Berlin. Im Frühjahr haben Allergiker mit Pollen zu kämpfen. Das liegt in diesem Jahr nicht nur an der Trockenheit, sondern auch am Mastjahr.

Pollenallergikern in Deutschland drohen Wochen mit mehr Beschwerden als üblich - aus mindestens zwei Gründen. Der erste: die Trockenheit in vielen Regionen des Landes.

"Wenn der Regen ausbleibt, haben wir eine sehr pollenreiche Luft. Auch zu Boden gefallene Pollen können bei Trockenheit wieder aufgewirbelt werden. Für Allergiker bedeutet das, dass Entlastungstage mit geringerer Pollenkonzentration fehlen", sagt der Landschaftsökologe Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in Berlin.

Der Regen reinigt die Luft normalerweise von Pollen, weshalb Allergiker dann ohne Bedenken lüften könnten. Daher gilt: Ein regenreiches oder eher durchwachsenes Wetter im Frühjahr kann Beschwerden abmildern.

Mastjahr 2022: Menschen reagieren auf Kreuzallergie

In diesem Frühjahr liegt das Problem laut Werchan aber nicht nur in der Trockenheit: Manche Baumarten hätten ein Mastjahr, in dem sie besonders viele Früchte trügen. Vorher gebe es einen überdurchschnittlich ausgeprägten Pollenflug. "Eiche und Buche haben in vielen Regionen eine starke Saison", sagte Werchan. Viele Menschen, die auf Birkenpollen allergisch sind, reagierten im Rahmen einer Kreuzallergie auch darauf.

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Auch die Eschen hatten dem Experten zufolge eine starke Saison, Birke und Erle hingegen weniger. Aktuell gehe der Flug der Gräserpollen hierzulande los: "Die Werte gehen jetzt lokal in eine mäßige, teils auch schon hohe Belastung." Die Stiftung gibt unter anderem wöchentliche Vorhersagen zum Pollenflug heraus.

Pollen im Frühjahr: So reagiert der Körper bei Heuschnupfen

Bei den gelben Schleiern, die man derzeit auf Autos oder Gartenmöbeln kaum übersehen kann, müssen sich Allergiker hingegen keine Gedanken machen, wie Werchan schildert: "Die sichtbaren gelben Pollen stammen in der Regel von Fichte und Kiefer. Durch ihre Größe können sie manchmal die Augen oder die Atemwege reizen. Das ist aber eher ein Fremdkörpergefühl und keine Allergie. Ein starkes Birkenjahr, worunter sehr viele Menschen leiden, wäre hingegen mit bloßem Auge nicht sichtbar - deren Pollen sind einfach zu klein."

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Bei Heuschnupfenpatienten setzt der Körper als Abwehrreaktion auf Pollen den Botenstoff Histamin frei. Betroffene können akute Beschwerden etwa mit Nasenspray, Augentropfen und Tabletten lindern. Manchmal wird ihnen auch geraten, in der Allergie-Hochphase zu verreisen. An der Ursache setzt eine Immuntherapie etwa mit Spritzen oder Tabletten (Hyposensibilisierung) an - damit sollten Patienten in Regel aber einige Monate vor der Pollensaison beginnen. (dpa/les)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.