Berlin. Forscher in Israel haben ein Herz aus dem 3D-Drucker geschaffen – aus menschlichem Gewebe. Experten sprechen von einer Sensation.

Es ist so groß wie das Herz von einem Hasen, die Zellen sind noch nicht in der Lage, sich synchron zusammenziehen – und doch ist israelischen Forschern eine medizinische Sensation gelungen: Sie haben mit einem 3D-Drucker ein Mini-Herz aus menschlichem Gewebe produziert.

Das Herz hat Kammern, besteht aus Gewebe und Blutgefäßen und ist mit dem eines Fötus vergleichbar. Das erklärten die verantwortlichen Forscher dem Fachblatt „Advanced Science“.

Herz aus 3D-Drucker: Fettzellen werden zu Stammzellen umprogrammiert

„Wir entnehmen per Biopsie Fettgewebe eines Patienten“, erläuterte der Biotechnologe Tal Dvir den Prozess. Dann würden zelluläre und nicht-zelluläre Bestandteile getrennt. „Die Fettzellen werden zu Stammzellen umprogrammiert, diese differenzieren sich wiederum in Herzzellen, Endothelzellen und andere.“

Das extrazelluläre Material wie etwa Strukturproteine wurde demnach zu Hydrogelen verarbeitet, die dann mit den verschiedenen Zelltypen vermischt wurden. Aus diesen „Bio-Tinten“ erzeugte der 3D-Drucker demnach dann das Mini-Herz.

Keine Gegenreaktion beim Patienten – weil es eigenes Gewebe ist

Prof. Tal Dvir, Experte für Tissue Engineering und regenerative Medizin, erklärt, wie er und sein Team ein Mini-Herz aus einem 3D-Drucker erstellt haben.
Prof. Tal Dvir, Experte für Tissue Engineering und regenerative Medizin, erklärt, wie er und sein Team ein Mini-Herz aus einem 3D-Drucker erstellt haben. © dpa | Ilia Yefimovich

Wichtig sei, dass das Herz komplett kompatibel mit dem Patienten sei. Wenn das Organ aus dem Gewebe des Patienten erschaffen wurde, sei eine Gegenreaktion ausgeschlossen. Ein häufiges Problem bei Transplantationen ist, dass der Körper des Empfängers das eingesetzte Organ abstößt.

„Es ist das erste Mal, dass ein ganzes Herz mit Zellgewebe und Blutgefäßen gedruckt wurde“, sagt Dvir in der „Advanced Science“ zu dem Forschungserfolg. In ähnlichen Versuchen seien bisher nur synthetische Stoffe oder anderes natürliches Gewebe verwendet worden.

Nun wollen die Forscher den Prototypen in einem speziellen Bioreaktor reifen lassen. Binnen eines Jahres sollen solche Herzen in Tierversuchen getestet werden, bei Hasen oder Ratten. Bis zu einem möglichen klinischen Einsatz beim Menschen dauere es noch viele Jahre, sagte Dvir. (dpa/ses)