Berlin. Die deutschen Fluggesellschaften dringen auf ein Ende der Maskenpflicht, wie in Rest-Europa. Wie holen sie Karl Lauterbach an Bord?

Die Sommerferien rücken näher, nicht wenige Bürger steigen erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise wieder in ein Flugzeug. Die deutschen Fluggesellschaften dringen auf ein Ende der Maskenpflicht. Sie befürchten Wettbewerbsnachteile in Europa und Ärger mit ihren Gästen.

Bei vielen Flügen kommt es zu Streitigkeiten. "Das müssen die Crews ausbaden", heißt es beim Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Der internationale Flugverband IATA meldet für 2021 eine steigende Zahl von Regelbrüchen durch Passagiere. Ob die zeitliche Parallele zur Corona-Krise zufällig oder es einen kausalen Zusammenhang gibt, ist offen.

Maske: Karl Lauterbach hält daran fest

BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow forderte die Bundesregierung auf, den Vorschlägen der EU-Behörden und dem Beispiel zahlreicher Mitgliedstaaten zu folgen und es den Passagieren zu überlassen, ob sie zum Schutz vor einer Corona-Ansteckung eine Maske tragen oder nicht.

Der BDL setzt darauf, dass der "Erkenntnisprozess" in der "Ampel"-Regierung noch nicht zu Ende ist. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist aus Sicht der Wirtschaft Teil der Lösung; er sieht einen "dringenden Anpassungsbedarf“.

Maske: Ist das Risiko im Flugzeug niedriger als in der U-Bahn?

Sein Kabinettskollege Karl Lauterbach (Gesundheit, SPD) ist schon eher Teil des Problems. Ihm fehlt nach eigenen Worten der Spielraum, "um auf Masken im öffentlichen Verkehr zu verzichten“. Beim Infektionsschutz sitzt Lauterbach im Kabinett am politischen Steuerknüppel und Wissing auf dem Sitz des Co-Piloten.

Die Airlines stört schon, dass sie mit beispielsweise U-Bahnen verglichen werden. Dort geht es, allein wegen der Stehplätze, gedrängter zu. Außerdem steigen in jeder Station neue Fahrgäste hinzu. Im Flugzeug hingegen ist die Ansteckungsgefahr nach Ansicht der Airlines, geringer, denn:

  • Ein Passagier hat im Flugzeug maximal zwei Sitznachbarn.
  • Die Kabinenluft an Bord wird alle zwei drei Minuten ausgetauscht.
  • HEPA-Filter reinigen die Luft und filtern Viren oder Bakterien heraus.

„Klar ist, dass wir auf die Maske an Bord von Flugzeugen längst verzichten können. Zahlreiche andere Länder machen dies schon vor, Deutschland muss nun nachziehen“ sagte von Randow. Deutschlands Nachbarn Frankreich, Polen, Tschechien, Dänemark, Belgien und die Schweiz hätten die Maskenpflicht bereits abgeschafft. In den wichtigen Luftverkehrsmärkten USA und dem Vereinigten Königreich werde ebenfalls auf Freiwilligkeit gesetzt.

Maske: Rest-Europa macht sich locker

Nach der seit Montag geltenden EU-Empfehlung an die 27 Mitgliedsländer besteht eine Maskenpflicht weiterhin dort, wo die nationalen Corona-Regeln das Tragen der Maske in öffentlichen Verkehrsmitteln vorsehen. In Frankreich etwa gilt keine Corona-Maskenpflicht mehr im öffentlichen Verkehr.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.