London. Nicht immer läuft bei den Zeremonien des britischen Königshauses alles glatt. Das zeigt ein Blick auf die Krönung von Queen Elizabeth.

Bald ist es soweit. Dann wird die Welt dem neuen König zujubeln: Am 6. Mai findet die offizielle Krönung von King Charles III unter Begleitung der Öffentlichkeit in der Westminster Abbey in London statt. Rund 70 Jahre, nachdem seine Mutter, die im September vergangenen Jahres verstorbene Queen Elizabeth II, den Thron bestieg. Wie man aus ihrer Geschichte weiß, geht so etwas mit vielen Irrungen und Wirrungen einher. Das Volk nahm Anteil an den Schicksalsschlägen, die die angehende Queen verarbeiten musste – wie auch an manchem kleineren Ungemach und Pannen, das Ihre Majestät ereilten.

Mit dem Tod ihres Vaters, King George VI, wurde Elizabeth am 6. Februar 1952 zur Königin. Ihre Krönung folgte jedoch erst am 2. Juni 1953. Grund dafür war eine angemessene Trauerzeit und die langwierige Planung der Veranstaltung, die rund 16 Monate in Anspruch nahm. Doch noch bevor die Krönung stattfand, musste die Queen einen weiteren Schicksalsschlag verarbeiten. Am 24. März 1953, also nur wenige Monate vor der geplanten Krönung, verstarb ihre Großmutter Queen Mary. Doch der Termin sollte auf Wunsch der Großmutter nicht verschoben werden.

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Die Krönung der Queen fand in einem pompösen Rahmen in der Westminster Abbey statt. König Charles III. will angeblich einen deutlich kleineren Rahmen für seine Krönung.
Die Krönung der Queen fand in einem pompösen Rahmen in der Westminster Abbey statt. König Charles III. will angeblich einen deutlich kleineren Rahmen für seine Krönung. © dpa | -

Die Planungen gingen weiter und Modeschöpfer Norman Hartnell wurde beauftragt Elizabeth für die Krönung einzukleiden. Insgesamt entwarf er neun Kleider, die er ihr präsentierte. Die Krönung von Queen Elizabeth war die erste, die im Fernsehen übertragen wurde. Drei Millionen Menschen waren allein auf die Straßen Londons gekommen. 200 Mikrofone und 750 Kommentatoren verfolgten die Veranstaltung, die in 39 verschiedenen Sprachen übertragen wurde. Insgesamt verfolgten 20 Millionen Zuschauer weltweit das Geschehen.

Queen Elizabeth II.: Unbequem bis zur Westminster Abbey

Der schwere Stoff ihrer Gewänder wurde ihr beinahe zum Verhängnis während der Zeremonie. Sie verfingen sich mit dem Teppich in der Abtei, sodass die junge Königin ihr Zutun hatte vorwärts zu gehen. Doch dies war nicht der einzige Moment, der zu Unbehagen bei der Queen führte. Schon die Fahrt zur Westminster Abbey mit der goldenen historischen Kutsche aus dem 18. Jahrhundert war eine Tortur für die Königin, „Schrecklich!“, wie sie selbst in einem Interview mit der BBC bei den Dreharbeiten zur Dokumentation „The Coronation“ sagte. „Ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen“, denn sie habe in der Kutsche auf Sprungfedern gesessen, die lediglich mit Leder überzogen waren. Die Strecke habe sich über vier bis fünf Meilen hingezogen.

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Äußerst selten gab die Queen Interviews. Zum 65. Jubiläum ihrer Krönung ließ sie sich dazu bewegen.
Äußerst selten gab die Queen Interviews. Zum 65. Jubiläum ihrer Krönung ließ sie sich dazu bewegen. © dpa | Andrew Milligan

Britsches Königshaus: Wenn die Krone das Genick brechen kann

Eine weitere Herausforderung stellte die Krone dar. Die sogenannte Edwards Crown, die traditionell auf Krönungen der englischen Adelsfamilie genutzt wird, ist mit zahlreichen Juwelen besetzt und hat laut Internetenzyklopädie Wikipedia ein Gewicht von über zwei Kilo. Ein solches Gewicht auf dem Kopf zu balancieren, kann schwierig sein. Auch Englands erste Königin Queen Mary musste feststellen, dass so eine Krone ein hohes Gewicht haben kann. Angeblich soll die damalige Krone so schwer gewesen sein, dass Mary ihren Kopf mit den Händen abstützen musste.

Um sich also auf die Krönung und das Gewicht auf ihrem Kopf vorzubereiten, trug Elizabeth bereits vor der Krönung im Alltag regelmäßig die Imperial State Crown. Diese kleinere und mit nur etwas mehr als einem Kilo leichtere Krone wird üblicherweise am Ende der Krönungszeremonie beim Auszug der Monarchen getragen. Komfortabel sei jedoch auch diese Krone nicht gewesen. Queen Elisabeth trug sie zudem regelmäßig zu den alljährlichen Parlamentarseröffnungen.

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Obwohl kleiner und leichter, sei das Tragen dennoch immer mit Konzentration verbunden gewesen. „Man kann damit nicht auf die Rede gucken, man muss sie hochhalten, denn wenn man es doch macht, würde es einem das Genick brechen oder die Krone fällt runter“, sagte die Monarchin in der BBC Dokumentation. Die Imperial Crown ist eine der meistgenutzten Kronen der Königlichen Kronjuwelen. Auch bei der Beerdigung der Queen begleitete die Krone sie auf dem Weg zu ihrer letzten Ruhestätte auf dem Sarg.

Während der Beerdigung der Queen wurde der Sarg von ihrem Sohn König Charles begleitet. Auf dem Sarg liegen neben der Imperial Crown auch das Zepter und der Reichsapfel.
Während der Beerdigung der Queen wurde der Sarg von ihrem Sohn König Charles begleitet. Auf dem Sarg liegen neben der Imperial Crown auch das Zepter und der Reichsapfel. © AFP | BEN STANSALL

Weil sie kleiner und leichter als die Edwards Crown ist, wurde die Imperial Crown von Queen Victoria und King Eduard VII auch während der Krönung verwendet. König Charles wird jedoch traditionell die Edwards Crown benutzen.

Prinzessin Margaret: Das Riechsalz hat versagt

Doch nicht nur die Queen selbst war an diesem Tag aufgeregt. Auch für alle Beteiligten bedeutete dieser Tag Stress. So auch für die sechs Maids of Honour, die die Queen durch die Kirche geleiten und ihr die Schleppe halten sollten. Eine von ihnen war Anne Tennant, die spätere Vertraute von Prinzessin Margaret, der Schwester von Queen Elizabeth. Das enge Kleid, dass sie an diesem Tag trug, machte es ihr schwer zu atmen. Noch bevor die Queen die Westminster Abbey erreicht hatte, begann Tennant zu schwanken. Auch das Riechsalz, das die sechs Damen im Vorfeld erhalten hatten, schien nicht zu wirken.

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„Ich dachte, ich würde alles ruinieren. Und das vor all den Kameras und vor allen Menschen, die das Ereignis verfolgten“, sagte Tennant gegenüber BBC. Hilfe bekam sie schließlich von einem der Zeremonienmeister, der sie stützte, bis sie sich wieder erholt hatte. Als Queen Elizabeth schließlich an der Kirche eintraf, konnte die Krönungszeremonie wie geplant beginnen. „Es war so aufregend. Sie war so schön“, sagt Tennant.