Berlin. Viele Produkte landen im Müll, obwohl sie noch verzehrbar wären. So plant EU-Kommission, die Lebensmittelverschwendung zu verringern.

Rund 80 Millionen Tonnen: So viele Lebensmittel werden in der EU jährlich weggeworfen. Das entspricht einem Fünftel der gesamten Produktion und pro Person 170 Kilogramm. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat die Kommission der Europäischen Union mehrere Ansätze entwickelt, um in Zukunft die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Dafür werde demnächst per Konsultationsverfahren um die Meinung von Bürgern, Unternehmen und Verbänden gebeten.

Laut dem Blatt sei eine Überlegung der Kommission, die Kennzeichnungen auf Lebensmittelverpackungen zu verändern. Aktuell gibt es unterschiedliche Datenangaben für unterschiedliche Produkte.

Ein Großteil der Produkte trägt ein Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Leicht verderbliche Waren wie Fisch oder Fleisch sind hingegen mit einem Verbrauchsdatum versehen. Unverpacktes Gemüse oder lange haltbare Lebensmittel kommen meistens ohne jegliche Kennzeichnung aus. Auch interessant: Diese Lebensmittel können Sie trotz abgelaufenem MHD essen.

Dem „Handelsblatt“ zufolge sollen in den kommenden Monaten „viele Gesetze rund um die Produktion und den Verkauf von Lebensmitteln" überarbeitet werden. Eine Anpassung der Haltbarkeitsdaten sei demnach zentral, damit weniger Nahrungsmittel im Müll landen. Folgende Vorschläge stünden laut EU zur Diskussion, wie die Tageszeitung schreibt.

Das sind die Alternativen

  • Die erste Idee der EU-Kommission sähe demnach eine Abschaffung des MHD auf lange haltbare Produkte wie Reis, Mehl, Nudeln oder Kaffee und Tee vor.
  • Im zweiten Ansatz würde das Label auch für alle anderen Lebensmittel abgeschafft. Übrig bliebe dann nur das Verbrauchsdatum. Noch ist unklar, ob in dem Fall damit auch mehr Produkte gekennzeichnet werden.
  • Oder drittens: Der Begriff „Mindestens haltbar bis ...“ könnte in dem Szenario verschwinden und durch eine andere Bezeichnung ersetzt werden. Als Beispiel wird die im englischen Sprachraum verwendete Angabe „best before, often good after“ genannt, was so viel bedeutet wie: „Am leckersten bis... .“

Allerdings: Dass die bisher geltenden Kennzeichnungen weiterhin gültig bleiben, schließt die EU laut dem „Handelsblatt“-Bericht "explizit" auch nicht aus. Es könnte sich also gar nicht so viel für Hersteller und Verbraucher ändern.

EU-Europaabgeordnete sieht Handlungsbedarf

Die Zeitung bezieht sich zudem auf eine Studie vom Centrum für europäische Politik (CEP) in Freiburg. Das Institut befürworte demnach, Ess- und Trinkwaren mit möglichst beiden Daten, dem Mindesthaltbarkeitsdatum und dem Verbraucherdatum zu versehen. Begründung: „Dies würde Verbraucher über beide Aspekte – Lebensmittelqualität und Lebensmittelsicherheit – informieren.“ So könnte man „Verwirrung der Verbraucher über die Bedeutung der beiden Datumsangaben“ verringern.

Auch die CDU-Europaabgeordnete Christine Schneider sieht bei dem Thema Handlungsbedarf. „Produkte werden nicht am Tag nach Ablauf einfach schlecht“, sagte sie dem „Handelsblatt“. Es brauche aus ihrer Sicht kein Datum, „das keinem etwas bringt“. Die Politikerin kritisiert außerdem, dass Supermärkte Waren nach Ablauf des gekennzeichneten Datums einfach entsorgen würden. Sie erklärte der Zeitung: „Die Situation, in der sich Menschen verzehrbare Lebensmittel aus Containern holen, zeigt, wie dringend wir handeln müssen.“

(lgr)