Berlin. In Sachsen-Anhalt verkauft „Getränkequelle“ Nazi-Bier. Der Geschäftsführer der Kette ist entsetzt. Dahinter steckt wohl ein Neonazi.

Die Kritik an einem Getränkehändler aus Sachsen-Anhalt, der ein offensiv an Nazis gerichtetes Bier verkauft hat, reißt nicht ab: Nun hat auch die Deutsche Post darauf reagiert. Sie kündigte „ab sofort“ die Zusammenarbeit mit dem Getränkehändler.

„Die Deutsche Post sucht zeitnah einen neuen Kooperationspartner des örtlichen Einzelhandels“, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Konzerns. Kunden aus Bad Bibra werden darin gebeten, die nächstgelegene Filiale in Laucha zu nutzen. Zwischenzeitlich könnten auch beim Postboten etwa Briefmarken gekauft oder Briefe und Pakete mitgegeben werden.

Nazi-Bier in Sachsen-Anhalt: Offenbar bekannter Rechtsextremist involviert

Bei Portalen wie Facebook und Twitter sorgte der Verkauf zuvor für Entsetzen: Viele Nutzer teilten in sozialen Netzwerken das Foto einer Getränkepalette in einem Geschäft. Die Marke des Biers? „Deutsches Reichsbräu“ – verziert mit einem eindeutig an den Reichsadler angelehntes Logo – und zum Preis von 18,88 Euro.

Das dürfte auch kein Zufall sein. Nazis nutzen Zahlen als Codes – die 1 steht für den ersten Buchstabe im Alphabet, die 8 für das H – 18 ist also kurz für „Adolf Hitler“, 88 für „Heil Hitler“. Aufgenommen wurde das Foto offenbar in der „Getränkequelle“-Filiale in Bad Bibra im Burgenlandkreis.

Die Aufregung im Internet sorgte dafür, dass sich inzwischen auch die Polizei mit dem Nazi-Bier beschäftigt. Die Behörde hat Ermittlungen aufgenommen. Der Verdacht laute auf Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen, sagte eine Sprecherin am Freitag. Zwei Anzeigen seien eingegangen, zuständig ist der Staatsschutz.

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Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), der extra den Laden aufgesucht hatte, hatte am Freitag ein Bild von den Kästen und dem Bier auf Facebook geteilt und sich über das Bier empört. Seinen Angaben zufolge war das Bier am Donnerstag nicht mehr erhältlich. Der vom Thüringer Verfassungsschutz als Rechtsextremist geführte Tommy Frenck hatte den Verkaufsstart des Bieres bereits Anfang Januar auf seiner Internet-Seite angekündigt.

„Es wird Zeit, den Gutmenschen-Brauereien das Wasser abzugraben“ hatte es auf der Facebook-Seite des „Gasthaus Goldener Löwe – Kloster Veßra“ Anfang 2020 geheißen. Man würde nicht verraten, welche Brauerei zuständig ist, „jeder kennt ja die aktuelle politische Verfolgung in der BRD.“

Getränkequelle-Chef kritisiert Vorfall scharf – Betreiber sei „todunglücklich“

Der Geschäftsführer der „Getränkequelle“-Kelle, Thomas Scharf, reagierte schockiert auf die Vorgänge in der Filiale in Bad Briba. „Wir distanzieren uns ganz klar davon und werden alles dafür tun, dass so etwas nie wieder passiert“, sagte er der „Volksstimme“. Man habe die Zusammenarbeit beendet. Der Betreiber sei laut der Zeitung „todunglücklich“ und wolle sich öffentlich entschuldigen.

Die meisten Rechtsextremisten nutzen bestimmte Symbole und Codes, damit sie sich untereinander erkennen – und ihr Nazi-Gedankengut öffentlich zur Schau stellen können. Das Netz der Nazis ist gut organisiert und engmaschig. In Dresden sorgte ein Busfahrer für einen Skandal: Er befestigte „Deutscher-Fahrer“-Schilder an seinem Fahrzeug. (ses/les/dpa)