Blankenburg. Bei der Explosion in Sachsen-Anhalt war ein Mensch gestorben. Nun haben die Behörden Identität und Todesursache bekanntgegeben.

Knapp eine Woche nach der Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Blankenburg in Sachsen-Anhalt steht die Identität des Todesopfers fest: Wie der Oberstaatsanwalt mitteilte, handelt es sich um einen 78 Jahre alten Mieter.

Bislang wurde dies nur vermutet. Mittlerweile gebe es ein vorläufiges Gutachten, wonach der Mann bei dem Unglück vergangene Woche durch ein sogenanntes Inhalationstrauma – das Einatmen heißer Brandgase – gestorben sei. „Die Explosion und die dadurch bedingten Einwirkungen auf den Körper haben voraussichtlich zum Tod geführt“, sagte Oberstaatsanwalt Hauke Roggenbuck.

Bei der Explosion in dem Wohnblock waren zudem 15 Menschen verletzt worden. Bei einer Verletzten dürfte es sich nach Erkenntnissen der Ermittler um die Frau des Toten handeln.

Zudem sei nur eine Gasflasche am Explosionsort gefunden worden, hieß es weiter. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie zur Explosion geführt hatte. Zunächst hatte die Polizei mitgeteilt „mehrere Flaschen mit Flüssiggas“ sowie Weltkriegsmunition gefunden zu haben. Auch der Fund der Munition stellte sich später als Irrtum heraus.

Explosion in Blankenburg: Bewohner retteten Nachbarn das Leben

Laut den Behörden seien zwei Bewohner mit Brandverletzungen in das Spezialkrankenhaus Bergmannstrost nach Halle geflogen worden. Zudem erlitten drei Bewohner schwere und zehn leichte Verletzungen. Vier Polizisten zogen sich beim Rettungseinsatz Rauchvergiftungen zu, die aber nur mit etwas Sauerstoff hätten behandelt werden müssen.

Nach dem Vorfall wurden immer mehr Details zur Rettungsarbeit bekannt. Wie die Polizei mitteilte, hatten die Ersthelfer verhindert, dass es weitere Schwerverletzte oder sogar Todesopfer gab. Demnach hatten die Frau und die zwei Männer eine Frau gefangen, die aus Angst vor dem Feuer aus dem ersten Stock gesprungen war.

Ein Mitarbeiter des anliegenden Kindergartens schilderte unserer Redaktion den Vorfall per E-Mail wie folgt: „Zum Zeitpunkt der Detonation habe ich zufällig in die Richtung geschaut, es war ein Ohren betäubender Knall.“

Er habe die vordere Abdeckung eines Zaunes und ungezählte Gegenstände herumfliegen sehen. „Wir waren drei Ersthelfer, zwei Männer und eine Frau. Wir haben an diesem Tag sechs Menschen aus dem Haus retten können. Unter anderem die schwer verletzte Frau des Verstorbenen“, beschrieb der Mann die Situation.

Der Hof vor dem stark beschädigten Gebäude in Blankenburg war nach der Explosion abgesperrt worden.
Der Hof vor dem stark beschädigten Gebäude in Blankenburg war nach der Explosion abgesperrt worden. © dpa | Matthias Bein

Der Bürgermeister von Blankenburg, Heiko Breithaupt, hatte zudem berichtet, dass die drei Ersthelfer direkt nach der Verpuffung in das brennende Gebäude gerannt waren, um Opfern zu helfen. Breithaupt habe den Ersthelfern gedankt und seine Hilfe angeboten.

Explosion in Blankenburg – Das Wichtigste in Kürze:

  • In einem Mehrfamilienhaus in Blankenburg (Landkreis Harz) in Sachsen-Anhalt ist es zu einer Explosion gekommen
  • Ein 78-jähriger Hausbewohner kam ums Leben
  • 15 Menschen wurden verletzt
  • Eine angrenzende Kita wurde evakuiert

Detonation in Mehrfamilienhaus: Ganzer Wohnblock evakuiert

Informationen, dass sich in der Wohnung des 78-Jährigen Weltkriegsmunition befunden haben soll, hätten sich nicht bestätigt, hieß es bei einer Pressekonferenz am Freitagmittag. Die Polizei ging nicht mehr davon aus, dass noch explosionsfähiges Material in der Wohnung ist. Der Bürgermeister von Blankenburg konnte auch ausschließen, dass die Explosion durch eine Gasleitung im Haus ausgelöst wurde – das Haus sei nicht an das Gas-Netz angeschlossen.

Die Detonation hatte sich um 8.55 Uhr in dem Mehrfamilienhaus in der Bertolt-Brecht-Straße in Blankenburg ereignet, wie die Polizei Magdeburg mitteilte.

Blankenburg im Harz: Karte zeigt den Ort der Detonation

Diese Google-Maps-Karte zeigt, wo es in Blankenburg zu der Explosion gekommen ist.

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Das Technische Hilfswerk hatte noch am Freitagnachmittag die beschädigten Wohnung mit Holzbalken abgestützt und mehrfach die Statik überprüft. Am Abend wurde nach Angaben des Bürgermeisters in der Wohnung zudem die Leiche des Mieters geborgen.

Die Bewohner des Wohnblocks kommen zunächst bei Bekannten und Verwandten unter. Für eine Familie wurde eine Notunterkunft bei einem Wohnungsunternehmen gesucht, wie Bürgermeister Breithaupt sagte. In einer nahe gelegenen Schule sei zudem eine Anlaufstelle für Betroffene eingerichtet worden.

Bewohner durften persönliche Gegenstände aus Wohnungen holen

Die betroffenen Wohnblocks werden vermutlich wochenlang unbewohnbar bleiben, wie der Geschäftsführer der Blankenburger Wohnungsgesellschaft, Thomas Kempf, sagte. Grund dafür seien notwendige Arbeiten an der Fernwärmeleitung, die überprüft und instandgesetzt werden müsse. Das könne mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Einige Mieter dürfen ihre Wohnungen zumindest wieder ohne Einschränkungen betreten. In zwei weitere Fünfgeschosser dürfen die Bewohner in Polizeibegleitung gehen, um persönliche Sachen zu holen. Das Haus, in dem es die Explosion gab und ein direkt angrenzender Block blieben bis auf Weiteres gesperrt, sagte Breithaupt.

Es sei geplant, für die Betroffenen der Explosion Spenden zu sammeln, kündigte der Blankenburger Bürgermeister weiter an. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenminister Holger Stahlknecht (beide CDU) dankten den Rettungskräften für den professionellen Einsatz. „Meine Gedanken sind bei den Opfern und bei ihren Angehörigen“, so Haseloff.

Die Stadt Blankenburg liegt im Landkreis Harz und hat rund 20.000 Einwohner. (bekö/moi/ac/les/jb/dpa)

Schwarz verrußt sind Balkone eines Mehrfamilienhauses nach einer Explosion.
Schwarz verrußt sind Balkone eines Mehrfamilienhauses nach einer Explosion. © dpa | Matthias Bein