Palma. 232 Schüler mussten nach Abipartys in Mallorca in Zwangsquarantäne. Einige Jugendliche durften jetzt zurück auf das Festland.

  • Auf Mallorca hatten die Behörden Hunderte Schüler in Zwangsquarantäne geschickt
  • Die Schüler protestierten
  • Ein Gericht ordnete ihre Entlassung an – jedoch dürfen nicht alle Jugendlichen wieder aufs Festland

Nach ausschweifenden Abiturfeiern auf Mallorca haben sich knapp 1700 jugendliche Spanier mit dem Coronavirus infiziert: Auf Mallorca wurde damit der größte Virusausbruch ganz Spaniens registriert. Um den Ausbruch einzudämmen, hatten die Behörden 232 Schülerinnen und Schüler in einem Hotel auf der Insel unter Quarantäne gestellt.

Doch die Jugendlichen protestierten gegen die Maßnahme. Sie bezeichneten die Zwangsquarantäne als "Entführung". Am Mittwoch ordnete ein Richter an, dass zumindest negativ getestete Schüler entlassen werden sollten.

Mallorca: Quarantäne-Hotel Fall für die Justiz

Dabei ist Urlauber oder Obdachlose in Unterkünften zu isolieren auf der Insel schon länger Usus. Das Viersternehotel Palma Bellver an der Hafenpromenade in Palma ist bereits seit dem 1. Juni das offizielle Corona-Hotel Mallorcas. Die dort untergebrachten spanischen Schüler wurden jedoch zu einem Fall für die Justiz.

Der Protest der Jugendlichen auf den Balkonen des „Hotel Covid“ getauften Gasthauses in Palma hatte in Spanien für Schlagzeilen gesorgt. Mehrere Eltern wandten sich an die Justiz. Beschwerden von Nachbarn über laute Musik und über auf die Straße geworfene Gegenstände lösten zudem mehrere Polizeieinsätze aus.

Dass ein Teil der Schüler die Isolation nun frühzeitig verlassen durfte, begründete die Staatsanwaltschaft vor Gericht so: Die zuständige Gesundheitsbehörde habe sämtliche Schüler unter den Generalverdacht der Corona-Ansteckung gestellt – allerdings ohne darzulegen, wie es zu der Infektion gekommen sein könnte.

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Quarantäne im Hotel auf Mallorca wird teils aufgehoben

Das Verwaltungsgericht in Palma ordnete deshalb am Mittwoch an, dass die Quarantäne für 181 negativ getestete Schüler aufgehoben wird. Im Hotel bleiben nun nur die Schüler, die Corona-positiv sind, aber keine Symptome haben. 16 Schüler wurden mit leichten Symptomen ins Krankenhaus eingewiesen.

Ein Fährboot mit 118 Jugendlichen an Bord lief am Donnerstagvormittag im Hafen von Palma aus. Sie wurden auf der Fähre in einem abgeschotteten Bereich untergebracht, um Ansteckungen anderer Reisender zu vermeiden. Die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol bezeichnete die Aufhebung der Quarantäne als "verantwortungslos" und als "Gefahr für die gesamte Bevölkerung".

Negativ getestete Schülerinnen und Schüler verlassen das Hotel
Negativ getestete Schülerinnen und Schüler verlassen das Hotel "Palma Bellver".

Die Fähre mit den Jugendlichen an Bord wurde später am Donnerstag im Hafen von Valencia erwartet. Beamte der Gesundheitsbehörden ihrer Heimatregionen sollten die Jugendlichen dort in Empfang nehmen und eventuell erneut testen.

In mindestens elf spanischen Regionen wurden mittlerweile nach Angaben der Behörden Corona-Fälle festgestellt, die auf den Mallorca-Ausbruch zurückzuführen sind. Allein in der Hauptstadtregion von Madrid wurden in den vergangenen Tagen rund 320 Menschen im Alter zwischen 17 und 19 Jahren positiv getestet, mehr als 2000 wurden dort unter Quarantäne gestellt. Nach Angaben des spanischen Gesundheitsministeriums wurden landesweit mindestens 1824 Menschen im Zuge dieses Corona-Ausbruchs infiziert und 5978 unter Quarantäne gestellt. (fmg/afp)