Berlin. Katie Price ist stolz, alleinerziehende Mutter eines behinderten Sohnes zu sein. In einer BBC-Doku berichtet sie vom Kampf gegen Hass.

„Erzähl, was du zu Hause gemacht hast“, fordert Katie Price ihren Sohn Harvey auf. „Die Fenster eingeschmissen“, sagt der 18-Jährige. „Und wie viele iPads?“ „Acht.“ „Und wie viele Fernseher?“ „Eine Menge.“

Trotz des brisanten Themas – der Teenager wirkt nicht so, als fühle er sich unwohl im Fernsehen. Kameras ist er gewöhnt, seit er ein Baby ist. Seine Mutter ist in Großbritannien eine Berühmtheit. Sie war Seite-3-Model und Reality-TV-Darstellerin.

Katie Price: Sohn kam mit septo-optische Dysplasie auf die Welt

Doch während andere Promi-Kinder seines Alters Partys feiern, Follower auf Instagram sammeln und ihren Eltern nacheifern, bedeutet für Harvey jeder Tag ein Kampf. Er kam mit septo-optischer Dysplasie auf die Welt, einer Fehlbildung des Gehirns, die zu zahlreichen Beeinträchtigungen führt. So ist Harvey autistisch und besitzt kaum Sehvermögen.

Bei einer Größe von 1,88 Metern wiegt er 184 Kilogramm - aufgrund von Hormonstörungen ist er quasi immer hungrig und nimmt schnell zu. Für seine Mutter wird es immer schwerer, seine Wutausbrüche abzuwehren. Jetzt hat sie eine Entscheidung getroffen: Harvey wird in eine Einrichtung ziehen, in der er rund um die Uhr betreut wird.

BBC zeigt Doku über Katie Price und ihren Sohn

„Es wird mir das Herz brechen, ihn nicht mehr jeden Tag zu sehen“, sagt die 42-Jährige sie in der BBC, die am 25. Januar die Dokumentation „Me and Harvey“ ausstrahlt. „Aber es ist das Beste für Harvey und ich muss positiv denken. Er soll nicht glauben, ich wolle ihn loswerden.“ In dem College werde er gefördert, könne Kontakte knüpfen und letztlich unabhängiger werden. „Ich muss lernen, loszulassen. Wir habe eine unvorstellbar enge Bindung.“

„Luder“ nannte man Ende der 90er-Jahre die neue Generation junger Frauen ohne erkennbare künstlerische Talente, die in Miniröcken und auf High Heels berühmt werden wollte, egal wie. Katie Price war die lauteste und wildeste von allen. Zielsicher hielt sie sich stets dort auf, wo die Kameras klickten: zum Beispiel in den Fahrerlagern der Formel 1.

Der Plan ging auf, die Boulevardpresse taufte sie fortan nach ihrem bevorzugten Rennfahrerteam „Jordan“ oder einfach nur „Boxenluder“. Die Blätter nahmen großen Anteil an ihren Brustvergrößerungen und -verkleinerungen sowie an ihrer Romanze mit einem vergessenen Popstar im allersten Dschungelcamp.

Katie Price modelte bei Formel 1-Rennen als
Katie Price modelte bei Formel 1-Rennen als "Boxenluder".

Harveys Vater ist ein Ex-Fußballer

Der 2002 geborene Harvey schien nicht in dieses Leben zu passen. Vater ist der Ex-Fußballer Dwight Yorke, der Price noch während der Schwangerschaft verließ und sich bis heute nie um seinen Sohn kümmerte. Doch es war Price, die sich immer wieder anhören musste, eine schlechte Mutter zu sein.

In der Presse wurde sie für die Behinderung ihres Sohnes verantwortlich gemacht, weil sie getrunken habe. „Ja, ich bin ausgegangen“, sagt sie. „Ich war Single und war auf Partys, und sie haben Fotos von mir gemacht, als ich müde aus dem Club kam und betrunken aussah. Doch ich habe nicht getrunken“, beteuert sie.

Katie Price wehrt sich gegen Hass

Price bekam vier weitere Kinder, die sie ebenfalls alleine großzog. Harvey währenddessen wurde vor allem durch Social Media Zielscheibe von Spott und Häme. 2011 machte der Comedian Frankie Boyle in seiner TV-Show geschmacklose Witze über Harvey, die er mit der Aussage beendete, der Junge könne die Sendung ja kaum gesehen haben – eine Anspielung auf Harveys Sehbehinderung. Von da an wehrte Price sich.

Zuletzt startete sie eine Petition, verlangte eine Gesetzesänderung, sprach im Parlament vor: „Harvey ist keine Sache, über die man sich lustig macht. Er überwindet jede Tag Berge und Hindernisse, um die andere sich keine Gedanken machen. Es ist Ehre und Auszeichnung für mich, alleinerziehende Mutter eines behinderten Kindes zu sein.“

Katie Price wehrt sich gegen Hasskommentare, die ihren Sohn betreffen.
Katie Price wehrt sich gegen Hasskommentare, die ihren Sohn betreffen.

Sie verlangt, dass Absender von Hasskommentaren registriert werden: „Wenn sie groß genug sind, hinter ihren Computern zu sitzen und diese Dinge zu schreiben, dann sollten sie genannt und angeprangert werden.“

In der Doku jedenfalls ist zu sehen, dass Harvey sich auf seine neue Schule freut. Erschöpft, aber auch erleichtert stehen Mutter und Sohn nach einer Besichtigung auf dem Bahngleis. „Solange du glücklich bist, bin ich es auch“, sagt sie.

Weitere Nachrichten aus dem Vermischten: