Berlin. Mjøsa – der größte See Norwegens – gilt noch als unerforscht. Jetzt haben Forscher erste spannende Entdeckungen in der Tiefe gemacht.

  • Der größte See Norwegens hat eine bewegende Geschichte hinter sich: Der Mjøsa ist Hunderte Meter tief und trägt viele Geheimnisse in sich
  • Ein Forschungsteam geht diesen Geheimnissen nun auf den Grund
  • In 400 Meter haben die Forscher nun eine überraschende Entdeckung gemacht

Bis zu 449 Meter tief ist der Mjøsa, der größte See Norwegens. Das Binnengewässer, welches zwischen Oslo und Lillehammer liegt, wird seit Jahrhunderten intensiv befahren. Sogar historische Schlachten sollen hier stattgefunden haben. Jetzt will ein Forschungsteam die Geheimnisse des Sees aufdecken und macht direkt zu Beginn spannende Entdeckungen.

Der Mjøsa wurde bisher nur bis zu einer Tauchtiefe von etwa 30 Metern auf Wracks und anderweitig Versunkenes untersucht. Ein Kooperationsprojekt zur Kartierung des Sees zwischen dem Institut für norwegische Landesverteidigung und der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) soll das nun ändern. Wie es der Zufall wollte, nahmen sich die Forscher der beiden Einrichtungen zur gleichen Zeit vor, die Tiefen des Gewässers zu untersuchen.

Norwegen: "Der Mjøsa ist im Grunde wie ein Mini-Ozean"

Während die Mitarbeiter der Universität daran arbeiteten, den 369 Quadratkilometer großen See aus archäologischen Gründen zu kartieren, hatte das Institut für norwegische Landesverteidigung den Auftrag bekommen den Mjøsa nach Sprengstoff und Munition zu durchforsten. Diese könnten vor Jahrzehnten von einer ansässigen Munitionsfabrik in den See gekippt worden sein.

"Der Mjøsa ist im Grunde wie ein Mini-Ozean", beschreibt der Meeresarchäologe Øyvind Ødegård der NTNU das große Binnengewässer. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass im Laufe der Jahre schon etwa 20 untergegangene Schiffe registriert worden seien. Die Überreste solcher Schiffe zu entdecken, darauf hatte das Forschungsteam der Universität gehofft. "Wir glaubten, dass die Chance, ein Schiffswrack zu finden, ziemlich groß sei", so Ødegård gegenüber dem Online-Magazin Nordisch.info. Er sollte recht behalten.

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Norwegen: Schiffswrack in über 400 Metern Tiefe gefunden

Nur wenige Tage nach Beginn des Projekts fand das Team um Ødegård ein Schiffswrack auf dem Grund des Sees. Möglich gemacht durch ein autonomes Unterwasserfahrzeug des norwegischen Instituts für Landesverteidigung wurden in 410 Metern Tiefe die Überreste eines Schiffes lokalisiert. Ersten Schätzungen zufolge könnte dieses etwa 700 Jahre alt sein.

Etwa zehn Meter lang und zweieinhalb Meter breit sei der Fund. Ein Ende des Schiffes scheint nicht mehr richtig befestigt zu sein. Das könnte daran liegen, dass die Eisennägel, die das Holz zusammengehalten haben, inzwischen verrostet oder brüchig sind. "Das sagt uns, dass das Schiff wahrscheinlich schon eine ganze Weile auf dem Grund der Mjøsa liegt", sagt Ødegård, Gerüchte, dass es sich um ein Wikingerschiff handelt, widerspricht er aber. Dafür scheint das Steuerruder am falschen Platz zu sein.

So sollen die alten Vikinger-Schiffe ausgesehen haben.
So sollen die alten Vikinger-Schiffe ausgesehen haben. © iStock

Ziel: Ein Wikingerschiff finden

Zum Mittelalter könnte die Position des Ruders am Heck des Schiffes hingegen durchaus passen. "Wenn das stimmt, ist es sehr wahrscheinlich, dass das Schiff nicht älter als 1300 ist", sagt der Forscher. Trotzdem wird die Hoffnung darauf ein Wikingerschiff zu finden, nicht aufgegeben. Denn zum Zeitpunkt der ersten Entdeckung wurden erst 40 Quadratmeter des Sees kartiert. Auch ist bekannt, dass es auf dem Mjøsa im 12. und 13. Jahrhundert große Seeschlachten gegeben hat.

Von Vorteil für die archäologische Forschung ist das Süßwasser des Sees, das Holz sehr gut konserviert. "Das Metall kann rosten, und das Schiff kann seine Struktur verlieren, aber das Holz bleibt intakt", so Ødegård. Vor der Küste Norwegens würden sich die versunkenen Bauten laut ihm nicht mehr als ein paar Jahrzehnte halten. "Wenn wir über ein Wikingerschiffswrack reden, ist der Mjøsa der Ort mit dem größten Potenzial für einen solchen Fund", erklärt er weiter.

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Fünf Jahre bleiben dem Forschungsteam noch

Mit Blick auf die gerade erst beginnende Forschung bestätigt Ødegård, dass der gesamte See mehr oder weniger noch unbekanntes Terrain ist. Fünf Jahre hat das Team noch Zeit, um weitere Wracks zu finden. So lange sollen die Mittel, die der NTNU für das Projekt zur Verfügung stehen, noch reichen.

In nächster Zeit steht aber erst einmal die Auslesung der gesammelten Daten an. Im Frühjahr 2023 soll die Kartierung des Sees weiter gehen. Dann sollen mit Hilfe von Kameraaufnahmen auch weitere Informationen über das bereits entdeckte Schiffswrack zu Tage kommen.