Berlin. Von der Regenbogenflagge ist aktuell viel die Rede. Doch was bedeutet das Symbol eigentlich und wofür stehen die einzelnen Farben?

Sie schmückt in München derzeit die Trambahnen und gehört in Berlin fest zum Stadtbild. Von New York bis Tokio wird sie als Symbol verstanden: die Regenbogenflagge. Doch nicht erst seit der Europameisterschaft im Jahr 2021 ist sie gleichzeitig auch ein Politikum. Aber was bedeuten die farbigen Streifen eigentlich ganz genau und wofür steht die Flagge?

Wofür steht die Regenbogenflagge?

Die Regenbogenflagge steht seit mehr als 40 Jahren als Symbol für weltweite Gleichberechtigung und Akzeptanz von Menschen, die sich nicht mit den Normen rund um die traditionellen Rollen von Männern und Frauen identifizieren, oder eine andere Sexualität leben, als die Heterosexualität.

Das schließt etwa schwule und lesbische Menschen ein, aber auch Bisexuelle, Transmenschen oder Menschen, die sich als non-binär identifizieren. Viele dieser Menschen sehen sich von der Regenbogenflagge repräsentiert, in etwa so, wie viele Menschen sich von den Farben ihres Heimatlandes repräsentiert sehen.

Die Bedeutung der Flagge ist dabei auch davon abhängig, wer sie zeigt. Wenn etwa Städte wie München beschließen, das Rathaus oder andere städtische Gebäude mit dem Regenbogen zu beflaggen, wollen sie damit Akzeptanz und Respekt, Offenheit und Vielfalt demonstrieren und zeigen: "Ihr" gehört zu "uns". Dasselbe gilt für heterosexuelle Menschen, die sich den Regenbogen vielleicht an den Balkon hängen.

Wenn LGBTQI-Menschen die Flagge verwenden, drücken sie damit unter anderem ihr Zugehörigkeitsgefühl und ihre Verbundenheit zu einer Gruppe von Menschen aus, die ähnliche Werte teilen oder (Diskriminierungs-)Erfahrungen gemacht haben. Die Farben sind dann auch als selbstbewusstes und selbstachtsames Bekenntnis zur eigenen Sexualität zu verstehen.

Zwei Menschen in Polen demonstrieren mit Regenbogenflagge während einer LGBTQI-Parade
Zwei Menschen in Polen demonstrieren mit Regenbogenflagge während einer LGBTQI-Parade © AP/dpa | Czarek Sokolowski

Wer hat die Regenbogenflagge erfunden?

Als Symbol für die LGBTQI-Gemeinschaft geht der Regenbogen zurück auf den homosexuellen Menschenrechtsaktivisten Gilbert Baker. Baker, ein US-Amerikaner aus dem Bundesstaat Kansas, entwarf die Flagge im Jahr 1978. Als erster großer Auftritt des farbenfrohen Musters gilt in der Regel eine Demonstration für die Rechte von Homosexuellen am 25. Juni 1978 in San Francisco.

Auf das Markenrecht verzichtete der Sohn einer Lehrerin und eines Richters ganz bewusst. "Es war sein Geschenk an die Welt", sagte Cleve Jones, ein Freund Bakers der "New York Times" nach dessen Tod im Jahr 2017.

Was bedeuten die einzelnen Farben der Regenbogenflagge?

Die aktuelle Version der Regenbogenflagge weicht dabei von Bakers ursprünglicher Idee ab. 1978 hatte die Flagge acht Farben, in der heute gebräuchlichen Variante sind es sechs.

Die Farben des Regenbogens stehen dabei für unterschiedliche Aspekte des Lebens. Von oben nach unten steht Rot für das Leben, Orange für Heilung, Gelb für die Sonne, Grün für die Natur, Dunkelblau für Klarheit und Lila für die Seele. In manchen Varianten der Flagge sind dann noch die Farben Pink, das für Sex steht, und Blau, das den Frieden zeigen soll, verarbeitet.

Nicht zu verwechseln ist die "Pride Flag", wie die Regenbogenflagge auf Englisch heißt, mit der bunten Anti-Kriegs-Flagge. Die Anordnung der sieben Farben des bereits 1961 in Italien entworfenen Friedenssymbols mit dem Schriftzug "Pace" ist anders: Violett oben und Rot unten.

Regenbogenflagge: Welche Kritik gibt es an dem Symbol?

Gerade im "Pride Month" Juni sind die Farben des Regenbogens oft zu sehen. In den allermeisten Fällen wird damit echte Verbundheit und der Wille zur Inklusion der vielfach diskriminierten LGBTQI-Gruppe ausgedrückt.

Kritik entzündet sich aber etwa an Unternehmen, die ihr Firmenlogo aus Marketinggründen in den Regenbogenfarben färben. Einige deutsche Autobauer, zum Beispiel BMW, haben ihre Logos in Deutschland oder anderen liberalen Staaten bunt gefärbt – in Russland, Ungarn oder Saudi Arabien, wo Homosexualität unter Strafe steht, aber darauf verzichtet.

Zuletzt geriet zudem der europäische Fußballverband Uefa in die Kritik. Der Verband will beim Vorrundenspiel Deutschland – Ungarn am Mittwoch die Münchner Allianz Arena nicht in den bunten Farben beleuchten.

Die Hülle der Allianz Arena leuchtet anlässlich des Christopher Street Days im Juli 2016 in Regenbogenfarben
Die Hülle der Allianz Arena leuchtet anlässlich des Christopher Street Days im Juli 2016 in Regenbogenfarben © dpa | Tobias Hase

Darum hatte der Münchener Stadtrat gebeten und wollte damit ein Zeichen für Akzeptanz setzen in einer Zeit, in der die ungarische Regierung ein Gesetz auf den Weg bringen will, das LGBTQI-Menschen diskriminiert und von der gesellschaftlichen Teilhabe ausschließt. Die Uefa-Entscheidung stieß auf viel Unverständnis – hatte sie die Spiele 2019 doch noch stolz als "Spiele für alle" beworben, und dabei auch den Regenbogen gezeigt.

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