Vatikan/Rom. Der Petersplatz und Papst Franziskus ohne Weihnachtsbaum? Eigentlich undenkbar. Doch genau das könnte in diesem Jahr passieren.

Wegen des Protests von Umweltschützern gegen die geplante Fällung einer 200 Jahre alten Tanne am Apennin in Mittelitalien, droht dem Papst der Verzicht auf den traditionellen Weihnachtsbaum, der in der Adventzeit den Petersplatz schmückt. Der Umweltschutzverband WWF wehrt sich gegen die von der Gemeinde Rosello in der Apenninregion Abruzzen geplante Entnahme der Weißtanne mit der Begründung, das Waldgebiet stehe unter EU-Schutz.

Die Weißtanne, die dem Papst von den Abruzzen gestiftet wurde, aber eigentlich auf dem Gebiet der Nachbarregion Molise steht, gilt als seltene Art und befindet sich in einem Schutzgebiet. Dort haben ohne Genehmigung der zuständigen Forstbehörde weder Fahrzeuge Zutritt, noch dürfen Fällarbeiten stattfinden.

Fällarbeiten für die Weihnachtstanne sind ausgesetzt

Nachdem die Umweltschützer die Forstverwaltung alarmiert hatten, wurde beschlossen, die Fällarbeiten bis zum Erhalt einer Genehmigung durch die Region Molise auszusetzen, da die Tanne eine Baumart ist, die strengen Umweltauflagen unterliegt. Das dafür nötige Beurteilungsverfahren dauert laut zuständigem Regionalrat in der Regel etwa einen Monat. Dem Papst droht jetzt ein Petersplatz ohne Tanne, die Anfang Dezember während einer feierlichen Zeremonie erstmals hätte illuminiert werden sollen.

Der erste, der sich für den Baum einsetzte, war der Rechtsanwalt und Naturfotograf Dario Rapino, der die Tanne geografisch lokalisierte und eindeutig feststellen konnte, dass ihr Standort zur Region Molise und nicht zu den Abruzzen gehöre und daher keine Genehmigung für die Fällung vorhanden sei. Vor zwei Jahren, als beschlossen worden war, dass die Abruzzen die Tanne für den Heiligen Vater spenden würden, hatte Rapino einen Brief an Papst Franziskus geschrieben. "Ich habe ihn darin gebeten, sich einzuschalten, damit ein jahrhundertealter Baum mit all seiner Bedeutung für das Ökosystem nicht gefällt werde. Ich warte bis heute noch auf seine Antwort."

Umweltschützer protestierten bereits in der Ära von Johannes Paul II.

Der Bürgermeister von Rosello denkt nun offenbar über ein anderes Exemplar für den Petersplatz nach. Den Ausgang des Genehmigungsverfahrens abzuwarten, könnte zeitlich knapp werden. Die Einweihung der Krippenszene und die Illumination des Weihnachtsbaums sind für den 3. Dezember geplant.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Weihnachtsbaum, der den Petersplatz ziert, im Mittelpunkt einer Kontroverse steht. Im Jahr 1989, als Johannes Paul II. Papst war, kam es zu Protesten seitens österreichischer Umweltschützer gegen die Fällung einer 32 Meter hohen Fichte aus Kopfing, die in jenem Jahr den Petersplatz in Rom schmücken sollte.

Trotz Widerstands seitens des Naturschutzbundes wurde die Fichte auf einem Sattelschlepper auf die Reise nach Rom geschickt. Auch während des Pontifikats von Joseph Ratzinger gab es 2006 einen Protest des WWF der süditalienischen Region Kalabrien, die in jenem Jahr die Tanne für den Petersplatz spendete. Traditionell wird der große Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz gestiftet. Bereits zum zweiten Mal in Folge kommt er aus Italien, zuvor etwa aus Polen und Slowenien. Auch Bayern hat in der Vergangenheit schon einen Weihnachtsbaum gespendet.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.