Berlin. Die Nordsee-Insel Sylt fürchtet einen Gästeansturm durch das 9-Euro-Ticket – und kämpft gleichzeitig noch mit einem weiteren Problem.

  • In den vergangenen Wochen wurden viele Witze auf Kosten der Urlaubsinsel Sylt gemacht
  • Grund dafür ist der mögliche Ansturm auf die Nordsee-Insel durch Urlauber, die das 9-Euro-Ticket nutzen wollen
  • Dabei kämpft die Insel mit ganz anderen Problemen

Anfang Juni beginnt auf der Nordsee-Insel Sylt die Urlaubssaison – in diesem Jahr zeitgleich mit dem Start des 9-Euro-Tickets. Aus diesem Grund befürchten einige Insulanerinnen und Insulaner, dass es zwischen Strandkorb und Uferpromenade in den Sommermonaten ziemlich voll werden könnte. Die Ängste der Sylter lösten in den sozialen Medien zahlreiche Diskussionen darüber aus, ob das Eiland etwa keine Urlauberinnen und Urlaubern wolle, die mit dem günstigen Ticket anreisen – und sorgten nicht zuletzt für Aufrufe zum "Sturm" der Insel.

Die Insel selbst bereitet sich mit verschiedenen Maßnahmen auf den möglichen Reiseandrang vor, unter anderem wurden bereits die Zugkapazitäten aufgestockt. Ob die Gäste ab Anfang Juni allerdings tatsächlich in Scharen nach Sylt reisen, ist noch unklar. Doch auch wenn die Massen ausbleiben sollten, hat die Insel ein ganz anderes Problem: Es herrscht Personalmangel. Vielen Hotels und Restaurants fehlen nach der Corona-Pandemie die Mitarbeitenden.

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Sylt-Urlaub: Restaurants und Cafés führen zusätzliche Ruhetage ein

Das hat auch Konsequenzen für die Gäste: Einige Betriebe haben bereits reagiert und setzen etwa auf zusätzliche Schließtage oder ein reduziertes Angebot. So beschloss beispielsweise das Café Lund in Hörnum bereits im Mai, einen zusätzlichen Ruhetag einzuführen. Auf seiner Facebook-Seite schreibt das Lokal, dass es in dieser Saison noch schwerer sei, Mitarbeitende zu finden, als den vergangenen Jahren. "Nicht nur die Insellage – und speziell die Lage von Hörnum – erschwert uns die Suche, hinzu kommt extremer Wohnraummangel, hohe Lebenshaltungskosten und dass die gesuchten Fachkräfte rar gesät sind", heißt es in der Mitteilung.

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    Um trotzdem über die Runden zu kommen und gleichzeitig attraktiver für neue Mitarbeitende zu werden, hätten die Betreibenden daher beschlossen, das Café Samstags zu schließen und nur noch den Verkauf von Backwaren offen zu halten, schreiben sie. Ganz ähnlich erging es auch Nielsens Kaffeegarten in Keitum. Die Besitzer der Bäckerei inklusive Café entschieden sich Ende des Monats ebenfalls dafür zusätzliche Ruhetage einzuführen. "Wegen personellen Engpässen schließen wir das Café vorübergehend am Montag und Dienstag", schreiben auch sie auf ihrer Webseite. Wann sich die Situation wieder ändern könnte, ist ungewiss.

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    Urlaub auf Sylt: Corona-Pandemie sorgte für Personal-Abwanderung

    Ein Grund für den Personalmangel ist die Corona-Pandemie. In der Zeit, in der viele Betriebe geschlossen oder nur eingeschränkt geöffnet hatten, haben laut Expertinnen und Experten zahlreiche Fachkräfte die Insel verlassen. Betroffen ist davon allerdings nicht nur Sylt, auch auf den anderen Nordsee-Inseln wie etwa Amrum oder Helgoland fehlt Personal.

    Doch das ist nicht das einzige Problem: Bereits vor der Pandemie waren Fachkräfte knapp. Unter anderem weil auf den Inseln bezahlbarer Wohnraum fehlt und viele Mitarbeitenden in der Gastronomie mit der Fähre zur Arbeit pendeln müssen. (csr)

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.