Berlin. Der Klimawandel hat heftige Folgen. Eine davon: der Anstieg des Meeresspiegels. Forscher sind überzeugt: Einige Städte verschwinden.

Ist der Klimawandel noch beherrschbar? Weltweit nimmt die Stärke der Unwetter zu, Waldbrände erreichen häufig eine Ausmaße, die nicht kontrollierbar sind. Kommt es zu Unwettern, werden sie immer heftiger. So wie jetzt in Italien, wo starke Regenfälle für Überschwemmungen in Venedig sorgen.

Wissenschaftler geben der Erderwärmung, die Folge des vom Menschen gemachten Klimawandels ist, die Schuld an der Entwicklung.

„Das Hochwasser in Venedig bringt das Problem der absoluten Trägheit an die Oberfläche, mit der man in Italien das Phänomen des Meeresspiegelanstiegs angeht“, erklärte Luigi Merlo vom Handelsverband Confcommercio. Dass der Klimawandel überhaupt in den Griff zu kriegen ist, davon sind längst nicht mehr alle überzeugt.

Im Gegenteil: Die USA haben offiziell das Pariser Klimaabkommen gekündigt. Damit scheint es immer unwahrscheinlicher, die vom Menschen verursachte Erderwärmung in den Griff zu bekommen. Davor warnen jetzt auch Zehntausende Wissenschaftler.

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Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – dreieinhalb Milliarden Menschen – seien für nur zehn Prozent des weltweiten Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase verantwortlich, sagte Kira Vinke vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung am Montag in Dresden vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Die reichsten zehn Prozent der Menschen auf der Erde hingegen verursachten die Hälfte der CO2-Emissionen.

Knapp vier Wochen vor dem UN-Klimagipfel hatten zudem Forscher aus 153 Ländern im Fachjournal „BioScience“ erläutert, ohne grundlegendes Umsteuern sei „unsägliches menschliches Leid“ nicht mehr zu verhindern. „Aus den vorliegenden Daten wird klar, dass ein Klima-Notfall auf uns zukommt.“

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    Auch ohne die USA fordern die Wissenschaftler größere Anstrengungen beim Klimaschutz. Fast drei Viertel der 184 Zusagen zum Einsparen von Treibhausgasen, die Länder im Rahmen des Pariser Abkommens eingereicht haben, sind laut den Forschern nicht ehrgeizig genug.

    Klimawandel sorgt für Anstieg des Meeresspiegels – Das muss man wissen:

    • Zwei Forscher der Universität Princeton berechneten, wie der Klimawandel den Meeresspiegel erhöht
    • Deutschlands Inseln könnten in 30 Jahren regelmäßig untergehen
    • Langfristig wird es auch in und um Hamburg wohl feuchter
    • In einer weiteren Studie kommen Forscher zu dem Schluss, dass die Meere um insgesamt 20 Zentimeter ansteigen könnten
    • Sie fordern eine Verbesserungen bei den Bemühungen zum Klimaschutz
    • Zehntausende Wissenschaftler haben den „Klima-Notfall“ ausgerufen

    Gemessen am Ziel, den Ausstoß bis 2030 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren, seien nur die 28 EU-Staaten gemeinsam und sieben weitere Länder auf Kurs, heißt es in der am Dienstag vorgestellten Auswertung von fünf Autoren, von denen vier auch schon für den Weltklimarat IPCC gearbeitet haben.

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      Selbst wenn sie sich mehr Mühe geben, zeichnen die Forscher ein düsteres Szenario: Auch eine am Montag veröffentlichten Studie, die im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)“ publiziert wurde, kommt zu dem Schluss, dass selbst bei Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen der Meeresspiegel bis zum Jahr 2300 um 20 Zentimeter ansteigen wird.

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        „Je mehr Kohlendioxid-Emissionen jetzt freigesetzt werden, desto stärker bestimmen wir auch bereits den Meeresspiegelanstieg der Zukunft“, heißt es in der Studie.

