Madrid/London. Gewalt, Sex, Drogen: Prinz Harry lässt in seinen Memoiren tief blicken – und teilt gegen William aus. Das Zerwürfnis scheint endgültig.

Zwischen den Zoffbrüdern ist es aus. Jetzt aber endgültig, da ist sich die britische Presse einig. Die Schlagzeilen der Zeitungen kennen am Freitag nur ein Thema: die neuen Angriffe des abtrünnigen Prinzen Harry auf Prinz William und den Rest der Royal Family.

Von der „schlimmsten Krise seit 30 Jahren“ schreiben die Blätter, von Heuchelei und davon, dass die Beziehung der einst als unzertrennlich geltenden Männer mit den jüngsten Enthüllungen unwiederbringlich zerrüttet sei. Harry beherrscht die Titelseiten, wieder einmal.

Wobei er es dieses Mal gar nicht beabsichtigt hat. Dienstag soll eigentlich sein großer Tag werden, dann erscheint gleichzeitig in 16 Sprachen seine Autobiografie. Doch bei einer Buchhandelskette in Spanien war das Werk versehentlich bereits am Donnerstag zu bekommen. Mehr zum Bruderzwist: Harry in neuer Netflix-Doku: „William hat mich angebrüllt“

Harry und William: Seit Jahren entfremdet

Mehrere britische Medien haben sich eigenen Angaben zufolge ein Exemplar besorgt – seitdem füttern sie die staunende Öffentlichkeit mit gnadenlos offenherzigen Details. Vor allem der Thronfolger kommt in den Memoiren schlecht weg.

Der, schreibt Harry (38) laut „Guardian“, habe ihn im Streit mal tätlich angegriffen: „William packte mich am Kragen, riss an meiner Halskette, warf mich zu Boden.“ Dabei war William früher „der eine Mensch auf dieser Welt, mit dem ich über alles reden kann“, wie Harry einst erklärt hat. Doch mit seiner Rolle als Williams „Reserve“ (so der deutsche Buchtitel), kam er nicht zurecht. Bitter bilanziert er: „Ich war auf der Welt für den Fall, dass Willy etwas zustößt.“

Früher unzertrennlich, heute zerstritten: die Prinzen William und Harry, hier bei der Beerdigung der Queen im September 2022.
Früher unzertrennlich, heute zerstritten: die Prinzen William und Harry, hier bei der Beerdigung der Queen im September 2022. © Paul Marriott / Shutterstock

Sogar den schlimmsten Fehltritt seiner jüngeren Jahre lastet er teilweise William (40) und dessen Frau Kate (40) an. 2005 veröffentlichte die Klatschzeitung „The Sun“ ein Bild von Harry mit Hakenkreuzbinde auf einer Kostümparty. Das Foto löste einen Skandal aus, Harry musste öffentlich Abbitte leisten und bezeichnete die Kostümierung als den größten Fehler seines Lebens.

In der Autobiografie schreibt er, dass sein Bruder ihm zugeraten habe, sich so zu verkleiden. „Ich rief Willy und Kate an und fragte sie, was ich anziehen soll. ,Die Nazi-Uniform‘, sagten sie.“ Als er sich ihnen in der Montur zeigte, sollen sie gelacht haben. „Sie fanden es wahnsinnig komisch.“ Der große Bruder und künftige König, so die Botschaft, hat sich verschätzt.

König Charles sei gefühlskalt, so Harry

Überhaupt, sein Verhältnis zur lieben Verwandtschaft – ein Thema, das Harry nicht loslässt. Seinem Vater König Charles III. (74) bescheinigt er Gefühlskälte. Der habe ihn nicht einmal in den Arm genommen, als er ihm die erschütternde Nachricht vom Unfall der geliebten Mutter überbrachte, klagt Harry. Außerdem habe Charles immer wieder „sadistische“ Witze darüber gemacht, dass er gar nicht Harrys richtiger Vater sei.

Hintergrund: Über Jahre spekulierten britische Boulevardblätter, James Hewitt (64), der Reitlehrer von Diana, sei Harrys Erzeuger. Darüber machte sich Charles offenbar gegenüber Harry lustig: „Pa liebte es, Geschichten zu erzählen, und das war eine der besten in seinem Repertoire.“ Lesen Sie hier: Wie die Queen: Charles III. verspricht lebenslangen Dienst

Skeptischer Blick auf Königsgemahlin Camilla.
Skeptischer Blick auf Königsgemahlin Camilla. © Getty Images | WPA Pool

Der Lieblingsenkel der verstorbenen Queen offenbart eine gewisse Abneigung gegenüber der langjährigen Nebenbuhlerin Dianas, Camilla (75). Diese sei ihm als „andere Frau“ seines Vaters schon früh ein Begriff gewesen. Weil sie Charles glücklich machte, habe er sie in der Familie willkommen geheißen. Doch habe er seinen Vater gemeinsam mit William „angefleht“ nicht zum zweiten Mal zu heiraten.

Der Ex-Partyprinz berichtet zudem freiheraus von Verfehlungen in seiner Jugend. Er gesteht, im Alter von 17 Jahren erstmals Kokain genommen zu haben. Es sei ihm bei einem Jagdausflug angeboten worden und habe „nicht viel Spaß gemacht“.

Harry und der erste Sex

Und dann wird es peinlich. Seinen ersten Sex will er im gleichen Alter gehabt haben – mit einer deutlich älteren Frau auf einem Feld hinter einem Pub. Die Dame habe ihn „wie einen jungen Zuchthengst“ behandelt. Danach habe sie ihm „den Hintern versohlt“. Eine „demütigende Episode“, resümiert Harry.

Keine Reue empfindet er hingegen darüber, während seines Militärdiensts in Afghanistan 25 Talibankämpfer getötet zu haben. „Es war nichts, was mich mit Genugtuung erfüllt hat“, schreibt Harry, „aber ich habe mich auch nicht geschämt.“

Harry als Soldat in Afghanistan. Während seiner beiden Einsätze dort hat er nach eigenen Angaben 25 Menschen getötet.
Harry als Soldat in Afghanistan. Während seiner beiden Einsätze dort hat er nach eigenen Angaben 25 Menschen getötet. © picture alliance | John Stillwell

Der Palast schweigt zu all den vermeintlichen Enthüllungen. „Kein Kommentar“, heißt es von William und Charles. In vier Monaten steht Charles’ Krönung an. Ob er dabei sein wird, wurde Harry gefragt. Bis dahin, antwortete der Prinz, könne noch viel geschehen.