Berlin. Eckart von Hirschhausen spricht im Interview über Dreharbeiten in einem Gefängnis, seine Wissenslücken und Tipps für ein langes Leben.

Er gilt als Deutschlands lustigster Arzt: Eckart von Hirschhausen ist nicht nur promovierter Mediziner, Kabarettist und Autor etlicher erfolgreicher Bücher, sondern auch als Moderator sehr gefragt.

In zwei neuen TV-Reportagen befasst sich der 52-Jährige jetzt mit den ernsten Themen des Lebens: Für „Hirschhausen im Hospiz“ zog er für zwei Tage in eine Bochumer Sterbeklinik, für „Hirschhausen im Knast“ (die nächsten beiden Montage um 20.15 Uhr in der ARD) ließ er sich ins Gefängnis sperren.

Herr von Hirschhausen, für Ihre neue Reportage haben Sie zwei Tage in einem Hospiz verbracht. Was hat Sie dort besonders bewegt?

Eckart von Hirschhausen: In meiner Ausbildungszeit hatte ich als angehender Arzt in der Kinderneurologie wenig mit dem Tod zu tun, und daher war das Hospiz für mich echtes Neuland. Mich hat beeindruckt, dass dort gegen die Erwartung keine durchgehende Grabesstimmung herrscht, sondern es viele herzliche und auch leichte Momente gibt, die wir erleben und einfangen konnten. Vor allem hat mich berührt, mit welcher Liebe und Hingabe dort Ärzte, Pflegekräfte, Ehrenamtliche und Angehörige zusammenarbeiten, um der letzten Lebensphase Würde und Fülle zu geben.

Verdrängen wir den Tod zu sehr aus unserem Alltag?

Von Hirschhausen: Wir kommen aus Staub, wir werden zu Staub, deshalb meinen die meisten, es müsse im Leben darum gehen, viel Staub aufzuwirbeln. Angesichts des Todes wird sehr viel von dem, wonach wir alle lange streben und womit wir unglaublich viel Zeit verdödeln, total unwichtig. Und davor haben wir Angst: dass wir einsehen müssten, die falschen Prioritäten gehabt zu haben. Keiner hat doch auf dem Sterbebett jemals gesagt: Ich hätte mehr Zeit im Büro verbringen sollen oder mit Social Media. Alles was am Ende zählt, ist nicht mit Geld aufzuwiegen.

Glauben Sie selber an ein Leben nach dem Tod?

Von Hirschhausen: Die Frage beantworte ich Ihnen im nächsten Leben. Ich war in Bochum im Ruhrgebiet, dort sagte ein Bergmann etwas sehr Weises: „Vor der Hacke ist es dunkel“. Wir wissen es nicht. Denn alle Aussagen über den Tod haben einen systematischen Fehler: Sie kommen von Lebenden.

Haben Sie schon genaue Vorstellungen, wie mal Ihre Beerdigung aussehen soll?

Von Hirschhausen: Nein, aber ich möchte auf jeden Fall einen humorvollen Grabstein, zum Beispiel mit der Inschrift: „Typisch: Jetzt wo ich Zeit habe, kommt keiner vorbei.“ Oder wie Johnny Carson. Der berühmte Talkmaster ließ wie vor einer Werbepause schreiben: „Ich bin gleich wieder für Sie da“. An meinem Satz arbeite ich noch.

Ihre zweite Reportage führt Sie in ein Gefängnis. Was haben Sie bei dem Aufenthalt hinter Gittern für sich persönlich gelernt?

Von Hirschhausen: Dass es Türen gibt, die man nicht von innen öffnen kann. Und wie seltsam es ist, nicht nur Gitter vor dem Fenster zu haben, sondern auch vor der Dachluke. Ich wollte auch hier ein Gefühl dafür bekommen, wie das ist, eingesperrt zu sein, isoliert, weg vom Fenster. Was macht das mit einem selber, wie verändert das Menschen, Beziehungen, Lebensläufe.

Da kann man schon ins Grübeln kommen, wie sinnvoll manche Strafmaßnahme ist. Ich hatte ja Zeit nachzudenken, denn ich musste wie jeder andere auch mein Handy abgeben, was einem ja sonst pausenlos das eigene Denken abnimmt.

In Ihren Shows wirken Sie immer ganz schön schlau. Wo sind denn Ihre Wissenslücken?

Von Hirschhausen: Überall dort, wo ich die Antwort nicht auf meinem Zettel ablesen kann. Moderatoren werden grundsätzlich überschätzt. Dabei finde ich gute Fragen oft wichtiger als vorschnelle Antworten. Eine Frage, die mir Jane Goodall, die Schimpansenforscherin gestellt hat, gebe ich gerne weiter: „Wenn der Mensch die intelligenteste Art ist, die es auf der Erde gibt – warum zerstören wir dann unser eigenes Zuhause?“

Gesundheit ist Ihr Lebensthema. Welches sind Ihre wichtigsten Tipps für ein langes, gesundes Leben?

Von Hirschhausen: Ganz einfach, lassen Sie einfach alles weg, was es verkürzt. 15 Jahre unseres Lebens hängen am Lebensstil. Es gibt keine Tablette, keine Operation und erst recht keine Creme, die uns besser schützen als ganz einfache Dinge des Alltags: nicht rauchen, bewegen, Gemüse – erwachsen werden und Kind bleiben.

  • Hirschhausen im Hospiz – wie das Ende gelingen kann, Montag, 16. September, 20.15 Uhr, ARD
  • Hirschhausen im Knast - wen wir wirklich im Leben brauchen, Montag, 23. September, 20.15 Uhr, ARD