Berlin. Manuela Schwesig ist an Brustkrebs erkrankt. Das gab die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern am Dienstag bekannt.
Sie zeigt sich stark, kämpferisch – die Diagnose ist hart, aber nicht das Ende aller Hoffnung für Manuela Schwesig: „Viele Frauen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Brustkrebs – und viele Frauen zeigen, dass diese schlimme Krankheit heilbar ist.“
Bei einem Statement vor der Presse am Dienstagmittag erklärte Manuela Schwesig, wie sie Kraft für ihren Kampf gegen Brustkrebs findet. Erst kurz zuvor hatte die Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns das Kabinett über ihre Erkrankung informiert.
Vor „einiger Zeit“ kam die Diagnose, es folgte der „riesige Schock“. Dann folgten Gespräche, die ihr Zuversicht gaben, die deutlich gemacht hätten, „dass Krebs nicht gleich Krebs ist.“ Am Montag sei sie über die anstehende Behandlung informiert worden – und habe dann am Dienstag ihre Kollegen informiert.
Manuela Schwesig hat Brustkrebs – Amt der SPD-Vorsitzenden niedergelegt
Schwesig ist auch kommissarische SPD-Chefin. Während sie ihre lokalen Ämter behalten will, wird sie ihr Bundesamt niederlegen. „Jeder weiß, dass ich diese Aufgaben auch in schwierigen Zeiten gern und mit viel Leidenschaft ausgefüllt habe. Deshalb fällt mir dieser Schritt auch schwer – aber er ist auch notwendig“, sagte Schwesig vor der Presse.
Nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Manuela Schwesig von der SPD-Spitze wird Malu Dreyer die Partei von Oktober an für einige Wochen als alleinige kommissarische Vorsitzende führen, bis dahin gemeinsam mit Thorsten Schäfer-Gümbel.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich über Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter: „Die Nachricht von Manuela Schwesigs Krebserkrankung macht mich betroffen“, heißt es dort. „Ich habe mit ihr telefoniert und ihr von Herzen gewünscht, dass sie wieder ganz gesund wird, dazu Kraft und Zuversicht in dieser schwierigen Zeit.“
Die 45-Jährige hatte das Ministeramt 2017 von Erwin Sellering (SPD) übernommen – der selbst wegen Krebs zurückgetreten war. Als Inspiration im Kampf gegen die Krankheit nannte sie die Landrätin Kerstin Weiss (SOD), die in Wismar nach dem Sieg gegen den Krebs ihre Rückkehr in die Politik feierte.
Details über Behandlung, Verlauf und den Umgang ihrer Familie mit der Krankheit wolle sie vorerst nicht öffentlich besprechen. Sie hatte allerdings erklärt, die Therapie erfolge ambulant.
Manuela Schwesig an Brustkrebs erkrankt: Es gibt auch „gute Nachrichten“
In einer Mitteilung hatte die zweifache Mutter zuvor erklärt, wie es ihr derzeit geht – vieles davon wiederholte sie noch einmal vor den Journalisten am Mittag: „Die gute Nachricht ist: Dieser Krebs ist heilbar. Allerdings ist dafür eine medizinische Behandlung notwendig. Dies wird dazu führen, dass ich in den kommenden Monaten nicht an allen Tagen öffentliche Termine wahrnehmen kann“, so Schwesig in der persönlichen Erklärung.
Am Mittag vor die Presse erklärte Schwesig, warum ihr so wichtig ist, die Krankheit zu besiegen. Sie nannte fünf Gründe:
- „Dass ich wieder gesund werden kann“
- „Meine Verantwortung für das Land“
- „Meine großartige Familie“
- „Eine Landesregierung, die gut funktioniert“
- „Eine Partei, auf die ich mich zu jeder Zeit verlassen kann“
Kollegen reagieren „erschüttert“ – Schwesig freut sich über Genesungswünsche
Vorerst wird sie aber Hilfe bei der Erfüllung ihrer Aufgaben brauchen: „Ich habe deshalb die Ministerinnen und Minister gebeten, mich an diesen Tagen zu vertreten“, so Schwesig. Den kommissarischen Vorsitz der Bundes-SPD hat sie vorerst abgeben.
