Berlin. Klimaforscher warnen in einem neuen Fachbeitrag vor einer Beschleunigung des Klimawandels. Sie sprechen von einem „Notfallzustand“.

Könnte die Erderwärmung noch schneller voranschreiten als bislang gedacht – und noch verheerendere Folgen haben? Erneut haben Forscher am Mittwoch vehement vor sogenannten Kipppunkten im Erdsystem gewarnt, die den Klimawandel drastisch beschleunigen könnten.

Internationale Klimaforscher veröffentlichten im Fachblatt „Nature“ einen Artikel, in dem sie eindringlich warnen: „Unserer Ansicht nach deuten die Erkenntnisse aufgrund der Kipppunkte darauf hin, dass wir uns in einem planetaren Notfallzustand befinden: Sowohl das Risiko als auch die Dringlichkeit der Situation sind akut.“

Forscher warnen in „Nature“ vor Kipppunkten – Erste Hinweise auf Kettenreaktionen

Zu den Autoren des Beitrag zählen auch renommierte deutsche Forscher wie Hans Joachim Schellnhuber und Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Sie begründen ihre Warnung mit neuen Erkenntnissen zu den sogenannten Kipppunkten („tipping points“).

Diese bezeichnen im Zusammenhang mit Klimamodellen, dass sich eine vorher geradlinige Entwicklung wegen bestimmten Faktoren ab diesem Punkt stark beschleunigen könnten. „Beim Vergleich mit dem menschlichen Körper könnten Organe als Kippelemente beschrieben werden. Diese verändern ihre gewohnte Funktionsweise drastisch oder stellen sie gar ein, sobald bestimmte Voraussetzungen, wie zum Beispiel Sauerstoffzufuhr, nicht mehr in ausreichendem Maße erfüllt sind“, heißt es auf der Seite der Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Wissenschaftler plädieren für energische Gegenmaßnahmen

Wenn ein spezieller Schwellenwert überschritten wird, könne eine damit angestoßene Entwicklung nicht mehr aufgehalten werden – trotz aller Maßnahmen. Nach Ansicht der Forscher gibt es erste Hinweise für diese möglicherweise unterschätzen Rückkopplungen, wie sie in „Nature“ schreiben.

Dafür gibt es laut den Forschern jetzt erste Hinweise dahingehend, dass das Schmelzen des Eises in der Arktis zu einem Anstieg der Temperatur dort führt. Ein beschleunigtes Abschmelzen des Eises auf Grönland könnte demnach wichtige Meeresströmungen im Atlantik stören. Noch weitere solcher Kettenreaktionen seien denkbar. Die Forscher plädieren daher für energische Gegenmaßnahmen. (les)