Berlin/Köln. Beim Karnevalsauftakt in Köln gab es auch dieses Jahr wieder viele Straftaten. Ein Fall, der für Aufsehen sorgte, ist wohl aufgeklärt.

Es war wohl nur ein missratener Scherz unter Freunden: Die Kabelbinder-Attacke im Kölner Karneval ist offenbar aufgeklärt. Seit dem 11.11. fahndete die Polizei nach einem Unbekannten, der einem 22 Jahre alten Mann aus Trier im jecken Trubel einen Kabelbinder um den Hals gelegt und zugezogen hatte.

Am Freitag wurde der 22-Jährige nun nochmals in Trier vernommen und mit einem privaten Überwachungsvideo konfrontiert, auf dem die Szene zu sehen ist. Daraufhin erklärte er nach Polizei-Angaben, dass es sich bei dem Täter um einen seiner besten Freunde handele. Die Polizei sprach von einer „lebensgefährlichen Juxerei“.

Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Beteiligten an diesem Vorfall auch für drei andere Kabelbinder-Fälle verantwortlich seien, von denen am 11.11. vage berichtet worden war. Bei dem Mann aus Trier hatte das Plastikband so fest gesessen, dass ihn ein Arzt in einem Sanitätszelt davon befreien musste. Nach Einschätzung des Arztes war durch den Kabelbinder die Durchblutung des Kopfes eingeschränkt.

Karneval: Mindestens 48 Strafanzeigen gestellt – Polizei wagt noch keine Bewertung

Die Staatsanwaltschaft stufte den Fall bisher als gefährliche Körperverletzung ein. Am Freitag sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer: „Nach dem jetzigen Ermittlungsstand stellt sich das als Körperverletzung dar.“ Ob fahrlässig oder vorsätzlich, müssten die weiteren Ermittlungen ergeben.

Das Video stammt aus einer Bar am Heumarkt, dem Zentrum des karnevalistischen Geschehens zur Sessionseröffnung. Nach Angaben der Polizei sieht man darauf, wie der 22-Jährige zur Tatzeit aus dem Gastraum kommt und dabei „in freundschaftlichem Körperkontakt mit dem späteren Täter“ steht. Dann ist auch das Umlegen des Kabelbinders zu sehen. Die Betroffenen seien nicht homosexuell, sondern „Kumpel“, sagte ein Polizeisprecher. Es sei auch Alkohol im Spiel gewesen.

Vier Anzeigen wegen sexueller Belästigung

Der Karnevalsauftakt am 11.11. ist neben Weiberfastnacht und Silvester traditionell einer der arbeitsintensivsten Tage für die Kölner Polizei. Vor allem nach dem 11.11. 2017 war in Köln eine Debatte darüber aufgekommen, ob der Tag zu einem reinen Massenbesäufnis mit viel Kriminalität verkommen ist. Daraufhin hatten Polizei und Ordnungsamt die Sicherheitsmaßnahmen im vergangenen Jahr verstärkt.

Insgesamt wurden in Köln am 11.11., dem traditionellen Start der Karnevalszeit, 48 Strafanzeigen gestellt, 29 davon wegen Körperletzung und sechs wegen gefährlicher Körperverletzung. Es gab vier Anzeigen wegen sexueller Belästigung. Eine Passantin, die offenbar keine Karnevalistin war, wurde von der Stadtbahn erfasst und schwer verletzt.

Die Behörde ermittelt in diesen Fällen und bittet weitere Geschädigte oder Zeugen, sich bei der Kölner Polizei zu melden. Daher sei zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht davon auszugehen, dass ihre Karnevalsbilanz bereits vollständig sei, so die Polizei. Eine Bewertung des Montagstages wollte die Behörde, die mit rund 1000 Kräften im Einsatz war, daher noch nicht abgeben. (yh/les/dpa)