        Das soll das Pariser Klimaabkommen bringen:

        • Im Pariser Abkommen haben sich fast alle Staaten der Welt das Ziel gesetzt, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.
        • Damit sollen katastrophale Folgen wie Hitzewellen und Dürren, extreme Regenfälle und den Anstieg der Meeresspiegel begrenzt werden.
        • Ginge es weiter wie bisher, läge der Anstieg Ende dieses Jahrhunderts wohl bei gut drei Grad.

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          Die schlechte Nachricht: Der Meeresanstieg lässt sich nicht aufhalten. Die gute Nachricht: Die Höhe des Anstiegs lässt sich noch beeinflussen, auch wenn es dafür einiger Bemühungen bedarf. Doch erreichen wir die in den Verträgen festgelegten Ziele überhaupt noch, wenn ein Land wie die USA aus dem Abkommen ausgestiegen ist?

          Selbst wenn wir die Ziele erreichen und den Anstieg auf nur 20 Zentimeter bis zum Jahr 2300 begrenzen können, wären verheerende Folgen die Ursache: Bei nur 10 Zentimetern wäre allein der Lebensraum von einer Million Menschen bedroht. Küsten könnten überflutet werden, ganze Küstenabstriche verschwinden.

          Bei den Forschern geht man davon aus, dass bis zum Ende des Jahrhunderts die Erde um mindestens drei Grad wärmer geworden ist. Das sei doppelt so viel wie das, was als Bemessungsgrundlage für den Pariser Klimavertrag gilt.

          Die Botschaft an die Politik: Die im Pariser Klimaabkommen festgesetzten Maßnahmen reichen nicht mehr aus, um zu verhindern, dass der Meeresspiegel bis zum Jahr 2300 um 20 Zentimeter ansteigen wird.

          Das sind die größten Klimaverschmutzer

          Die Forscher von „Climate Analytics“ in Berlin und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) schreiben weiter, dass ein großer Teil des Anstiegs – die Forscher bemessen den Anteil auf 20 Zentimeter – auf fünf große Verursacher zurückgeführt werden kann.

          Gemeint sind damit:

          • China,
          • die USA,
          • die EU,
          • Indien und
          • Russland.

          20 Zentimeter? Das sei „keine kleine Zahl“, heißt es von Seiten der Forscher. Und weiter: „Das entspricht grob dem bislang im gesamten 20. Jahrhundert beobachteten Meeresspiegelanstieg.“

          Deutschland: Einige Städte würden wegen des Klimawandels verschwinden

          Eine zweite Studie zeigt, wie massiv die Veränderungen in Deutschland sein könnten. Scott A. Kulp und Benjamin H. Strauss, zwei Forscher der angesehenen Universität Princeton, haben vorausgesagt, dass schon in gut 30 Jahren Teile von Deutschland regelmäßig überflutet sein könnten.

          Insbesondere die Nordseeinseln werden nach der Prognose von Hochwasser betroffen sein – aber auch Teile von Rügen, Fehmarn und Ostfriesland. Auch gut die Hälfte der Niederlande könnten regelmäßig überflutet sein. Aber das ist nicht das Ende. Wenn der Trend sich fortsetzt, heißt es für künftige Generationen: Schwimmen, wo jetzt Stadt ist.

