Berlin. Wie reagiert der Körper auf Musik? Das hat der Streaming-Dienst Spotify in einer Studie näher untersucht. Die Ergebnisse im Überblick.

Jeder kennt es: Die Musik, die wir hören, passen wir meist bewusst an unsere aktuelle Lebenssituation an. Ist es beim Sport vermutlich ein schneller Song, greifen wir beim Entspannen eher auf ruhige Lieder zurück.

Doch einer neuen Studie zufolge kann Audio auch andersherum unser Hirn beeinflussen. Musik und Podcasts können uns zum Weinen, aber auch zum Lachen bringen. Der Streaming-Riese Spotify hat im Rahmen einer Studie die physische Wirkung von Audio untersucht.

Studie: Wie uns Musik physisch beeinflusst

Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft zeigen, dass Audio den Menschen über alle wichtigen Zentren des Gehirns beeinflussen kann. Demnach wirken sich Klänge auf die Bereiche für Emotionen, Gedächtnis und Interaktion aus.

Für Untersuchungen zum Thema gründete Spotify 2021 das Projekt Sonic Science. In Zusammenarbeit mit dem Biometrie-Forschungsunternehmen MindProber und Josh McDermott, PhD, Leiter des Laboratory for Computational Audition am MIT, wurde nun erforscht, wie genau Audio Hörerinnen und Hörer physisch beeinflusst und ihre Fähigkeiten stärkt, Erinnerungen abzurufen.

Im Rahmen der Zusammenarbeit von Spotify Advertising mit MindProber wurde zunächst die elektrodermale Aktivität von Spotify-Userinnen und -Usern in den USA und Großbritannien gemessen. Darunter versteht man die auf der Haut messbaren elektrischen Phänomene.

An der elektrodermalen Aktivität der Spotify-Hörerinnen und -Hörer während des Streamings konnte feststellt werden, ob die gehörten Audioinhalte emotionale Erregung auslösten. Wie? Eine emotionale Erregung wird durch das Nervensystem ausgelöst, lässt unseren Körper schwitzen und wird so messbar.

So konnte festgestellt werden, dass Hörerinnen und Hörer einen Stimmungsaufschwung erleben können, selbst wenn sie traurige Musik streamen.

Studie: Musik korreliert mit Aktivitäten und Umgebung

Bei der Untersuchung der akustischen Attribute habe sich auch gezeigt, dass die Audioauswahl der Userinnen und User mit ihrer physischen Umgebung und ihren Aktivitäten korreliert. Demnach tendieren Menschen offenbar dazu, zu bestimmten Aktivitäten, Musik mit bestimmten Attributen zu hören:

  • Akustik in Momenten der Konzentration oder Entspannung, zum Beispiel beim Lernen oder Relaxen.
  • Sprachlichkeit bei Aktivitäten, die mit Bewegung verbunden sind, zum Beispiel beim Gehen, Trainieren oder Essen.
  • Instrumentalität in Momenten der Konzentration, zum Beispiel beim Lernen, Spielen oder Surfen im Internet.
  • Tanzbarkeit bei aktiven und sozialen Aktivitäten, zum Beispiel beim Sport, bei der Hausarbeit oder beim Feiern. Tanzbarkeit wird auch eingesetzt, um alltägliche Routinen wie Kochen und Essen zu verbessern.
  • Schwung bei körperlich anstrengenden Aktivitäten wie Laufen, Sport oder Hausarbeit.

Außerdem wurde erkannt, dass bestimmte akustische Attribute dazu beitragen können, die Genauigkeit, mit der der Kontext beim Musikhören erkannt wird, um 30 Prozent zu erhöhen.

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Werbung: Wie Musik die Kaufwahrscheinlichkeit beeinflussen kann

Die Studie ergab zudem, dass die elektrodermale Aktivität emotionale Aktivierung signalisiert und somit einen physischen Indikator für das Engagement der Hörerinnen und Hörer darstellt. Daran anknüpfend wurde erforscht, ob Werbetreibende somit Musik und Podcast-Audio nutzen können, um ihre Kunden effektiv zu erreichen.

Der Studie zufolge stärke Musik tatsächlich die Fähigkeiten, Erinnerungen abzurufen. Demzufolge könne Werbung in diesem Umfeld auch die Markenerinnerung und die Kaufwahrscheinlichkeit steigern, denn: Bei 60 Prozent der Probandinnen und Probanden wurde das Engagement für die Werbung von den unmittelbar zuvor gehörten Audioinhalten übernommen.

Für Werbebetreiber besonders interessant: 93 Prozent des Gehirn-Engagements für gehörte Inhalte geht dem Studienbericht zufolge direkt in das Engagement für gehörte Werbung über. Den Untersuchungen zufolge fessele Spotify durch seine hohe Personalisierung und Interaktivität die Hörerinnen und Hörer mehr als soziale Medien, Fernsehen und Radio. Dies führe dazu, dass Werbung auf Spotify einen um 19 Prozent höheren Einfluss hat als in allen anderen Medien.