Washington. Gibt es außerirdisches Leben auf der Venus? Der Planet rückt nun jedenfalls stärker in den Blickpunkt der US-Weltraumbehörde Nasa.

Astronomen weltweit sind begeistert von der neuesten Entdeckung der Nasa. Die Entdeckung von Phosphingas auf der Venus sei die „bislang bedeutendste Entwicklung bei der Suche nach Belegen für Leben außerhalb der Erde“, erklärte der Chef der US-Raumfahrtbehörde, Jim Bridenstine. Der Grund: Phosphingas wird normalerweise mit lebenden Organismen in Verbindung gebracht.

Bridenstine verwies im Onlinedienst Twitter darauf, dass die Nasa vor zehn Jahren mikrobische Lebensformen rund 12.000 Kilometer über der Erde in der oberen Atmosphäre unseres Planeten entdeckt hatte. Nun aber sei es an der Zeit, bei der Suche nach außerirdischem Leben „den Vorrang auf die Venus zu legen“.

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Phosphane: Gase gehen häufig auf Mikroben oder Menschen zurück

Thomas Zurbuchen von der Nasa-Wissenschaftsabteilung nannte die Entdeckung „faszinierend“. Die Venus erweise sich als „aufregender Ort für Entdeckungen, obwohl sie kein bedeutender Teil der Suche nach Leben war“, twitterte der Experte. Die Venus zähle daher zu den möglichen Zielen der nächsten Nasa-Missionen und der europäischen Mission EnVision, an der sich die Nasa als Partner beteiligt.

Ein Forscherteam hatte zuvor in der Fachzeitschrift „Nature Astronomy“ berichtet, in der Wolkendecke rund 60 Kilometer über der Venus Spuren von Phosphingas, auch Phosphane genannt, entdeckt zu haben. Auf der Erde geht das leicht entflammbare Gas, das sich aus einem Phosphor- und drei Wasserstoffatomen zusammensetzt, auf Aktivitäten von Mikroben oder des Menschen zurück.

Wissenschaftlerin warnt vor voreiligen Schlüssen

Die Wissenschaftler hatten die Wolken über der Venus mit Teleskopen erforscht, die im US-Bundesstaat Hawaii und in der Atacama-Wüste in Chile postiert sind. Sie betonten aber, dass die Entdeckung der Phosphane noch kein Beleg dafür sei, dass auf der Venus tatsächlich Leben existiert.

„Ich denke nicht, dass wir das sagen können“, sagte Studienautorin Jane Greaves von der Cardiff University der Nachrichtenagentur AFP. „Selbst wenn ein Planet über reichlich Phosphor verfügt, könnte etwas anderes für Leben Wichtiges fehlen.“ Auch sei es auf der Venus möglicherweise zu heiß oder zu trocken für die Entwicklung von Lebewesen.

Diese Computerillustration zeigt, wie die Oberfläche der Venus möglicherweise aussieht. Die Venus liegt etwa 108 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt und ist etwas kleiner als die Erde. Sie hat die heißeste Planetenoberfläche im Sonnensystem.
Diese Computerillustration zeigt, wie die Oberfläche der Venus möglicherweise aussieht. Die Venus liegt etwa 108 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt und ist etwas kleiner als die Erde. Sie hat die heißeste Planetenoberfläche im Sonnensystem. © imago images/Science Photo Library | imago stock&people via www.imago-images.de

Greaves hob jedoch hervor, dass die Venus der erste Gesteinsplanet außer der Erde sei, auf dem Phosphingas entdeckt worden sei. Da die Wolken über der Venus außerdem stark säurehaltig sind und die Phosphane auf diese Art schnell zersetzt werden, ist laut dem Forscherteam außerdem davon auszugehen, dass es neu entsteht.

Venus: Planet gilt eigentlich als wenig förderlich für Existenz von Leben

Die Bedingungen auf der Venus gelten eigentlich als wenig förderlich für die Existenz von Leben. Die Temperaturen auf dem Planeten erreichen bis zu 500 Grad Celsius. Die Atmosphäre der Venus besteht fast ausschließlich aus Kohlendioxid und erzeugt also einen starken Treibhauseffekt.

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Bislang konzentrieren sich Weltraumbehörden auf der Suche nach extraterrestrischem Leben auf den Mars, der zumindest in der Vergangenheit alle nötigen Voraussetzungen für die Entstehung von Lebewesen hatte. Die USA und China starteten erst kürzlich Missionen zur weiteren Erforschung des Roten Planeten.

Die Venus interessiert Astronomen unter anderem wegen ihrer relativ geringen Entfernung von der Erde und weil sie von ähnlicher Größe ist. Manche Experten sehen in der Venus gar eine Warnung, wie unwirtlich die Erde bei einer fortschreitenden Klimaerwärmung werden könnte.

(dpa/amw)