Berlin. Bei Gleichstellung ist die Katholische Kirche zögerlich. Die Bewegung „Maria 2.0“ kämpft für mehr Frauenrechte. Sie hat Rückenwind.

Die katholische Kirche hat durchaus gut zu tun mit der Sanierung der Außendarstellung. Missbrauchsskandale – und die zögerlichen Reaktionen darauf – haben für viel negatives Aufsehen gesorgt. Aber auch nach innen gibt es offenbar Themengebiete, die moderner betrachtet werden können. Die Rolle der Frau etwa.

„Maria 2.0“ heißt die Bewegung für mehr Frauenrechte in der katholischen Kirche, die am Samstag offiziell beginnt – mit einem einwöchigen Streik. „Unsere Aktion Maria 2.0 ist zum absoluten Selbstläufer geworden“, sagte Mit-Initiatorin Lisa Kötter am Samstag in Münster. Wie viele Menschen sich an dem einwöchigen Kirchenstreik beteiligen, sei schwer einzuschätzen.

Es hätten sich jedoch Hunderte Gruppen, zum Teil ganze Kirchengemeinden, unter anderem aus Berlin, Hamburg und Freiburg mit der Bewegung solidarisiert, sagte Kötter.

„Maria 2.0“ streikt für Gleichberechtigung der Frau in katholischer Kirche

Die am Streik beteiligten Gläubigen, laut Kötter Frauen und Männer, wollen in den nächsten Tagen gegen Machtstrukturen in der Kirche und die Vertuschung von sexuellem Missbrauch durch Amtsträger protestieren. Gerade erst hat er Papst nach viel Druck von außen eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle eingeführt.

Die Ziele sind dabei zum Teil Reaktionen auf Entwicklungen der aktuellen zeit, eben die Missbrauchsfälle etwa. Es geht aber auch um – im 21. Jahrhundert umstrittene – Grundfeste und -werte. In einer Online-Petition an Papst Franziskus fordern sie Zugang zu allen Ämtern der Kirche und die Aufhebung der Pflicht zur Ehelosigkeit für katholische Priester.

In ihrer Gründungsstadt Münster startet die Initiative am Samstagabend um 18.00 Uhr mit einem Gottesdienst im Freien, bundesweit sind bis zum 18. Mai Aktionen geplant. Anhänger von „Maria 2.“» wollen in dieser Zeit keine Kirchen betreten, ihre ehrenamtlichen Ämter ruhen lassen und Gottesdienste ohne Priester bewusst im Freien feiern.

Hochrangige katholische Senioren: Homosexualität und 68er-Bewegung Schuld an Missbrauch

Die katholische Kirche hat beim Thema Missbrauch zuletzt für viele Irritationen gesorgt. Joseph Ratzinger (92, Ex-Papst) machte die 68er-Bewegung für Missbrauch verantwortlich. Ein Kardinal setzte Homosexualität grundsätzlich mit sexuellem Missbrauch in Bezug. Der Senior (90) fand entsprechend die Aufregung gegenüber der Kirche „heuchlerisch“.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken: Rolle der Frau Debatten-Mittelpunkt

Damit schließt sich „Mario 2.0“ an die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) an, am Samstag zu Ende gegangen und ebenfalls die Rolle der Frau in den Diskussions-Mittelpunkt stellte. Laut der ZdK-Mitteilung nach dem zweitägigen Treffen sprach sich außerdem der Präsident des Bundesverwaltungsgerichts, Klaus Rennert, dort dafür aus, möglichst bald eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit einzuführen. Damit unterstützte er eine Forderung des ZdK-Präsidenten Thomas Sternberg.

Es ging in den Beratungen um die Frage nach der Zulassung von Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche – einschließlich Priesteramt. Die Vollversammlung sei sich einig, dass nicht die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern erst begründet werden müsse, sondern vielmehr ihre Nicht-Zulassung, sagte Sprecher Theodor Bolzenius.

Deutsche können nicht ohne Vatikan entscheiden – drängen aber auf Auseinandersetzung

Es sei aber klar, dass dies keine Frage sei, die in der deutschen Kirche entschieden werden könne. Das Thema müsse auf Ebene des Vatikans angefasst und weiterentwickelt werden. Bundesverwaltungsrichter Rennert wies darauf hin, dass Priester und Laien bei einer innerkirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit zusammenwirken müssten.

Diese müsse mehrstufig eingerichtet werden. Das könne etwa mit einer Eingangsinstanz in den Diözesen und einem Obergericht bei der Deutschen Bischofskonferenz erreicht werden.

Dahinter stehe die Idee, dass jeder gläubige Christ, „der seine durch die Taufe erworbenen Rechte durch eine kirchenamtliche Verwaltungsmaßnahme verletzt glaubt, ein kirchliches Verwaltungsgericht anrufen dürfe“, erklärte Rennert.

Beschlüsse wurden am Samstag nicht gefasst. Bereits am Freitag hatten die katholischen Laien ein Angebot der Deutschen Bischofskonferenz zu einem gemeinsamen Reformprozess angenommen. Mit großer Mehrheit hatten die beschlossen, die Planungen für einen solchen «synodalen Weg» voranzutreiben. Das ZdK rief außerdem zur Teilnahme an der Europawahl auf und beschloss, seinen Sitz 2022 von Bonn nach Berlin zu verlegen. (ses/dpa)