Düsseldorf/Berlin. Doppelt geimpfte Menschen können sich erneut mit dem Coronavirus anstecken. Wie groß ist die Gefahr, dass der Impfschutz nicht wirkt?
- Immer wieder wird über Corona-Infektionen berichtet, die nach einer Impfung auftraten
- Wie ist das möglich?
- Wissenschaftler bezeichnen solche Fälle als „Impfdurchbrüche“
Diese Fälle lassen aufhorchen: In einem Altenheim in Düsseldorf stecken sich Ende April 15 Personen mit Corona an. Sieben davon sind bereits zweifach geimpft. Trotzdem werden sie positiv auf Corona getestet und zeigen Symptome. Fast zeitgleich wird von einem ähnlichen Fall aus Stuttgart berichtet. In insgesamt 13 Pflegeeinrichtungen werden 41 Menschen positiv getestet, darunter 28 Bewohner, die ausnahmslos alle doppelt geimpft waren.
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Ähnliche Fälle werden auch aus Bochum, Remscheid und Leichlingen gemeldet. Oft sind die Betroffenen dabei bereits zweifach geimpft gewesen. Die Wissenschaftler bezeichnen solche Fälle als „Impfdurchbrüche“ – eine Infektion findet also nach einer Impfung statt. Doch wie kann es dazu überhaupt kommen?
Vorneweg muss betont werden, dass alle in der EU zugelassenen Impfstoffe zuverlässig vor schweren oder gar tödlichen Verläufen schützen. Schon die erste Impfdosis reduziert das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus um etwa zwei Drittel. Das geht aus einer großangelegten Studie der Universität Oxford hervor. Keine Impfung kann jedoch einen hundertprozentigen Schutz bieten.
RKI: Durch Impfungen wird das Virus nicht verschwinden
Darauf machte auch Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), bei einer Pressekonferenz in Berlin aufmerksam: „Auch durch Impfungen wird das Virus nicht verschwinden. Wir wissen, dass die Impfungen uns eine Grundimmunität geben. Aber sie verhindern nicht immer, dass eine Infektion geschieht.“ Das heißt, dass auch bei Geimpften ein Restrisiko besteht, dass sie sich infizieren und andere anstecken können. Doch wie hoch ist dieses Restrisiko noch?
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Erste zuverlässige Zahlen meldet die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Center for Disease Control and Prevention (CDC). Der Behörde zufolge haben bis Mitte April knapp 75 Millionen US-Bürger bereits zwei Impfungen erhalten und gelten somit als vollständig immunisiert. Davon haben sich rund 6000 Menschen mit Corona infiziert. Das entspricht etwa 0,005 Prozent aller Patienten. 74 Personen, die vollständig geimpft waren, sind „an oder mit Covid-19“ gestorben.
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Wie die Gesundheitsbehörde weiter mitteilt, verlief die Infektion bei der großen Mehrheit der Geimpften entweder nur mit leichten Symptomen oder gar asymptomatisch. Die geimpften Personen wiesen auch eine deutlich niedrigere Viruslast auf als ungeimpfte Patienten. Auch bei den bekannten „Impfdurchbrüchen“ in Deutschland werden meistens nur leichte Verläufe dokumentiert.
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Schutzmaßnahmen auch nach Impfung wichtig
Dass Menschen trotz Impfung erkranken oder die Coronaviren weitergeben, ist also möglich. Warum das so ist, kann mehrere Gründe haben, auf die auch das RKI in einem Faktenblatt zu Impfungen hinweist. So kann es zu einer Erkrankung kommen, wenn die Infektion kurz vor oder nach der Impfung stattgefunden hat. Ein Impfschutz tritt in der Regel erst zehn bis 14 Tage nach der ersten Impfung ein und das aber auch nicht vollständig.
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Aber auch nach der zweiten Impfung ist eine Infektion noch möglich. Laut RKI hängt die Wahrscheinlichkeit davon ab, wie viel Virus im Umlauf sei und wie agil das Immunsystem der Betroffenen ist. Deswegen betrachtet das RKI die Schutzmaßnahmen - wie zum Beispiel Abstand halten und Maske tragen - auch nach der Impfung für notwendig.
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Können geimpfte Menschen das Coronavirus noch übertragen?
Dass Impfungen die Menschen vor schweren Verläufen schützen, steht mittlerweile außer Frage. Aber können die Geimpften noch andere mit dem Coronavirus anstecken? Das RKI schätzt das Risiko auf sehr gering ein und geht in einem Bericht davon aus, dass von vollständig Geimpften kaum noch eine Ansteckungsgefahr ausgeht. Auch die Forscher aus Israel bestätigen diese Annahme: Menschen, die zweimal geimpft sind, haben ein 92 Prozent niedrigeres Risiko, weitere Personen anzustecken. Aber auch hier gilt: Das Restrisiko ist vorhanden.