Venedig. Geringe Niederschläge stellen Italien vor Probleme. So bereitet sich Venedig und die italienische Landwirtschaft auf Dürresommer vor.

Die Dürre im Norden Italiens nimmt alarmierende Ausmaße an. Die Wasserstände in Venedig sind teilweise bis unter 45 Zentimeter gesunken – zahlreiche Gondeln laufen auf Grund. Vergleichsweise hohe Temperaturen und fehlende Niederschläge haben seit Jahresbeginn zum Absacken der Pegel geführt. In den italienischen Alpen fiel in den vergangenen Monaten 53 Prozent weniger Schnee als im langjährigen Durchschnitt. Im Becken des Po, dem längsten Fluss des Landes, sind die Niederschläge laut Umweltorganisation Legambiente sogar um 61 Prozent gesunken.

Venedig stehen schwierige Monate bevor, sollte es in den kommenden Wochen nicht zu heftigen Regenfällen kommen. Die Lagunenstadt rüstet sich, um der Wasserknappheit in den Sommermonaten entgegenzuwirken und blickt dabei auf das Beispiel anderer Länder. Luca Zaia, Präsident der Region Venetien, zu der Venedig gehört, kündigte eine strenge Verordnung gegen Wasserverschwendung an – zugleich denkt die Lagunenstadt an Entsalzungsanlagen für Meerwasser.

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Meer als Trinkwasserressource nutzen und Wasser sparen

Zaia schließt für den Fall, dass die aktuelle Dürreperiode anhalten sollte, die Nutzung von Meerwasserentsalzungsanlagen nicht aus: „Das Meer ist eine Ressource, die wir nutzen sollten. Die Israelis tun es, andere Länder und Städte wie Dubai, mit ihren Gärten und Palmen, tun es. Wir müssen jetzt prüfen, wie sehr uns dieser Stromkonsum belasten würde, denn die Umwandlung von Salzwasser in Süßwasser erfordert viel Energie.“

Angesichts der Wasserknappheit rief Zaia die Menschen in Venetien auf, Wasser nicht zu verschwenden. So forderte er von seinen Mitbürgern, die Bewässerung der Gärten einzuschränken. „Je weniger Wasser wir verbrauchen, desto besser“, betonte der Präsident Venetiens.

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Auch die italienischen Landwirte rüsten sich in Hinblick auf einen schwierigen Sommer. Sie investieren in Drohnen, Roboter, Satelliten und Fernsteuerungen, um die Ernten vor dem Klimawandel zu schützen. Mit 4.0-Lösungen kämpfen die Bauern hart, um die verfügbaren Wasser-Ressourcen zu optimieren. Dabei setzen sie auf Wetterstationen, die mit Satelliten verbunden sind, um die Bodenfeuchtigkeit und die Wasserverteilung zu überwachen.

Zusammenarbeit mit israelischen Star-Ups, um Ernteerträge zu verbessern

Hightech-Systeme dienen zur gezielten Verteilung von Düngemitteln, die nur dort eingesetzt werden sollen, wo sie benötigt werden. Viel wird auch in sogenannte Präzisionslandwirtschaftsgeräte investiert, um die Arbeit zu beschleunigen und die Ernten in Notsituationen zu retten. Es ist kein Zufall, dass 65 Prozent der Investitionen in Maschinen mit fortschrittlicher Technologie wie GPS-Lenkung und Systeme zur Überwachung und Kontrolle der Bodenbearbeitung und der betroffenen Flächen fließen.

Der Bauernverband Coldiretti arbeitet zusammen mit den wichtigsten israelischen technologischen Forschungseinrichtungen und den interessantesten Start-Ups, um die Erträge und die Wettbewerbsfähigkeit der Agrar- und Lebensmittelprodukte zu verbessern.

Bereits im letzten Sommer war der Fluss Po ausgetrocknet. Die Trinkwasserversorgung in den dicht besiedelten und hoch industrialisierten Gebieten Italiens ist gefährdete und die Bewässerung in dem am intensivsten bewirtschafteten Teil des Landes bedroht (Archivbild).
Bereits im letzten Sommer war der Fluss Po ausgetrocknet. Die Trinkwasserversorgung in den dicht besiedelten und hoch industrialisierten Gebieten Italiens ist gefährdete und die Bewässerung in dem am intensivsten bewirtschafteten Teil des Landes bedroht (Archivbild). © dpa | Luca Bruno

Italien garantiert 50 Prozent der europäischen Reiserzeugung

Wegen der Dürre werden in diesem Jahr in Italien fast 8000 Hektar weniger Reis angebaut, insgesamt 211.000 Hektar, was der niedrigste Stand seit 30 Jahren ist. Bereits im vergangenen Jahr war es wegen der Dürre zu einem Einbruch von mehr als 30 Prozent der Produktion gekommen. Viele Landwirte seien bereits gezwungen, ihre Reisfelder aufzugeben, warnt der Bauernverband. Dies sei ein Problem für mehr als 10.000 Familien, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Unternehmen.

Mit 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr garantiert Italien 50 Prozent der europäischen Reiserzeugung. In Italien konzentrieren sich 90 Prozent der Reisfelder in den norditalienischen Regionen Lombardei, Venetien und Piemont, gerade dort, wo in den vergangenen Monaten 40 Prozent weniger Regen fiel als im historischen Durchschnitt. Wegen der Dürre drohen die Preise von Gemüse und Obst in die Höhe zu schnellen.

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Premierministerin Giorgia Meloni hat eine Expertenkommission eingesetzt, die jetzt einen kurzfristigen Interventionsplan und ein mittelfristiges Programm zur Bekämpfung der Wasserknappheit entwerfen soll. So soll die Effizienz des Wasserversorgungssystems aufgestockt werden. Die italienische Regierung denkt auch an Investitionen zur Erneuerung veralteter Wasserleitungen, was beträchtliche Einsparungen bei der Wasserversorgung ermöglichen würde.