Ihre beiden Kollegen an der SPD-Spitze gaben bei einem Pressetermin in Berlin bekannt, dass sie zu zweit weiterarbeiten werden. Thorsten Schäfer-Gümbel erklärte, das Fundament sei „stabil“, weshalb es bei der verabredeten Führung bleibe. Malu Dreyer erklärte, dass sie sehr, sehr erschüttert und „total traurig“ seien. „Wir haben großes Verständnis dafür, dass sie Prioritäten setzt.“
Wie geplant werde Schäfer-Gümbel am 1. Oktober Arbeitsdirektor der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) – Dreyer stehen dann einige wenige Wochen allein an der Spitze bevor. Dies bereite aber niemandem Sorge. Dreyer betonte, dass es heute vorrangig um die Krankheit und die Genesungswünsche gehe. „Wenn es manchmal so ist, wie es jetzt eben ist, dann sind wir eben jetzt zu zweit.“ Und sie dann kurz allein. Man habe den „Pfad zu einem erfolgreichen Bundesparteitag erfolgreich gelegt.“
Partei und Kollegen sprechen bei Twitter Genesungswünsche aus
Ihr Landesverband wünschte ihr auf Twitter „alles erdenklich Gute und viel Kraft“.
Auch FDP-Chef Christian Lindner wünschte Schwesig auf Twitter alles Gute: „Wünsche Manuela Schwesig von Herzen alles Gute und eine baldige Genesung“, schrieb Lindner, „Gesundheit ist das Wichtigste.“
Parteikollegin Sawsan Chebli reagiert bei Twitter „erschüttert. Ich wünsche Dir, liebe Manu, unendlich viel Kraft. Ich weiß: Du bist stark und schaffst das.“
Thüringens CDU-Chef Mike Mohring, selbst gerade von einer Krebserkrankung genesen, schickte „Kraft und Zuversicht, ein Licht an dunklen Tagen und wenn ich das darf, Gottes reichen Segen.“
Bei ihrem Statement sagte Schwesig, die Welle der Glückwünsche helfe ihr und freue sie.
Manuela Schwesig legt kommissarischen SPD-Vorsitz nieder
Manuela Schwesig selbst gab sich optimistisch: „Nach intensiven Gesprächen mit meinen behandelnden Ärzten bin ich sehr zuversichtlich, dass ich wieder vollständig gesund werde. Deshalb habe ich mich entschieden, das Amt der Ministerpräsidentin und auch den Parteivorsitz hier im Land weiter auszuüben.“
„Allerdings ist auch klar, dass ich in den kommenden Monaten meine Kräfte auf Mecklenburg-Vorpommern, meine Gesundheit und meine Familie konzentrieren muss. Deshalb werde ich meine Parteiämter auf Bundesebene niederlegen“, so Schwesig.
Manuela Schwesig hat den kommissarischen Vorsitz der SPD in schwierigen Zeiten übernommen. Es gibt viele Kandidaten für das Amt des Chefs der Partei, die Mehrheit ist für einen Austritt aus der Großen Koalition.
Das ist Manuela Schwesig:
- Geboren am 23. Mai 1974 in Frankfurt/Oder
- Sie hat einen Sohn und eine Tochter
- Als 29 Jahre alte Finanzbeamtin trat Schwesig 2003 in die SPD ein
- Sie gehört seit 2003 dem Vorstand des SPD-Kreisverbands Schwerin an
- Seit dem 13. November 2009 ist sie eine der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD
- Am 4. Juli 2017 wurde Schwesig mit der Mehrheit der rot-schwarzen Koalition im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern zur Ministerpräsidentin gewählt – ihren Sieg feierte sie mit einem Picknick am See
Prominente Kämpfer gegen den Krebs
Die 45-Jährige ist seit 2017 Regierungschefin in Mecklenburg-Vorpommern. Sie folgte Erwin Sellering, der wegen einer Krebserkrankung sein Amt niederlegen musste. Rund eine halbe Million Menschen erkranken jährlich neu an Krebs, jeder zweite Deutsche erkrankt statistisch.
Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und der thüringische CDU-Landeschef Mike Mohring sind an Krebs erkrankt. Ein Parteienforscher erklärt, warum für Politiker ein offener Umgang mit einer Krebserkrankung wichtig ist.
Brustkrebs ist ein Dauerthema – erst kürzlich wurde beschlossen, dass Biomarker-Tests, die Chemotherapien verhindern können, Kassenleistung werden. Immer wieder sind auch prominente Frauen von der Diagnose betroffen. Aktuell sprachen unter anderem die Sängerin Melissa Etheridge („Mache nicht langsamer, bevor ich 80 bin“) und die Bestsellerautorin Nicole Staudinger über ihre Erkrankungen. (moi/ses/jei)