Berlin. Am Dienstag gab die Academy ihre Nominierungen bekannt. Der Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ ist gleich neun Mal im Rennen.

Der Erfolgskurs des deutschen Antikriegsfilms „Im Westen nichts Neues“ nimmt kein Ende. Die Verfilmung von Erich Maria Remarques Roman hat bereits zahlreiche internationale Preise gewonnen, darunter zwei Europäische Filmpreise und sechs CinEuphoria Awards.

Erst vergangenen Donnerstag wurde Erich Bergers Film außerdem für 14 BAFTAs nominiert, ein neuer Rekord: Noch nie hatte ein ausländischer Film so viele Gewinnchancen beim Britischen Film- und Fernsehpreis.

Und nun ist er, wie Hollywoods Filmakademie am gestrigen Dienstag bekannt gab, auch bei den Oscars nominiert. Und nicht nur für den Auslands-Oscar, sondern in gleich acht weiteren Kategorien, darunter Drehbuch, Kamera, Filmmusik – und in der Hauptkategorie, als Bester Film. Noch nie wurde eine deutsche Produktion in dieser Kategorie aufgestellt. „Im Westen nichts Neues“ schreibt damit Geschichte.

Oscar-Verleihung 2023: Das sind die Nominierungen

Maria Schraders Hollywood-Debüt dagegen, das #MeToo-Drama „She said“, dem ebenfalls große Chancen eingeräumt wurden, kommt nur auf eine einzige Nominierung. Und die nicht mal (wie bei den Golden Globes) für eine der Darstellerinnen – sondern lediglich für die Filmmusik. So sehr scheint man sich in Hollywood für die Aufarbeitung sexueller Verfehlungen in der eigenen Branche doch nicht zu interessieren. Oder man schämt sich zu sehr.

Die größten Gewinnchancen hat ein Überraschungskandidat: Die durchgeknallte Parallelwelten-Satiren „Everything Everywhere All At Once“ von Dan Kwan und Daniel Scheinert ist gleich elf Mal nominiert. Gefolgt von Martin McDonaguhs irischem Freundschaftsdrama „The Banshees of Inisherin“ mit Colin Farell mit neun Nominierungen. Und Baz Luhrmanns Filmbiographie über den King of Rock’n’Roll „Elvis“ mit acht Nominierungen.

Steven Spielberg ist mit „The Fabelmans“, in dem er seine eigenen Anfänge als Filmemacher verarbeitet, sieben Mal im Rennen. Und Todd Haynes’ zu großen Teilen in Berlin gedrehten Drama „Tár“ mit Cate Blanchett und Nina Hoss sechs Mal.

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All diese Filme konkurrieren auch um den Hauptpreis, ebenso wie „Top Gun: Maverick“ (sechs Nominierungen), „Avatar: The Way of Water“ (vier), Ruben Östlunds Cannes-Gewinner „Triangle of Sadness“ (drei) und die Romanadaption „Die Aussprache“ (zwei Nominierungen).

Oscars 2023: Mehr Diversität unter den Kandidaten

Auffallend: Gleich vier dieser zehn Kandidaten wurden außerhalb der USA gedreht. Mit Michelle Yeoh, Ke Huy Quan, Stephanie Hu und Hong Chau sind gleich drei asiatischstämmige, mit Angela Bassett und Brian Tyree Henry auch zwei afro-amerikanische Schauspieler nominiert.

Nach den #OscarsSoWhite-Protesten der Vorjahre und den vielen Neuaufnahmen von Stimmberechtigten scheint sich wirklich etwas getan zu haben, scheint die Academy diverser und offener zu entscheiden.

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Nur in der Kategorie Regie findet sich mal wieder keine einzige Frau. Weder Maria Schrader noch Sarah Polley, deren „Aussprache“ doch immerhin als bester Film nominiert ist. Beim Drehbuch sieht es ganz ähnlich aus.

Bei den Romanadaptionen ist immerhin Sarah Polley nominiert – und Lesley Paterson, die mit Ed Berger das Drehbuch zu „Im Westen nichts Neues“ schrieb. Bei den Originaldrehbüchern aber sind die Herren mal wieder ganz unter sich.

Drama bei der Oscar-Verleihung 2022

Bei der Oscar-Verleihung im Vorjahr gab es einen Eklat, als Will Smith den Moderator Chris Rock ohrfeigte - und seinen ersten Oscar erhielt. Danach entbrannte eine Debatte, ob er je wieder eingeladen wird. Für „Emancipation“ prophezeite man ihm nun schon im Folgejahr wieder Oscar-Chancen. Doch das Rassismusdrama wurde gar nicht erst nominiert.

Bei der dritten Oscar-Verleihung der Geschichte 1930 gewann übrigens die erste, amerikanische Verfilmung von „Im Westen nichts Neues“ zwei Hauptpreise, für Regie und Besten Film. Mal sehen, wie gut die erste deutsche Adaption des Stoffes abschneiden wird, wenn die Oscars nun am 12. März zum 95. Mal verliehen werden.