          Eisbären leiden unter dem Klimawandel

          Große dunkle Knopfaugen, helles flauschiges Fell: Eisbären gehören neben den Kodiak-Bären zu den größten fleischfressenden Landsäugetieren. Und sie stehen vor einem existenziellen Problem: Ihr Lebensraum schwindet. Am 27. Februar ist Welt-Eisbärentag.
          Große dunkle Knopfaugen, helles flauschiges Fell: Eisbären gehören neben den Kodiak-Bären zu den größten fleischfressenden Landsäugetieren. Und sie stehen vor einem existenziellen Problem: Ihr Lebensraum schwindet. Am 27. Februar ist Welt-Eisbärentag. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
          Der Eisbär ist das Symbol für die Arktis. Doch der Klimawandel und die Jagd gefährden sein Überleben. Die Organisation „Polar Bears International“, eine der größten Initiativen zur Rettung der „weißen Riesen“, schätzt einen Rückgang der Population um zwei Drittel bis zum Jahr 2050 – sollte sich bei gleichbleibenden Bedingungen nichts ändern.
          Der Eisbär ist das Symbol für die Arktis. Doch der Klimawandel und die Jagd gefährden sein Überleben. Die Organisation „Polar Bears International“, eine der größten Initiativen zur Rettung der „weißen Riesen“, schätzt einen Rückgang der Population um zwei Drittel bis zum Jahr 2050 – sollte sich bei gleichbleibenden Bedingungen nichts ändern. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
          In der Arktis gibt es laut Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN nur noch rund 26.000 Eisbären. Der durch den Klimawandel begründete Verlust des Packeises zählt zur größten Bedrohung für das Überleben der Tiere.  Auch in der Antarktis wird es immer wärmer.
          In der Arktis gibt es laut Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN nur noch rund 26.000 Eisbären. Der durch den Klimawandel begründete Verlust des Packeises zählt zur größten Bedrohung für das Überleben der Tiere. Auch in der Antarktis wird es immer wärmer. © iStock | Lanaufoto
          Das Eis ist erschreckend weit zurückgegangen. Der Lebensraum der Eisbären schmilzt.
          Das Eis ist erschreckend weit zurückgegangen. Der Lebensraum der Eisbären schmilzt. © imago stock&people | United Archives
          Für die Jagdstrategie von Eisbären ist Eis wesentlich. Wenn flinke Ringelrobben aus Löchern auftauchen, um Luft zu schnappen, schlagen sie normalerweise zu. Doch ohne Eis gibt es keine Luftlöcher.
          Für die Jagdstrategie von Eisbären ist Eis wesentlich. Wenn flinke Ringelrobben aus Löchern auftauchen, um Luft zu schnappen, schlagen sie normalerweise zu. Doch ohne Eis gibt es keine Luftlöcher. © imago stock&people | imagebroker
          Für die Eisbären wird es immer schwieriger, Nahrung zu finden.
          Für die Eisbären wird es immer schwieriger, Nahrung zu finden. © www.arctic-dreams.com | Kerstin Langenberger
          Seit der Industrialisierung produziert der Mensch mehr Kohlendioxid und andere Treibhausgase, als die Natur wieder aufnehmen kann. Dieser menschengemachte Treibhauseffekt hat die Luft bereits erwärmt und führt so dazu, dass sich das Klima auf der Erde ändert.
          Seit der Industrialisierung produziert der Mensch mehr Kohlendioxid und andere Treibhausgase, als die Natur wieder aufnehmen kann. Dieser menschengemachte Treibhauseffekt hat die Luft bereits erwärmt und führt so dazu, dass sich das Klima auf der Erde ändert. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
          Eisbären verbringen die ersten beiden Lebensjahre bei der Mutter.
          Eisbären verbringen die ersten beiden Lebensjahre bei der Mutter. © imago stock&people | imagebroker
          Ihr dichtes, öliges Fell ...
          Ihr dichtes, öliges Fell ... © imago/All Canada Photos | imago stock&people
          ... schützt den Eisbären vor Kälte und Nässe.
          ... schützt den Eisbären vor Kälte und Nässe. © imago | Nature Picture Library
          Das potenzielle Höchstalter von Eisbären wird in freier Wildbahn auf etwa 25 bis 30 Jahre geschätzt.
          Das potenzielle Höchstalter von Eisbären wird in freier Wildbahn auf etwa 25 bis 30 Jahre geschätzt. © imago | Nature Picture Library
          Doch die globale Erwärmung ...
          Doch die globale Erwärmung ... © imago | Nature Picture Library
          ... bedroht die Eisbärenpopulation.
          ... bedroht die Eisbärenpopulation. © imago/Nature Picture Library | imago stock&people
          Dieses kleine Eisbär-Baby braucht sich keine Sorgen über seinen Lebensraum zu machen. Das Jungtier wurde im November in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen geboren. Seit Ende Februar steht fest: Es ist ein Mädchen.
          Dieses kleine Eisbär-Baby braucht sich keine Sorgen über seinen Lebensraum zu machen. Das Jungtier wurde im November in der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen geboren. Seit Ende Februar steht fest: Es ist ein Mädchen. © dpa | ---
          Plüschiges Bündel mit schwarzen Knopfaugen – und ganz schön berühmt: Knut war das erste Eisbärenjunge im Zoologischen Garten Berlin seit 30 Jahren. Er wurde am 5. Dezember 2006 geboren.
          Plüschiges Bündel mit schwarzen Knopfaugen – und ganz schön berühmt: Knut war das erste Eisbärenjunge im Zoologischen Garten Berlin seit 30 Jahren. Er wurde am 5. Dezember 2006 geboren. © imago | Metodi Popow
          Knut wurde von Tierpfleger Thomas Dörflein von Hand aufgezogen. Die beiden erfuhren ein enormes nationales und internationales Medienecho.
          Knut wurde von Tierpfleger Thomas Dörflein von Hand aufgezogen. Die beiden erfuhren ein enormes nationales und internationales Medienecho. © imago | Olaf Wagner
          Im März 2011 starb Knut mit nur vier Jahren vor den Augen der Zoobesucher.
          Im März 2011 starb Knut mit nur vier Jahren vor den Augen der Zoobesucher. © imago stock&people | IPON
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          Globale Erwärmung: Leben von Hunderten Millionen Menschen in Gefahr

