Kusel. Nach dem Mord an zwei Polizisten wurde für die Verdächtigen aus dem Saarland Untersuchungshaft angeordnet. Noch sind aber Fragen offen.

  • Bei einer Verkehrskontrolle bei Kusel kam es am Montag zu einem Angriff auf die Streife
  • Zwei junge Polizisten aus dem Saarland wurden durch Kopfschüsse getötet
  • Die beiden Tatverdächtigen sind in U-Haft
  • Die Ermittler vermuten, dass sie mit der Tat illegale Wilderei vertuschen wollten

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in Kusel in Rheinland-Pfalz am frühen Montagmorgen untersuchen die Ermittler am Mittwoch weitere Details zu den beiden festgenommenen Tatverdächtigen. Die Behörden wollen unter anderem klären, ob die Männer über Waffenbesitzkarten verfügten, wie die Staatsanwaltschaft in Kaiserslautern mitteilte.

Bei der Festnahme der Männer am Montag im Saarland war ein großes Waffenarsenal sichergestellt worden. Die Ermittler wollen auch den rund 150 Hinweisen nachgehen, die zu dem Verbrechen bis zuletzt eingegangen waren. Für Freitag kündigte die Polizei in Rheinland-Pfalz eine landesweite Schweigeminute für die getöteten Beamten an.

Ein Kranz sowie Blumen und Kerzen am Tatort an der Kreisstraße 22 in Rheinland-Pfalz. Am Montag wurden dort eine Polizistin und ein Polizist im Dienst getötet.
Ein Kranz sowie Blumen und Kerzen am Tatort an der Kreisstraße 22 in Rheinland-Pfalz. Am Montag wurden dort eine Polizistin und ein Polizist im Dienst getötet. © dpa

Nach tödlichen Schüssen auf Polizisten: Zwei Männer in Untersuchungshaft

Seit Dienstag sitzen die 32 und 38 Jahre alten Saarländer wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei in Untersuchungshaft. Sie sollen am frühen Montagmorgen bei einer Verkehrskontrolle im Kreis Kusel – er liegt im Südwesten von Rheinland-Pfalz und grenzt ans Saarland – eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahren alten Oberkommissar erschossen haben.

Die Ermittler vermuten, dass die Männer Jagdwilderei vertuschen wollten. Der Kofferraum ihres Kastenwagens war demnach voller Wild. Lesen Sie hier: So häufig werden Polizisten in Deutschland getötet.

Schüsse auf Polizisten: Tatverdächtiger polizeibekannt

Zu den festgenommenen Tatverdächtigen ist bisher einiges bekannt. Der 38-Jährige aus dem Kreis Neunkirchen wurde rund 13 Stunden nach der Tat vor einem Haus im saarländischen Sulzbach von Spezialkräften der Polizei festgenommen. Zuvor habe er sich bei der Polizei gemeldet. Laut den Ermittlern ist er bereits polizeibekannt: Er war in der Vergangenheit wegen Verkehrsunfallflucht und Jagdwilderei erkennungsdienstlich erfasst worden.

Der Deutsche Jagdverband erklärte, der 38-Jährige sei nicht im Besitz eines gültigen Jagdscheins gewesen. Nach derzeitigem Kenntnisstand habe die zuständige Behörde im Saarland seinen Antrag, erneut einen Jagdschein zu lösen, wegen fehlender Zuverlässigkeit abgelehnt.

Kurze Zeit später wurde vor Ort ein 32-jähriger, zweiter Verdächtiger, widerstandslos festgenommen. Er war wegen früheren Betrugsdelikten polizeibekannt. Die Ermittler gehen Stand Dienstag davon aus, dass beide Tatverdächtigen mit zwei Waffen auf die Polizisten geschossen haben.

Polizistenmord: 32-Jähriger legt Teilgeständnis ab

Bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg seien fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und Munition. Die Ermittler gehen den Angaben zufolge davon aus, dass der ältere der beiden Tatverdächtigen Zugang zu diesem Waffenarsenal hatte. Im Haus des zweiten Tatverdächtigen seien zwei Langwaffen entdeckt worden, hieß es.

In den Befragungen durch die Ermittler hat der 38-Jährige bisher von seinem Schweigerecht Gebrauch gemacht, der jüngere Tatverdächtige hat sich zur Wilderei und der Kontrollsituation geäußert, allerdings bestritten, geschossen zu haben. Eine politische Motivation, beispielsweise eine Zugehörigkeit zum Reichsbürgermilieu, schließen die Ermittler bisher aus.

