Köln. Comedian Michael Kessler startet mit einer neuen Show bei Amazon Prime Video. In „Binge Reloaded“ kriegen viele Promis ihr Fett weg.

Ob Florian Silbereisen , Helene Fischer oder Tim Mälze r: In der neuen Comedyshow „Binge Reloaded“ , die am 4.12. beim Streamingdienst Amazon Prime Video startet, bekommen viele Berühmtheiten ihr Fett weg. Parodiert werden die TV-Promis unter anderem von Michael Kessler , der das früher schon in den Comedyshows „Switch“ und „Switch reloaded“ auf ProSieben mit großem Erfolg getan hat.

Herr Kessler, wie finden Sie eigentlich Florian Silbereisen?

Michael Kessler: Der macht erfolgreiches Fernsehen und unterhält viele Menschen sehr gut. Mich aber nicht.

Sie haben Silbereisen schon früher etwa in der ProSieben-Sendung „Switch“ parodiert und tun das auch in der neuen Comedyshow „Binge Reloaded“. Sie müssen ihn gut studiert haben…

Kessler: Kann man so sagen, und er hat sich in all den Jahren sehr stark verändert, finde ich. In erster Linie äußerlich: Er hat keine gefärbten Haare mehr, die geschmacklosen Anzüge sind weg, er ist tätowiert und geht in die Muckibude. Außerdem ist er nicht mehr so aufgedreht wie früher und spricht mittlerweile mit einem tiefen Timbre, fast wie ein Synchronsprecher.

Michael Kessler – gern parodiert er Florian Silbereisen

Haben Sie ihn mal getroffen?

Kessler: Ich war mal vor Jahren mit ihm in einer Talkshow, wo er gesagt hat, dass er meine Parodie lustig findet. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob er es wirklich immer so lustig fand, wie ich ihn auf die Schippe genommen habe. Er hat es bei „Switch“ ja auch dicke abbekommen, da muss man schon ein dickes Fell haben.

Es gab dann auch mal die Idee, dass ich in seine Sendung komme, wo so eine Art Verbrüderung zwischen ihm und der von mir gespielten Figur stattfinden sollte. Das habe ich aber abgelehnt, weil es eine Verbrüderung zwischen Original und Parodist nicht geben darf, das wäre gegenüber dem Zuschauer nicht okay.

Michael Kessler will sich nicht den Mund verbieten lassen und ab und an auch mal Grenzen überschreiten.
Michael Kessler will sich nicht den Mund verbieten lassen und ab und an auch mal Grenzen überschreiten. © dpa PA / Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Wie ist das, wenn Sie sich eine Figur aneignen?

Kessler: Also ich übe das nicht vor dem Spiegel, teste die Sprechweise oder Gestik der Figur aber schon mal im privaten Rahmen, übe das für mich im Wohnzimmer und belästige auch mal meine Mitmenschen damit (lacht).

Es ist ein langer Prozess, ich recherchiere viel, schaue mir Videomaterial an, achte auf Dialekt, Gestik oder Sprachfehler und mache mir Notizen. Dann überlege ich mir, welche Eigenheiten verstärkt werden müssen, damit der Zuschauer die Person sofort erkennt. Es dauert eine Weile, bis ich mich in eine Figur hineingefühlt habe.

Streit um Blackfacing in der Comedy

Warum ist eigentlich Ihr alter „Switch“-Kollege Bernhard Hoëcker nicht wieder mit von der Partie?

Kessler: Für „Binge Reloaded“ wurde ein neues Ensemble zusammengestellt, es ist eine gute Mischung dabei rausgekommen. Warum Bernhard nicht dabei ist, kann ich Ihnen gar nicht sagen, ich vermute mal, er hat wenig Zeit, er ist ja vielbeschäftigt im Fernsehen.

Hoëcker hat sich vor kurzem für frühere Parodien entschuldigt, bei denen er mit Blackfacing gearbeitet hat…

Kessler: Ich bin zwar auch der Ansicht, dass sich Weiße nicht unbedingt schwarz anmalen müssen. Wir geraten bei dieser Diskussion aber so langsam in einen schwierigen Bereich und müssen aufpassen, dass da nichts übertrieben wird.

Wir Comedians machen Parodie, Sketche und Quatsch, wir verkleiden uns als Politiker, Prominente und was weiß ich nicht alles. Wir dürfen nicht vergessen: Bei Parodien und in der Satire sind auch Dinge erlaubt, die sonst nicht gestattet sind. Wenn man uns das jetzt wegnimmt, dann haben wir ein ganz großes Problem, denn dann dürfen wir uns über ganz vieles nicht mehr lustig machen.

Kesslers Plädoyer für die Freiheit der Kunst

Ist die Freiheit der Kunst gefährdet?

Kessler: So sehe ich das. Wir müssen diese Freiheit als Künstler auch weiterhin haben. Wenn wir künftig nur noch mit Sagrotan gereinigte Sketche abliefern dürfen, dann ist das der Tod von Satire und Parodie.

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    Was kann man dagegen machen?

    Kessler: Wir dürfen uns den Mund nicht verbieten lassen. Außerdem empfehle ich so manchen Zeitgenossen dringend, sich mal zu entspannen. Ich bin absolut dafür, dass Minderheiten toleriert und auch beschützt werden. Wir leben in einem freien Land, aber zu dieser Freiheit gehört auch, dass wir Spaß machen, dass wir Satire üben und parodieren dürfen. Wir dürfen den Humor nicht verlieren.

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