Berlin. In Israel wurden menschliche Überreste gefunden, die auf antike Schädeloperationen vor 3500 Jahren hindeuten. Was darüber bekannt ist.

An einer archäologischen Stätte in Megiddo, Israel, haben Forschende ein Grab aus der Bronzezeit freigelegt. Dabei machten sie einen faszinierenden Fund, der Hinweise auf antike Schädeloperationen vor 3500 Jahren gibt. Jetzt veröffentlichten die US-Archäologen in einer Studie die Analyseergebnisse der zwei im Grab gefunden Skelette.

Israel: Fund in der Nähe von bronzezeitlicher Palast in Meggido

Schon 2016 gruben die Fachleute zwei Gräber im Wohnbereich eines Palastes in Megiddo aus. Die Stadt befindet sich circa 130 Kilometer nördlich von Jerusalem und war während der mittleren und späten Bronzezeit (1950-1139 v. Chr.) ein wohlhabendes, städtisches Zentrum. Aufgrund der Palast-Nähe geht das Team rund um Studienleiterin Rachel Kalisher davon aus, dass dort vor allem ein Teil der damaligen gesellschaftlichen Elite wohnte.

Skelett: DNA-Untersuchung der menschlichen Überreste beeindrucken

Bei der Untersuchung der menschlichen Überreste fand man außerdem heraus, dass es sich bei den menschlichen Skeletten wahrscheinlich um zwei Brüder handelte, die etwa 1500 vor Christus lebten. Die DNA-Analyse zeigte, dass einer der Brüder im frühen Erwachsenenalter starb und der andere bis zu 30 Jahre älter war, als er starb.

Zudem hatten wahrscheinlich beide seit ihrer Kindheit mit chronischen und ansteckenden Krankheiten zu kämpfen. Darauf deuten in den Überresten festgestellte Schädigungen, Entzündungen und Porosität hin.

Operation am Schädel vor 3500 Jahren – das steckt dahinter

Besonders auffällig war allerdings, dass einer der Brüder ein eckiges Loch in seinem Schädel hatte. Die Form des Loches zeigt Spuren eines Verfahrens namens "Trepanation". Dabei werden Teile des Schädelknochens entfernt, um Zugang zum Gehirn zu schaffen.

Die Operation wurde offenbar am lebenden Menschen durchgeführt. Hinweise dafür gibt die Farbe und glatte Abschrägung der Öffnungsränder sowie der verbleibenden inneren Schädelknochen. Da es außerdem keine Anzeichen für postoperatives Knochenwachstum gibt, gehen die Forscher davon aus, dass das Individuum während oder innerhalb einer Woche nach dem Eingriff verstarb.

Antike: Verfahren als Mittel für Kopftraumata

In der archäologischen Literatur werden Trepanationen als Heilmittel für Kopftraumata angeführt, die den Druck im Kopf abbauen sollen. Die Schädel Operation wurden laut der Studie aber auch bei Personen durchgeführt, die an Krankheiten wie Epilepsie, Stirnhöhlenentzündungen und neurologischen Auffälligkeiten litten.

Im gesamten Nahen Osten seien aber nur ein paar Dutzend Beispiele für solche Operationen überliefert und keines davon käme aus einer früheren Zeit als der aktuelle Fund. Die Entdeckung trägt zu dem Wissen bei, wie und warum alte Kulturen diese Art von riskanten chirurgischen Eingriffen vorgenommen haben könnten. (oli/dpa)