Rom. In Italien wird das Wasser knapp. Schuld ist aber nicht nur die anhaltende Dürre. Für die Italiener heißt es ab sofort: Wasser sparen.

Den Italienern geht das Wasser aus. Und das hat nicht nur mit der anhaltenden Dürre im Land zu tun. Italien verliert immer mehr Wasser durch undichte Aquädukte. Die Regierung plant Investitionen in Höhe von acht Milliarden Euro zur Erneuerung der rund 425.000 Kilometer langen Wasserleitungen. Die sind nämlich stark veraltet.

Umweltschutzverbände betonen, dass 42,2 Prozent des Wassers nicht bei den Verbrauchern ankommen. 2008 war der Wasserverlust noch um zehn Prozent niedriger. „Jede vierte Stadt meldet Verluste von mehr als 55 Prozent, und in fünf von sieben Gebieten nehmen die Leckagen zu“, erklärte die Expertin Simona Ramberti bei der Vorstellung eines Berichts über Wasserverschwendung in Rom.

Italiener sind Vorreiter im Wasser verschwenden

Hinzu kommt, dass die Italiener zu viel Wasser verschwenden. Jeder Bürger verbraucht 245 Liter pro Tag, das ist doppelt so viel wie der europäische Durchschnitt. Eine Senkung des täglichen Verbrauchs um 20 Prozent würde ausreichen, um eine Wassermenge einzusparen, die 421.000 olympischen Schwimmbecken entspricht, und um einen wirksamen Beitrag zur Bekämpfung der Dürre zu leisten.

Pro Jahr stünde so eine Milliarde Kubikmeter Wasser mehr zur Verfügung, berichtete die Gesellschaft für Umweltmedizin (Sima).

Italien bezieht viel Wasser aus seinen Seen, doch die Wasserstände sinken bedrohlich, wie hier am Lago Maggiore (Symbolbild).
Italien bezieht viel Wasser aus seinen Seen, doch die Wasserstände sinken bedrohlich, wie hier am Lago Maggiore (Symbolbild). © picture alliance / Daniel Kubirski

„Früher war die Rationierung auf den Süden beschränkt, aber 2021 ist sie auch im Norden angekommen“, sagte Ramberti und fügte hinzu, dass dies „ein Zeichen für eine große Verwundbarkeit“ in den kommenden Jahren sei. Nach Angaben des Statistikamts Istat bezieht Italien mehr Trinkwasser aus Flüssen, Seen und Stauseen als jedes andere Land der Europäischen Union.

Etwa 30 Prozent davon stammen aus dem Fluss Po, der über 650 Kilometer von Westen nach Osten durch Norditalien fließt.

Rom setzt Wasser-Sonderkommissar ein

Die Grünen Italiens werfen Regierungschefin Meloni vor, zu wenig einschneidend gegen den Klimawandel vorzugehen. Die rechte Regierung versuche, Italien zu einer „europäischen Gasdrehscheibe“ und das Land von fossilen Brennstoffen abhängig zu machen, kritisiert der Chef der italienischen Grünen, Angelo Bonelli.

Am Ende seiner Rede vor dem Parlament, in der er über die Dürre sprach, zog Bonelli zwei Steine hervor und erklärte, er selbst habe sie „in der Mitte des ausgetrockneten Flusses Etsch in Südtirol“ gesammelt. Ein Beispiel dafür, wie akut das Problem Klimawandel in Italien sei.

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Rom sucht nach Lösungen für die akute Wasserknappheit und will jetzt einen sogenannten Sonderkommissar mit weitreichenden Befugnissen ernennen. Er soll mit der Umsetzung eines Wassersparplans beauftragt werden, an dem die Rechtsregierung um Premierministerin Giorgia Meloni arbeitet.

Einerseits geht es um Vereinfachungen und Ausnahmeregelungen zur Bewältigung der Dürre; geplant ist zudem eine Sensibilisierungskampagne für einen verantwortungsvollen Umgang der Bürger mit den Wasserressourcen.

Südtirol ruft Bürger zum Wassersparen auf

Wasser war bislang eine Ressource, auf die Norditaliens grünste Bergregion im Überfluss zurückgreifen konnte. Doch schmelzende Gletscher, hohe Temperaturen und Trockenheit machen auch den Südtirolern zu schaffen. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat jetzt eine Verordnung unterzeichnet, in der die Bevölkerung zum Wassersparen aufgerufen wird.

"Save Water" - "L'urlo del mais" (Spart Wasser - Der Schrei des Mais) lautet das Motto des großen Acker-Gemäldes, das der Künstler und Landwirt Dario Gambarin mit Traktor und Pflug auf ein Feld in Norditalien "gezeichnet" hat. © Dario Gambarin / dpa

Neben der Landwirtschaft richtet sich die Verordnung insbesondere an alle, die Gärten oder Parkanlagen besitzen oder bewirtschaften. Untersagt ist ab sofort auch jede Art technischer Beschneiung. Damit will Südtirol Engpässe in der Trinkwasserversorgung vermeiden und die Wasserressourcen im Land sowie in den Nachbarprovinzen schonen, betonte Kompatscher.

Südtirol, Lieblingsdestination für deutsche Touristen, ist für Italien wegweisend: Auch andere Regionen rüsten sich in Hinblick auf schwierige Sommermonate. Der Gardasee, das größte Wasserreservoir Italiens, ist bei nur noch 35 Prozent seiner Speicherkapazität angelangt. „Wir haben in dieser Jahreszeit noch nie ein so geringes Wasservolumen registriert“, klagt Pierlucio Ceresa, Chef des Verbands der Gardasee-Gemeinden.