität – wer wünscht sich das nicht bis ins hohe Alter? Doch davor steht noch ein ganz anderer Wunsch: Erstmal das hohe Alter erreichen. Sportmediziner Ingo Froböse sagt: Hundert Jahre? Kein Problem! Mit ein paar Tricks kann man es schaffen. Jeder hat es in der Hand. „Die Gene werden maßlos überschätzt.“

Alter: Wer jetzt geboren wird, kann 150 Jahre alt werden

15.000 Menschen in Deutschland sind bereits jetzt über 100 Jahre alt. Es werden immer mehr - und das Bemerkenswerte: Die Generation Silver wird immer fitter. Die Zahl der über 100-Jährigen wächst weltweit rasant. Im Jahr 2000 waren in Europa pro eine Million Einwohner 59 Personen älter als 100 Jahre alt, 2015 war es 150, 2030 könnten es Schätzungen zufolge schon 343 sein. Die Wissenschaft geht sogar davon aus, dass jetzt Neugeborene 150 Jahre alt werden können.

Hundert Jahre: Da fallen einem doch schnell die Bilder von gebrechlichen Senioren im Rollstuhl ein. Aber nehmen wir Ingeborg: Sie ist 103 Jahre alt. Geht regelmäßig ins Fitnessstudio (gut, nicht in der Pandemie), fährt Auto „ohne Brille“ – und wurde im hohen Alter sogar Fotomodell. Karsten Thormaehlen hat sie porträtiert. Der Fotograf schafft es, dass Hochbetagte in der Gesellschaft anders wahr genommen werden: Ein 101-Jähriger gibt Schwimmunterricht, ein 100-Jähriger wird vom Ex-Klempner zum Künstler, ein 102-Jähriger hat sich gerade neue liiert.

Hundert Jahre und älter? Dabei gesund und gut drauf? Die Chance ist da. Denn nicht die Gene sind verantwortlich – sondern wir selbst.
Hundert Jahre und älter? Dabei gesund und gut drauf? Die Chance ist da. Denn nicht die Gene sind verantwortlich – sondern wir selbst. © iStock

Hundertjährige, die so aktiv sind, gelten heute vielfach noch als Besonderheit. Dabei könnte jeder die Chance ergreifen, sagt Prof. Ingo Froböse. Die Gene werden dabei überschätzt, wie die neuesten Forschungsergebnisse zeigen: „Nur sieben bis 10 Prozent unserer Lebensqualität im Alter durch die Gene vorprogrammiert und bestimmt werden. Der andere große Rest, also mehr als 90 Prozent, wird dagegen von unserem eigenen Lebensstil direkt und unmittelbar beeinflusst.“

Gesundheit: Die Schlüssel für ein längeres Leben

Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. In seinem neuen Buch „Die Gesundheitsformel der Hundertjährigen“ – Sieben Schlüssel für ein längeres Leben“ zeigt er, worauf es ankomme: auf die richtigen Lebensgewohnheiten.

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„Viel Bewegung, gesunder Schlaf und Regeneration sind enorm wichtig für unsere Zellen, das Immunsystem und den Stoffwechsel.“Hundert Jahre alt und noch so gut drauf wie eh und je - in bestimmten Regionen der Welt ist das nichts Besonderes mehr. In den so genannten „Blue Zones“ – dazu zählen Regionen wie Ikaria in Griechenland, Okinawa in Japan, Ogliastra auf Sardinien, Loma Linda in Kalifornien oder die Halbinsel Nicoya in Costa Rica – werden die Menschen am ältesten und bleiben am gesündesten.

„Blue Zones“ – Die Inseln der glücklichen Hochbetagten

Sie leben in gewisser Weise isoliert: Es handelt sich um Inseln, Halbinseln, gebirgige Regionen oder Kleinstädte. Da, wo die die Menschen noch vergleichsweise traditionell leben. Statt Soaps oder Quizsendungen im TV anzugucken, steht harte Arbeit an, Kühe melken, Schafe treiben, Fische fangen. Das Zauberwort lautet: Bewegung an frischer Luft.

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Und das führt zu Höchstleistungen: Auf Okinawa gebe es eine Reihe über 80-jährigen, die noch täglich für den jährlichen Zehnkampf trainieren. Schöne alte Welt! Denn das, was folgt, ist nicht so rosig: Junge Leute haben die Macht des Fast Food entdeckt – und nach getaner Tat auf den Feldern steht nicht Judo und Karate auf dem Plan, sondern die Playstation.

Ernährung: Keine Diät, sondern täglich hundert Kalorien einsparen

Den Lebensstil verändern, ist für manche so schwer wie ein Aufstieg auf den Mount Everest. Auf liebgewordenen Gewohnheiten verzichten Nicht rauchen, nicht trinken, nichts Süßes, nichts Fettes – für viele klingt das nach Höchststrafe. Da können Unis noch so tolle Untersuchungen auftischen: Wer nie übergewichtig war, nicht raucht und nicht trinkt, lebe etwa zwölf Jahre länger als der sündige Mensch.

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Fiese Aseke kann einem doch das schöne Leben verleiden. Froböse sieht das anders: „Ich bin nicht für eine Diät. Viel einfacher ist es doch, täglich hundert Kalorien einzusparen. Und das nicht nur für ein paar Tage, sondern für ein Jahr.“ Schon sei man auf dem Weg Richtung Methusalem.

Altwerden: Lebensfreude und Optimismus als wichtige Faktoren

Aber noch längst nicht am Ziel. Wer nämlich mies drauf ist, müsse sich auf sein Ende deutlich vor der runden hundert einrichten: Ohne Optimismus und Lebensfreude gehe es nicht. Was nicht bedeute, dass man ständig grinsend durch die Gegend laufen soll.

Der Gesundheitsexperte sagt, dass es um die Kraft der Vorstellung geht: „Auch wenn Sie mitten in einer Krise stecken“ und wenn man sich dann für einige Momente vorstellen kann, „dass diese irgendwann zu Ende sein und es wieder bergauf gehen könnte“ – das sei eine Art realitätsbezogener Optimismus, der geradezu als Jungbrunnen wirkt.

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In Japan heißt diese Energie Ikigai. Gemeint ist damit, dass man am leichtesten gesunde hundert Jahre al wird, wenn man so weiter macht wie immer: Arbeit, Arbeit, Arbeit. In dem kleinen Ort Ogimi, wo viele Hundertährige leben, exisitert nicht einmal ein Begriff für Rente oder Ruhestand. Es gab keinen Bruch in ihrem Leben, keine Löcher, in die sie auf dem Weg zur Sinnsuche, hineingefallen waren. In Ogimi wissen auch als Hundertjährige noch immer genau, warum sie morgens aufstehen.