Berlin. Die Verbreitung antibiotikaresistenter Typhuserreger nimmt zu, haben Forschende entdeckt. Sie sind besorgt - und empfehlen Impfungen.

Antibiotikaresistente Typhuserreger breiten sich zunehmend weltweit aus. Das zeigen Genanalysen eines Forschenden-Teams von der Universität Stanford. Die kürzlich im „The Lancet“-Fachmagazin veröffentlichte Studie ist besorgniserregend: Nicht nur sind die resistenten Erreger seit 2016 häufiger geworden – auch tauchen vermehrt Erregerstämme auf, die gegen wichtige Antibiotika resistent sind.

Multiresistente Erreger: Ausbreitung nach Europa

Das Team um Kesia Esther da Silva analysierte für die Studie die Gensequenzen von knapp 3500 Proben des Bakteriums Salmonella enterica serovar Typhi (S Typhi), die zwischen 2014 und 2019 in Indien, Pakistan, Nepal und Bangladesch Menschen angesteckt hatten.

Dazu verglichen sie die Stämme mit weltweit vorkommenden Typhuserregern, um ein Bild von der internationalen Ausbreitung der resistenten Bakterien zu bekommen. Die Studie stellt die bislang umfangreichste Genomanalyse von Typhuserregern dar.

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Die Untersuchung der Forschenden zeigt, dass multiresistente Typhuserreger seit Jahrzehnten in Südasien umgehen; sie entstanden meist in Indien, von wo sie sich seit 1990 mindestens 197 Mal in andere Länder verbreiteten, in 59 Fällen auf andere Kontinente, etwa in das östliche und südliche Afrika, Nordamerika und Europa.

Besonders betroffen ist dort Großbritannien. Dort landete besonders oft ein Bakterienstamm namens "H58", der etwa gegen Penizillin und andere, oft verschriebene Antibiotika resistent ist. Mehr zum Thema: Warum sich extrem resistente Bakterien in Europa verbreiten

Antibiotikaresistenter Typhus: Impfungen empfohlen

Sorgen bereiten dem Team um da Silva besonders Typhusstämme aus Pakistan, die dort zunehmen weniger-resistente Bakterienstämme verdrängen und ihrerseits stärkere Antibiotikaresistenzen aufweisen.

Einige dieser als XDR Tyhpi (extensive drug resistant, dt.: umfassend widerstandsfähig gegen Arzneimittel) bezeichneten Stämme ließen sich den Forschenden zufolge nur noch mit dem Wirkstoff Azithromycin bekämpfen – andere Antibiotika wirkten nicht mehr.

Azithromycin gehört zu den wichtigsten antibakteriellen Mitteln überhaupt. Bei einem Typhusstamm aus Bangladesch wurde 2013 eine Mutation entdeckt, die den Erreger unempfindlich gegen den Wirkstoff macht. Dieser bereitet sich den Forschenden zufolge dort stetig aus.

Das Forschenden-Team spricht sich dafür aus, verstärkt auf Typhus-Impfungen zu setzen. Vor allem dort, wo sich Antibiotika-resistente Erreger ausbreiten, sei es keine gute Idee, mit den Impfungen zu warten, heißt es in der Studie.

Studie zu Typhuserregern: Ausbreitung ist globales Problem

Die Forschenden fürchten zudem, dass Typhusserreger ihre Resistenzgene untereinander austauschen könnten. So könnten Bakterienstämme entstehen, gegen die etablierte orale antimikrobielle Wirkstoffe unwirksam sind.

Die Folge wären mehr Krankenhauseinweisungen, erhöhte Häufigkeit von Typhuserkrankungen in einer Bevölkerung und erhöhte Sterblichkeit. Noch sei aber kein solcher Stamm entdeckt worden.

Das Team geht auf Grund der Forschungsergebnisse außerdem davon aus, dass Indien wichtigster Hotspot für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen ist. Das Problem sei allerdings ein globales, so die Forschenden – die resistenten Stämme können sich schließlich weltweit verbreiten.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.