Berlin. Er gilt als Vater moderner Konsolen doch kaum jemand kennt ihn: Jerry Lawson. Mit einem Doodle ehrt Google heute einen frühen Champion.

Sie sind fester Bestandteil moderner Popkultur und begeistern Milliarden Menschen: Videospielkonsolen. Die Unterhaltungselektronik machte Mitte der 70er-Jahre ihre ersten Gehversuche und lernte schnell das Laufen; ab Mitte der 1980er haben Konsolen und Videospiele in immer mehr Wohn- und Kinderzimmer, in Casinos und Arcadehallen Einzug gehalten.

Einer, der der Konsole das Laufen beibrachte, ist Jerry Lawson. Seinen Geburtstag feiert Google am 1. Dezember mit einem Doodle, einer liebevollen Hommage, die über die Startseite der Suchmaschine aufgerufen werden kann. Fünf bunte Level in der Pixelart-Optik früher Videospiele lassen sich spielen und wer sich kreativ fühlt, darf selbst Levels basteln.

Google Doodle: Lawsons Karriere ist bemerkenswert

Der am 1. Dezember 1940 geborene Gerald "Jerry" Lawson gilt als einer der Väter moderner Videospiele. Er war der erste, der Konsolen mit austauschbaren Steckmodulen entwickelte. Die von Lawsons Team verantwortete "Fairchild Channel F"-Konsole von 1976 war in dieser Hinsicht bahnbrechend; bis dahin kamen Konsolen mit einer festen Anzahl vorinstallierter Spiele. Waren die langweilig geworden, musste eine neue Konsole her.

In Lawsons Konsole hingegen konnten immer neue Spiele eingelegt werden, ein System, das sich bis heute erhalten hat. Mit dem 8-Wege-Joystick zur Steuerung brachte die "Fairchild Channel F" zudem eine weitere Neuerung, die heute nicht mehr wegzudenken ist. Selbst die billigsten Gamepads kommen nicht ohne aus.

Seine Kinder Karen und Anderson Lawson sagten Google, ihr Vater sei inspiriert gewesen von George Washington Carver, dem 1864 in Sklaverei geborenen Botaniker und erstem Afro-Amerikaner, der als Experte vom US-Kongress gehört worden war.

Seinetwegen habe sich Lawson für eine Karriere in der Elektronikbranche entschieden. "Zieht man die offensichtlichen Hürden in Betracht, vor denen Afro-Amerikaner damals standen, ist seine Karriere richtig bemerkenswert." Lesen Sie auch: Gaming-Notebooks: Das können die neuen Spiele-Laptops

"Als Schwarzer Mensch hatte ich keine Zukunft"

Im Jahr 1980 gründete Lawson, da war das Nachfolgemodell "Fairchild Channel F System II" gerade gefloppt, seine eigene Firma, Video Soft. Statt für Fairchild, programmierte Lawsons Firma nun Spiele für die Atari 2600, jene legendäre Konsole, mit der Videospiele – und die Module – endgültig ihren Durchbruch feierten.

Über seinen Ausstieg sagte Lawson dem Magazin "Buisness Week" im Jahr 1984: "Mir war klar, dass ich als Schwarzer Mensch im Unternehmen keine Zukunft habe."

Fünf Jahre später ging bei Video Soft das Licht aus, der Video Game Crash von 1983 und die folgende Rezession waren zu viel für Lawsons Firma, die sehr wahrscheinlich das erste Schwarze Entwicklerstudio der Geschichte war.

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Die Firma arbeitete an innovativen Spielen, die in den 80er-Jahren teils Entwicklungen vorwegnahmen, die heute zum Standard gehören. "Depth Charge" etwa hätte zwei Spieler per Modem gegeneinander antreten lassen, andere Spiele arbeiteten mit frühem 3-D. Das könnte Sie interessieren: Spielemesse 2022: Fünf Neuheiten im Praxistest

Doch weil der wirtschaftliche Erfolg ausblieb, gilt Video Soft heute lediglich als Fußnote, eine Randnotiz in der Geschichte einer Branche, die heute zu einer der größten größten im Bereich Unterhaltung gehört, mit weit mehr Umsatz als Hollywood.

Zu später Ehre gelangte Lawson dann 2011, dem Jahr seines Todes. Die International Game Developers Association erkläte Lawson zu einem Pionier der Games-Branche. Seinem Schaffen gedenkt außerdem die World Video Game Hall of Fame, im US-Bundesstaat New York.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.