Seoul. Im Gedränge bei Halloween-Feierlichkeiten in Seoul sind mindestens 154 Menschen gestorben. Dutzende wurden verletzt. Ein Überblick.

  • Bei Halloween-Feiern in Südkorea sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen
  • Mindestens 33 Menschen seien zudem schwer verletzt und 116 leicht verletzt worden
  • Die Tragödie trug sich im Ausgehviertel Itaewon zu

Bei einer Massenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sind jüngsten Angaben zufolge mindestens 154 Menschen getötet, 33 weitere schwer verletzt und 116 leicht verletzt worden. Viele Opfer seien totgetrampelt worden, teilte ein Feuerwehrsprecher in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) mit. Auch seien 26 Ausländer unter den Toten gewesen. Die Zahl der Todesopfer könne weiter steigen. Präsident Yoon Suk Yeol ordnete am Sonntagmorgen eine gründliche Untersuchung sowie eine Staatstrauer an.

Betroffen waren demnach überwiegend junge Menschen. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Augenzeugen, der anonym bleiben wollte. "Die Menschen waren wie in einem Grab übereinander geschichtet", beschrieb der Zeuge die Szenen. "Einige verloren allmählich das Bewusstsein, während andere zu diesem Zeitpunkt schon tot aussahen." Die Leichname wurden in den Morgenstunden in eine Sporthalle transportiert, wo sie von Angehörigen identifiziert werden sollten.

Das Massenunglück ereignete sich Augenzeugenberichten zufolge, als es am Vorabend von Halloween in einer engen, leicht absteigenden Gasse in dem viel besuchten Viertel Itaewon zu einem extremen Gedränge kam. Für die Besucher wurde demnach das nicht einmal 100 Meter lange Gässchen, an dem sich zu beiden Seiten Bars und Restaurants reihen, zur Falle: Zahlreiche Besucher seien zu Boden gestürzt, während andere nachgerückt seien. Hinten hätten sich die Mengen gestaut.

Südkorea: Menschen sterben bei Halloween-Feierlichkeiten

Viele der Opfer seien erstickt, erdrückt oder niedergetrampelt worden. "Da es viele Menschen auf dem Hügel gab, drückten Menschen die anderen von oben", zitierte der öffentlich-rechtliche Sender KBS einen Zeugen. Sie alle seien wegen der Last gestürzt und dabei erdrückt worden. Die genauen Umstände des Desasters sind noch unklar, die Polizei teilte mit, es werde auch überprüft, ob Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften vorlägen. Die ersten Berichte über das Unglück gingen den Berichten zufolge um etwa 22.15 Uhr Ortszeit bei Feuerwehr und Polizei ein.

Augenzeugenberichten zufolge waren die Gassen rund um das Unglücksareal derart voll, dass sich die Rettungskräfte nur schwer ihren Weg durch die Menschenmassen bahnen und zu den Opfern vordringen konnten.

Rettungskräfte und Feuerwehrleute sind an der Unfallstelle im Einsatz. Dutzende Personen haben beim Ansturm auf Halloween-Feierlichkeiten in Seoul einen Herzstillstand erlitten.
Rettungskräfte und Feuerwehrleute sind an der Unfallstelle im Einsatz. Dutzende Personen haben beim Ansturm auf Halloween-Feierlichkeiten in Seoul einen Herzstillstand erlitten. © Lee Ji-Eun/Yonhap/AP/dpa

Online-Videos, die in sozialen Medien kursieren, zeigten Dutzende Menschen, die am Straßenrand mit blauen Plastikplanen bedeckt waren. Insgesamt hätten die Einsatzkräfte versucht, mehr als 50 Menschen wiederzubeleben, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Demnach waren mehr als 140 Rettungsfahrzeuge im Einsatz. Das Gebiet wurde weitläufig abgesperrt.

Halloween-Fest in Seoul fand mit Zehntausenden Menschen statt

Das alljährliche Halloween-Fest ist eine der größten öffentlichen Feiern in der Hauptstadt. Dieses Jahr fanden die Veranstaltungen statt, nachdem die Corona-Maßnahmen weitgehend gelockert wurden. Zehntausende Menschen zog es laut den Berichten ins Itaewon-Viertel, viele von ihnen in Halloween-Kostümen verkleidet.

"In Itaewon ist es jedes Jahr extrem voll, aber dieses Jahr war es einfach nur verrückt", schrieb eine Frau auf ihrem Instagram-Account. Den Berichten zufolge machten Gerüchte die Runde, dass ein prominenter Youtuber auf dem Weg zu einem Club in der betroffenen Straße oder dort schon angekommen sei. Das habe noch einmal sehr viele Menschen angezogen.

Präsident Yoon leitete in der Nacht zum Sonntag eine Notfallsitzung. Zuvor ordnete er an, weiteres Notfallpersonal in das Areal zu entsenden und Krankenhausbetten vorzubereiten. Seouls Bürgermeister Oh Se Hoon sagte den Berichten zufolge während eines Besuchs in Europa sämtliche Termine ab und war auf dem Weg zurück in die Hauptstadt. Die Stadt richtete eine Leitung für Vermisstenmeldungen ein.

Diese enge Gasse wurde vielen jungen Menschen zum Verhängnis.
Diese enge Gasse wurde vielen jungen Menschen zum Verhängnis. © Lee Jin-Man/AP/dpa

Bundeskanzler Scholz zutiefst erschüttert

"Das ist wirklich schrecklich", sagte Präsident Yoon in einer Rede am Sonntag aus seinem Büro, das unweit des Ausgehviertels liegt. Die Tragödie im Zentrum von Seoul hätte nicht passieren dürfen. Als Präsident, der für das Leben und die Sicherheit der Bürger verantwortlich sei, fühle er tiefe Trauer. Die Phase, bis der Vorfall unter Kontrolle sei, werde die Regierung zur nationalen Trauerperiode erklären.

Auch im Ausland löste die Tragödie Entsetzen aus. Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte den Hinterbliebenen und Opfern sein Mitgefühl. "Die tragischen Ereignisse in Seoul erschüttern uns zutiefst", teilte der SPD-Politiker auf Twitter mit. "Unsere Gedanken sind bei den vielen Opfern und ihren Angehörigen. Das ist ein trauriger Tag für Südkorea. Deutschland steht an ihrer Seite."

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Er und seine Frau Jill trauerten mit den Menschen in Südkorea, hieß es in einer Erklärung von US-Präsident Joe Biden. "Die Allianz zwischen unseren Ländern war niemals pulsierender und lebendiger - und die Beziehungen zwischen unseren Bürger so stark wie nie." (day/pcl/dpa/afp)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.