          Besonders betroffen von den ansteigenden Meeresspiegeln würden demzufolge allerdings die flachen Küsten asiatischer Länder wie China, Thailand, Bangladesch und Vietnam sein. Im Fachmagazin „Nature Communications“ warnten die beiden Wissenschaftler zudem davor, dass bereits heute drei Mal so viele Menschen in gefährdeten Gebieten leben als bisher angenommen. Auch interessant: Eurowings macht Greta Thunberg ein merkwürdiges Angebot.

          In den nächsten drei Jahrzehnten könnten mehr als 300 Millionen Menschen von chronischen Überschwemmungen bedroht sein. Bis zum Jahr 2100 könnten Gebiete, in denen aktuell 200 Millionen Menschen leben, dauerhaft überflutet sein und ein Leben dort unmöglich sein.

          Hintergrund: Geoengineering – Können wir mit Technologie die Erde kühlen?

          Diese deutschen Städte könnten überflutet werden

          Diese Erkenntnisse sind das Ergebnis eines verbesserten globalen Höhendatensatzes, mit dem die beiden Forscher neue Geländemodelle erarbeitet haben. Bislang wurden für die Berechnung dieser Modelle Daten der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA (National Aeronautics and Space Administration) verwendet.

          Australien- Lebensgefährliche Buschbrände auch in Queensland

          Von den Fluten wären unter anderem folgende deutsche Städte bedroht:

          • Bremen
          • Hamburg
          • Bremerhaven
          • Cuxhaven
          • Itzehoe
          • Oldenburg

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          Diese würden allerdings nicht die Höhe des tatsächlichen Untergrunds erfassen, sondern die höchsten Punkte – also oft auch Hausdächer oder Baumspitzen. Mit dem neu entwickelten Geländemodell und Meeresspiegelprognosen wurden verschiedene Szenarien für die Zukunft entwickelt. Welche Gefahren in dreißig bis achtzig Jahren auf Deutschland zusteuern, kann man sich auf dieser interaktiven Karte ansehen.

          Im Jahr 2100 sind – nach den Berechnungen der beiden US-Wissenschaftler – auch die beiden deutschen Großstädte Hamburg und Bremen gefährdet. (bekö/guhe)