Berlin. In den USA hat Google die Konten von zwei Vätern gesperrt. Die hatten Bilder ihrer nackten Kinder gemacht – zu medizinischen Zwecken.

In den USA haben zwei Väter Bekanntschaft mit einer Google-Software zum automatischen Erkennen von Kinderpornographie gemacht. Die beiden hatten Aufnahmen der Intimzonen ihrer Kinder gemacht, um sie an Ärzte zu schicken.

Google erkannte in den Bildern jedoch illegales Material und sperrte die Konten der Väter. Gleichzeitig alarmierte der digitale Gigant die Polizei.

Google sperrt Konten hunderttausendfach

Wie die "New York Times" berichtet, hat Google allein im Jahr 2021 über 600.000 Anzeigen wegen Kindesmissbrauch gestellt, und 270.000 Konten gesperrt. Das Unternehmen setzt dabei auf eine Software, die Fotos mit einer Datenbank bekannter Bilder von Kindesmissbrauch abgleicht.

Auch neues illegales Material erkennt das Programm, und hilft so dabei, unbekannte Opfer von Kindesmissbrauch zu erkennen und die Behörden zu benachrichtigen. Viele große Tech-Firmen nutzen die Software, unter anderem der Facebook-Entwickler Meta.

Die Fälle der beiden Väter zeigen die Grenzen solcher grundsätzlich wünschenswerten Technologien auf. In einem Fall verlor ein Vater nicht nur sein Google-Konto, sondern auch alle darin gespeicherten Kontakte, Emails und Fotos, die das erste Lebensjahr seines Sohnes dokumentierten.

Weil er zudem einen Handyvertrag über Google abgeschlossen hatte, war seine Mobilfunknummer ebenfalls verloren – und mit ihr der Zugang zu vielen anderen Internetdiensten.

Im anderen Fall führte der Verlust der Googlemail-Adresse zu Problemen bei einem Immobilienkauf. Der Hypotheken-Anbieter war misstrauisch geworden, als der betroffene Vater um einen Wechsel der Email-Adresse bat.

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Kaum Chancen, wie an die Daten zu gelangen

In den USA zwingen Bundesgesetze Internet-Konzerne dazu, mögliche illegale Aktivitäten ihrer Kunden anzuzeigen, wenn diese Hinweise auf solche Handlungen haben. So sollen die Verbreitung strafbarer Inhalte und der Onlinemissbrauch von Kindern eingedämmt werden.

In der EU und Deutschland sind solche Durchsuchungen bislang nicht erlaubt. Die EU-Kommission möchte eine Chatkontrolle einführen, mit der Provider dazu gezwungen werden können, Whatsapp-Chats nach strafbaren Inhalten zu durchforsten. An dem Vorhaben gibt es viel Kritik, Datenschützende warnen vor anlassloser Massenüberwachung.

In beiden Fällen hatte die Polizei die Google-Konten der Väter überprüft, Such- und Standortverlauf ausgewertet und Nachrichten gelesen. In einem Fall waren zwischen den Aufnahmen und der polizeilichen Ermittlung gerade mal eine Woche vergangen, schreibt die "New York Times".

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Obwohl die Polizei keine Verbrechen festellen konnte, blieben die Konten der beiden Väter weiter gesperrt. Eines ist inzwischen komplett gelöscht. Einen kleinen Hoffnungsschimmer hat der Vater aber: Eine Kopie seines Google-Kontos liegt auf einem USB-Stick bei der Polizei. Die sei sehr darum bemüht, zu helfen. (pcl)

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.