Palma/Madrid. Reiche Ausländer investieren in Grundstücke auf Mallorca. Die empörten Einheimischen protestieren gegen den Ausverkauf ihrer Insel.

Sollte dem solventen Käufer langweilig werden, könnte er den 350 Jahre alten Palast auf seinem Grundstück besichtigen. Oder den Leuchtturm an der Spitze seiner Privathalbinsel. Oder er spielt Tennis. Oder er geht einfach eine Runde schwimmen, die Küste gehört ihm ja jetzt auch.

Der norwegische Milliardär Ivar Erik Tollefsen (61) hat sich mal eben eine ganze Landzunge auf Mallorca gegönnt. Was ihn freut, ärgert seine neuen Nachbarn. Denn die haben keine Lust auf Reiche, die die Insel aufkaufen.

Immer mehr Immobilien auf Mallorca werden von Ausländern erworben. Mehr als die Hälfte aller Villen und Wohnungen, die im vergangenen Jahr den Besitzer wechselten, wurden nach Angaben der Behörden von ausländischen Interessenten gekauft – vor allem von wohlhabenden Europäern. Käufer aus dem deutschsprachigen Raum führen die Statistik mit großem Abstand an.

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Mallorca: 62 Millionen für ein Grundstück – kein Problem für Milliardäre

Der Ansturm auf mallorquinischen Grundbesitz hat solche Ausmaße angenommen, dass die Inselregierung aus Sozialdemokraten und zwei kleinen Linksparteien darüber nachdenkt, den Immobilienerwerb für Ausländer zu begrenzen. Hintergrund ist, dass es für die Bewohner Mallorcas und der anderen Balearischen Inseln immer schwerer wird, bezahlbaren Wohnraum zur Eigennutzung zu erwerben.

„Die Balearen dürfen kein Themenpark werden, in dem die Einwohner keinen Platz mehr haben“, sagte Iago Negueruela, der sozialdemokratische Wirtschaftsminister der Ferieninseln, im balearischen Parlament. Die Regelung des Immobilienmarktes sei ein Thema, über das angesichts wachsender Spannungen in der Bevölkerung offen diskutiert werden müsse. „Die Ausländer überbieten sich gegenseitig beim Wettstreit um die Immobilien-Juwelen“, schreibt die Inselzeitung „Diario de Mallorca“.

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Diese Mallorca-Halbinsel mit dem Palast Sa Fortalesa ist nun Privatbesitz eines Superreichen.
Diese Mallorca-Halbinsel mit dem Palast Sa Fortalesa ist nun Privatbesitz eines Superreichen. © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Der jüngste Paukenschlag war der Verkauf des burgähnlichen Palastes Sa Fortalesa an Ivar Erik Tollefsen. Er liegt auf einer verwunschenen Halbinsel mit eigenem Hafen in der nördlichen Feriengemeinde Pollença. Der Kaufpreis soll nach Angaben der norwegischen Wirtschaftszeitung „Kapital“ 62 Millionen Euro betragen haben. Dafür bietet der Burgpalast einen herrlichen Ausblick auf die Bucht von Pollença.

Tollefsen ist Eigentümer des Investmentkonzerns Fredensborg, der wiederum den internationalen Immobilienriesen Heimstaden kontrolliert. Heimstaden ist einer der größten europäischen Eigentümer von Wohnungen. Europaweit besitzt Heimstaden nach eigenen Angaben derzeit 155.000 Wohnungen, davon 26.500 in Deutschland.

Mallorcas Küste ist Privatbesitz

Ein paar Kilometer von Tollefsens Traumpalast entfernt kaufte ein weiterer ausländischer Investor groß ein: Für 165 Millionen Euro erwarb der mexikanische Milliardär Fernando Chico Pardo über seinen Investmentfonds Emin Capital das traditionsreiche mallorquinische Hotel Formentor, das von großzügigen Parkanlagen und Jagdgründen umgeben ist.

Für Empörung sorgte, dass der Investor seinen Plan, die berühmteste und fast 100 Jahre alte Herberge der Insel zu erhalten und zu sanieren, nicht einhielt. Stattdessen rückten die Abbruchbagger an, um Platz für ein neues Luxushotel zu machen.

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Auch der jüngste Erwerb der britischen Milliardärsbrüder Reuben kam auf der Insel nicht gut an: David und Simon Reuben gehören bereits seit Längerem zu den Großgrundbesitzern auf Mallorca. Nach Angaben mehrerer Inselmedien vermehrten sie gerade ihren Besitz mit zwei riesigen Ländereien in Pollença und im südwestlichen Andratx.

Inzwischen sollen ihnen auf Mallorca mehr als 1300 Hektar Land gehören – dies entspricht der doppelten Fläche Gibraltars. Die Reuben-Brüder machten im Zuge der Aufkäufe mehr als zehn Kilometer Küste zu ihrem Privatbesitz.

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In der Bevölkerung sorgen diese Deals für zunehmende Proteste: „Mallorca wird an die Fremden verkauft“, klagte ein Bürger im Leserforum der Inselzeitung „Ultima Hora“. „Bald wird nichts mehr von unserer Insel für uns übrig sein.”

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.