Prinz Harry packt in zwei TV-Interviews erneut erschütternde Details aus. Zugleich signalisiert er den Royals Gesprächsbereitschaft.

Im dunkelblauen Pullover überm hellblauen Hemd sitzt er in Kalifornien, sinniert über Schmerz, Vertrauen, Vergebung – und die halbe Welt hört zu. Drei TV-Interviews in zwei Tagen: Der 38-Jährige gibt alles, um seine am heutigen Dienstag erscheinende Autobiografie zu bewerben. Vielleicht wird es Zeit für eine Sendepause. Denn Harry ist drauf und dran, den letzten Rest seines guten Rufs zu verspielen.

Einerseits tritt er in den am Sonntag und Montag in Großbritannien und den USA ausgestrahlten Interviews gegen seinen Vater König Charles (74) nach, gegen dessen Frau Camilla (75) – und insbesondere gegen seinen großen Bruder Prinz William (40), den er als kon­trolllosen Wüterich darstellt. Andererseits bettelt Harry während seiner TV-Auftritte geradezu um Versöhnung mit jenen Familienmitgliedern, die er seit Jahren öffentlich attackiert.

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Selbst wohlmeinende Beobachter fragen sich inzwischen, ob man Harry noch ernst nehmen kann. Der Exilroyal ist gefangen in seiner Vergangenheit. Immer wieder bringt er lange zurückliegende Kränkungen zur Sprache, um zu begründen, warum er unter seiner Familie gelitten habe.

So habe es ihn verletzt, dass William während der gemeinsamen Schulzeit vom kleinen Bruder verlangt habe, so zu tun, „als würden wir uns nicht kennen“, wie er gegenüber dem US-Journalisten Anderson Cooper (55) im Sender CBS ausplaudert. Als erwachsener Mann war er eifersüchtig auf Camilla, die neue Frau seines Vaters. „Um selbst gut dazustehen“, habe sie Journalisten Informationen gesteckt und ihn, Harry, auf dem „Altar ihrer persönlichen Öffentlichkeitsarbeit geopfert“, behauptet er.

Und als seine Großmutter, die Queen, im September auf Schloss Balmoral im Sterben lag, hätten die übrigen Familienmitglieder ihn nicht gefragt, ob er zusammen mit ihnen im Flugzeug von London nach Schottland reisen wolle: „Ich war nicht eingeladen.“

Hofverräter Harry, der mit Ehefrau Meghan (41) und den gemeinsamen kleinen Kindern in Montecito lebt, verteilt in den Interviews also lauter neue Ohrfeigen. Zugleich scheint er aufrichtig unter der Entfremdung zu leiden. Während des Gesprächs mit Moderator Tom Bradby (55) für den britischen Sender ITV wirkt es, als wäre Harry den Tränen nahe. Wortreich bedauert er, wie sich die Fronten verhärtet hätten, und fleht: „Ich sitze hier und bitte um eine Familie. Nicht um eine Institution, um eine Familie.“

Die britischen Prinzen Harry (l) und William stehen bei der Enthüllung der Statue ihrer Mutter Diana Rücken an Rücken im Sunken Garden des Kensington-Palastes (2021).
Die britischen Prinzen Harry (l) und William stehen bei der Enthüllung der Statue ihrer Mutter Diana Rücken an Rücken im Sunken Garden des Kensington-Palastes (2021). © Dominic Lipinski/Pool PA via AP/dpa

Prinz Harry im Interview: William „gefangen“ im königlichen System

Eines wird in den Interviews deutlich: Der frühe Tod seiner Mutter lässt Harry nicht los. Noch mit Anfang 20 redete er sich ein, Diana habe ihren Unfall nur vorgetäuscht und komme irgendwann zurück. Es sei ihm wichtig, Frieden zu schließen, beteuert er: „Ich will meinen Vater zurück. Ich will meinen Bruder zurück. Momentan erkenne ich sie nicht wieder.“

Harry hat anscheinend den Eindruck, dass seine Fehde die gesamte Menschheit in Atem hält. „Ich glaube wirklich und ich hoffe, eine Versöhnung zwischen uns und meiner Familie könnte Auswirkungen auf die ganze Welt haben.“ Der Herzog von Sussex relativiert seinen Vorwurf aus einem früheren Interview mit der US-Talkshowmoderatorin Oprah Winfrey (68). Weder er noch Meghan hätten die königliche Familie des Rassismus beschuldigt. Er will lediglich eine unbewusste Voreingenommenheit wahrgenommen haben, als vor der Geburt darüber gesprochen worden sei, welche Hautfarbe sein Sohn Archie wohl haben werde. Eine Friedensgeste?

Eher nicht. An anderer Stelle läutet Harry den nächsten Angriff ein. Er kritisiert die angebliche Strategie seiner Familie, Geschichten in den britischen Boulevardmedien zu platzieren. Wenn „royale Insiderquellen“ zitiert würden, kämen diese Informationen vom Palast. Korrespondenten würden gefüttert und stellten das Narrativ nicht infrage. Deswegen habe er keine Alternative dazu gesehen, mit seinen Memoiren an die Öffentlichkeit zu treten.´

Wie viel Verständnis der König für diese Zurschaustellung persönlicher Befindlichkeiten hat, ist unbekannt. Den von Harry verhassten „Insiderquellen“ zufolge ist er enttäuscht und will den Sohn aus der Krönungszeremonie im Mai herausschreiben lassen. Dann hätte Harry immerhin Material für ein weiteres Buch.

VornameCharles Philip Arthur George
NachnameMountbatten-Windsor
TitelKing Charles III., König von Großbritannien, Nordirland und 14 weiteren souveränen Staaten
Geburtstag14. November 1948
GeburtsortLondon
SternzeichenSkorpion
Familienstandverheiratet
PartnerinCamilla, Herzogin von Cornwall
KinderPrinz William, Prinz Harry
KinderPrinz William, Prinz Harry

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