Nach tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Pfalz wurden zwei Tatverdächtige in Sulzbach festgenommen.
Nach tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Pfalz wurden zwei Tatverdächtige in Sulzbach festgenommen. © Thomas Frey/dpa

Polizisten bei Verkehrskontrolle in Rheinland-Pfalz erschossen

Was genau am Montag passiert ist, ist derzeit noch unklar. Fest steht: Eine Zivilstreife hielt am frühen Morgen gegen 4.20 Uhr an einer Kreisstraße in der Pfalz ein Auto an – möglicherweise, weil die Beamten einen Hinweis auf totes Wild im Kofferraum erhalten hatten.

Plötzlich eröffneten die Täter um 4.22 Uhr das Feuer auf die Beamten. Es handelt sich bei den Opfern um eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29-jährigen Oberkommissar. Die 24-Jährige habe noch an der Hochschule der Polizei studiert, sie wurde von zwei Schüssen getroffen, davon traf einer ihren Kopf. Auf ihren Kollegen wurden vier Schüsse abgegeben, von denen ebenfalls einer diesen im Kopf traf.

Bevor die Beamten durch Schüsse getötet wurden, konnten die beiden Polizisten per Funk noch ihre Kollegen kontaktieren – mit den Worten: "Die schießen." Demnach hatten sie davor ihre Kollegen informiert, sie hätten totes Wild im Fahrzeug gefunden. Laut der Deutschen Presse-Agentur soll der Polizist am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz. Der Polizei zufolge ist aber noch nicht klar, wie genau die Situation vor Ort von statten gegangen ist.

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Schüsse in Kusel: Vertuschung von Wilderei?

Die beiden Polizisten waren als Zivilstreife auf einer Routinefahrt unterwegs, trugen aber Uniformen und Sicherheitswesten, wie eine Sprecherin der Polizei Kaiserslautern sagte. Nach dem, was zunächst über den Hergang bekannt wurde, waren die Beamten wohl schon an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als geschossen wurde.

Als Verstärkung am Tatort ankam, war die Polizistin bereits tot, sagte ein Polizeisprecher. Ihr Kollege sei kurz nach Eintreffen der Rettungskräfte gestorben. "Er war ein absolut Guter", sagte ein Kollege traurig. Beide Opfer stammten wie die beiden Tatverdächtigen aus dem Saarland.

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Laut aktuellem Ermittlungsstand wollten die Tatverdächtigen mit ihrer Tat wohl die Wilderei vertuschen. Der Ermittlungsrichter gehe davon aus, dass die beiden 38 und 32 Jahre alten Beschuldigten die Tat gemeinschaftlich begangen haben, um die vorangegangene Wilderei zu verdecken, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kaiserslautern.

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© Getty Images

Trauer um getötete Polizisten – Scholz bekundet Beileid

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Angehörigen der erschossenen Polizisten sein Beileid aus. Was in Kusel passiert sei, bedrücke ihn sehr, schrieb Scholz auf Twitter. Er denke an die vielen Polizistinnen und Polizisten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Bürger zu schützen, betonte der Kanzler.

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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) reagierte ebenfalls bestürzt auf die Tat. "Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren", sagte die SPD-Politikerin am Montag. "Meine Gedanken sind bei den Familien, Freunden und Kollegen der Opfer."

Kerzen neben der Kreisstraße 22 zwischen Mayweilerhof und Ulmet (Rheinland-Pfalz). Am Vortag wurden dort eine Polizistin und ein Polizist bei einer Verkehrskontrolle erschossen.
Kerzen neben der Kreisstraße 22 zwischen Mayweilerhof und Ulmet (Rheinland-Pfalz). Am Vortag wurden dort eine Polizistin und ein Polizist bei einer Verkehrskontrolle erschossen. © dpa

Die Ermittler machten in ihrer Pressekonferenz am Dienstag aber auch darauf aufmerksam, dass die Tat nicht nur verurteilt werde. Es gebe auch Beifallsbekundungen für die Täter in sozialen Medien. Dies werde man nicht hinnehmen, kündigte Frank Gautsche von der Kriminaldirektion Westpfalz an. Die Behörden würden diese "abscheulichen Postings" genau untersuchen und alles daran setzen, die Absender von Hassnachrichten strafrechtlich zu verfolgen.

Tötung von Polizisten: Trauerfeiern am Ende der Woche

In Rheinland-Pfalz ist ein Gedenken an die Opfer geplant. "Es wird am Freitag um 10.00 Uhr landesweit eine Schweigeminute geben", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Kaiserslautern am Mittwoch. Ob es darüber hinaus zu einem anderen Zeitpunkt auch eine öffentliche Gedenkveranstaltung gebe werde, sei derzeit offen.

Ebenfalls am Freitag ist in Kusel eine interne Trauerfeier mit den Angehörigen sowie mit Kolleginnen und Kollegen der Getöteten geplant. Ab 10.00 Uhr sollen auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) unter den rund 200 Gästen in der örtlichen Fritz-Wunderlich-Halle sein. (fmg)

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.