Berlin. Joko und Klaas nutzten 15 Minuten freie Sendezeit und ließen einen Migranten von den Zuständen im Flüchtlingslager Moria berichten.

Sie wollen, dass jeder weiß, was an der EU-Außengrenze passiert. Das sagten die Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, bevor sie 15 Minuten bester Sendezeit bei ProSieben nutzten, um ein Schlaglicht auf die Zustände im Flüchtlingscamp Moria zu werfen.

In der Mini-Doku „A short story of Moria“ schilderte am Mittwoch ab 20.15 Uhr eine Viertelstunde lang ein Migrant namens Milad auf Englisch, unter welch widrigen Bedingungen er auf dem Mittelmeer nach Europa kam und welch unwürdige Zustände er antraf.

Im Videocall erzählte der junge Mann, der Joko zufolge seit Januar in Moria ist, von den katastrophalen Bedingungen in dem inzwischen bei einem Feuer zerstörten Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Joko und Klaas sagten zum Beginn der Sendung, es sei am Rande des Erträglichen, dies alles zu sehen. Sie warnten davor, die folgenden Minuten mit Kindern anzusehen. Eine Warnung wurde eingeblendet: „Der nun folgende Film zeigt die körperliche und emotionale Gewalt an den Außengrenzen Europas“.

Lesen Sie dazu: Die aktuellen Entwicklungen im Moria-Newsblog

Moria: Tränengas und Gewalt im Flüchtlingscamp auf Lesbos

In den Aufnahmen sind Tränengaseinsätze der griechischen Polizei zu sehen und viele weinende Kinder. „Kümmert euch um dieses Chaos“, appellierte Milad. Zuvor waren Bilder von einem Miniboot zu sehen, dessen Motor von der griechischen Küstenwache zerstört worden sei. Er und die anderen Geflüchteten auf dem Boot hatten drei Tage nichts zu essen und zu trinken, wie Milad schilderte. Die Küstenwache habe „Go back, go back“ gerufen, bis sie schließlich doch anlanden konnten.

Er habe gedacht, Europa sei Freiheit, Gleichberechtigung und stehe für Menschenrechte, sagte Milad in ruhigem Ton. Dafür habe er beschlossen, nach Europa zu fliehen. Nun frage er sich, ob das alles ein schlechter Traum sei. Moria sei ein Ort ohne sanitäre Anlagen und ärztliche Versorgung gewesen – für etwa 3000 Menschen ausgelegt, aber von mindestens viermal so vielen bewohnt. Das Feuer habe die Welt gezwungen, endlich hinzusehen.

Lesbos: Griechenland will Bewohner von Moria weiter auf der Insel unterbringen

Eine Woche nach dem Brand in dem überfüllten Flüchtlingslager sind auf Lesbos immer noch rund 11.000 Migranten obdachlos, gut 1000 leben in einem neuen Lager. Griechenland will alle rund 12.000 Bewohner des abgebrannten Lagers weiter vor Ort unterbringen und nicht aufs Festland bringen – das haben Regierungsvertreter mehrfach betont. Hintergrund ist die Befürchtung, dass sonst Migranten auch in anderen Lagern absichtlich Feuer legen könnten, um ihre Weiterreise nach Europa, insbesondere nach Deutschland, zu erzwingen.

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Außerdem befürchtet Athen, dass noch mehr Migranten, die sich zurzeit in der Türkei aufhalten, zur Überfahrt nach Europa animiert werden - das soll verhindert werden. Zudem verweist Athen darauf, dass Asylanträge von vielen Migranten in Moria entweder noch nicht entschieden oder aber abgelehnt wurden. Die Bundesregierung hat am Dienstag beschlossen, nach der Brandkatastrophe gut 1500 zusätzliche Flüchtlinge von fünf griechischen Inseln aufzunehmen.

Joko und Klaas: Entertainer behandeln immer wieder gesellschaftlich relevante Themen

Die beiden Entertainer behandeln in ihrer Sendung „Joko und Klaas Live“ immer wieder gesellschaftlich relevante Themen. So warfen sie einmal mit der fiktiven Ausstellung „Männerwelten“ ein Schlaglicht auf sexuelle Übergriffe gegen Frauen oder veranstalteten zuletzt eine Art Verschwörungsquiz im Stile einer Call-in-Show.

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Die freie Sendezeit hatten sich die Moderatoren in der am Dienstag ausgestrahlten Show „Joko Klaas gegen ProSieben“ erspielt, in der sie in mehreren Wettkämpfen gegen ihren Arbeitgeber antreten. Die Show wurde schon vor einem Monat aufgezeichnet. Direkt nach der Aufzeichnung vor vier Wochen beschlossen sie demnach, die Sendezeit Moria zu widmen. Sie schlossen zahlreiche Kontakte dorthin. (amw/dpa)