Florida/Florenz. Eine US-Lehrerin zeigt Schülern eine nackte David-Statue. Die Eltern sind empört, die Frau wird entlassen. Italien schüttelt den Kopf.

Nackte Haut ist in den USA überall anzutreffen, ob auf Werbepostern, in Zeitschriften oder in Comics. Geschlechtsteile dürfen allerdings Schülern nicht gezeigt werden. Die weltberühmte David-Statue von Michelangelo, Darstellung eines männlichen Schönheitsideals und Meisterwerk der Renaissance, steht im Mittelpunkt einer internationalen Diskussion.

David Statue wird von Eltern in den USA als „pornografisch“ bewertet

Für einen Eklat sorgt in Italien der Bericht, dass eine Schuldirektorin in Florida ihren Job verloren hat, nachdem sie ihrer Klasse im Unterricht ein Bild der nackten Statue gezeigt hat. Eltern sollen sich darüber beschwert haben, dass den Kindern das als „pornografisch“ bewertete Bild im Unterricht gezeigt worden sei, ohne sie davor zu informieren.

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Das übliche Protokoll der Schule besteht darin, den Eltern einen Brief zu schicken, bevor den Schülern solche klassischen Kunstwerke gezeigt werden, sagte die gefeuerte Direktorin, Hope Carrasquilla, der „Huffington Post“. Aufgrund „einer Reihe von Missverständnissen“ sei der Brief nicht an die Eltern der Sechstklässler gegangen, woraufhin sich einige beschwert hätten. Dies kostete Carrasquilla die Stelle.

Reaktionen in Italien: „Einfach lächerlich“ und „absurd“

Die Kündigung der Schuldirektorin sorgte in Florenz, wo die monumentale Statue aus der Zeit der Renaissance in der Galleria dell’Accademia steht, für Aufsehen. „Kunst mit Pornografie zu verwechseln, ist einfach lächerlich“, twitterte der Florentiner Bürgermeister Dario Nardella. Er werde die ehemalige Direktorin nach Florenz einladen, um ihr im Namen der Stadt ihre Anerkennung auszusprechen. „Kunst ist Zivilisation und wer sie lehrt, verdient Respekt“, so Nardella.

Auch die Direktorin der Galleria dell’Accademia, die deutsche Kunstexpertin Cecilie Hollberg, zeigte sich empört und erstaunt. „Das ist absurd. Nacktheit ist nicht dasselbe wie Pornografie“, sagte sie. Die David-Statue sei das Symbol der Renaissance, das den Menschen in all seiner Makellosigkeit, wie er von Gott erschaffen wurde, in den Mittelpunkt stellt. Der David sei zudem eine religiöse Figur. „Um eine Assoziation mit Pornografie herzustellen, muss man eine verzerrte Vorstellungskraft haben“, sagte Hollberg.

Michelangelo fertigte David-Statue vor über 500 Jahren an

Die 5,17 Meter hohe Figur des David – im Kampf gegen Goliath – wurde vom Renaissancemeister Michelangelo (1475-1564) in den Jahren 1501 bis 1504 in öffentlichem Auftrag gefertigt. Die berühmte Skulptur hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der 26-jährige Michelangelo bekam 1501 von der Stadt Florenz den Auftrag, die Statue zu meißeln, die eine der Hauptattraktionen der Stadt werden sollte.

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Michelangelo wählte einen Marmorblock aus, der 40 Jahre lang unbenutzt in einem Marmor-Steinbruch gestanden hatte. Andere Künstler hatten ihn als nicht gut genug befunden. Fast 400 Jahre lang stand der David vor dem Palazzo Vecchio auf der Piazza della Signoria im Zentrum von Florenz.

Schon 1527 war die Skulptur schwer beschädigt worden, als im Zuge von Unruhen der linke Arm abgebrochen und notdürftig wieder angebracht wurde. Anfang des 19. Jahrhundert wurde sie erneut beschädigt, als Restauratoren den David mit einer Säurelösung reinigen wollten. Dies sei „barbarisch“ gewesen, meinen die Experten heute. 1873 wurde beschlossen, den David nicht länger den Witterungen auszusetzen und ihn in die Galleria dell’ Accademia zu bringen.

David-Statue sorgte in der Vergangenheit schon mehrfach für Diskussionen

Die berühmte Statue steht nicht zum ersten Mal im Mittelpunkt von Auseinandersetzungen. Der italienische Künstler Clemente Papi fertigte im 19. Jahrhundert eine Gipskopie für Königin Victoria von England an. Die prüde Herrscherin zeigte sich jedoch über die Nacktheit der Figur so schockiert, dass zusätzlich ein maßstäbliches Feigenblatt angefertigt wurde, das bei zukünftigen königlichen Besuchen die Genitalien verhüllte. Die Figur befindet sich heute samt einer Kopie des Feigenblattes im Victoria and Albert Museum in London.

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Zu Protesten war es 2013 in der japanischen Gemeinde Okuizumo in der westlichen Provinz Shimane gekommen, nachdem ein aus dem Ort stammender Bauunternehmer eine Nachbildung des David in einem großen Park mit Sporteinrichtungen aufgestellt hatte. Die Bürger schätzten das Geschenk nicht. Die splitternackte Statue des kraftstrotzenden Davids sei aus erzieherischer Sicht ungeeignet für einen Park, in dem Kinder spielen, betonten sie. Die Statue wurde daraufhin entfernt.