Berlin. Eine Catering-Mitarbeiterin hat ein Video aus der Tönnies-Kantine verbreitet und wurde gekündigt. Der Streit geht vor Gericht weiter.

  • Im Internet kursiert ein Video, das eine ehemalige Tönnies-Mitarbeiterin in der Kantine des Unternehmens aufgenommen hat
  • Es zeigt, wie Mitarbeitende in Zeiten von Corona dicht-gedrängt an den Kantinen-Tischen sitzen
  • Das Unternehmen reagierte und sprach der Mitarbeiterin eine fristlose Kündigung aus

Die Videoaufnahme zeigt unzählige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Arbeitskleidung dicht gedrängt an Tischen sitzen, vor sich Tabletts in der Kantine des Schlachtbetriebs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. „Wie sollen wir uns hier schützen“, fragt eine Frau immer wieder in holprigem Deutsch, während die Kamera durch die Szene schwenkt. „Das ist Tönnies“.

Die Bilder werden seit Ende Juni in sozialen Netzwerken geteilt. Das Unternehmen selbst reagierte. „Das im Netz kursierende Video ist uns im Unternehmen seit dem 28. März 2020 bekannt“, sagte ein Tönnies-Sprecher und bestätigte die Echtheit der Aufnahmen. Ungeklärt ist allerdings, wann genau das Video entstanden ist.

Tönnies erklärte in einer Stellungnahme, dass es in dieser Phase der Pandemie keine vermehrten Positivfälle gegeben habe. Inzwischen seien die Sitzplätze in der Kantine „erheblich“ reduziert und eine Mundschutzpflicht eingeführt worden.

Tönnies: Mitarbeiterin wegen Video aus Kantine gekündigt

„Wir waren uns bewusst, dass bei all unseren Maßnahmen wir einen Zielkonflikt zwischen der Pandemie-Prävention und der Lebensmittelversorgung haben. Dazu gehört auch eine angemessene Versorgung unserer Mitarbeiter in ihren Pausen“, erklärte Tönnies weiter.

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Rechtliche Konsequenzen hat das gepostete Video allerdings für die Catering-Mitarbeiterin, wie unter anderem das „Westfalen-Blatt“ berichtet. Das Catering-Unternehmen aus Gütersloh entließ sie bereits im April. Tönnies erteilte ihr ein Hausverbot.

Daraufhin klagte die Frau vor dem Arbeitsgericht Bielefeld. Zwar einigten sich die Parteien zunächst auf eine fristgerechte Kündigung und eine Abfindung, doch widerrief die Mitarbeiterin diesen Vergleich. Nun soll es demnächst eine Verhandlung vor dem Arbeitsgericht geben.

Ministerium verlängert Quarantäne für Tönnies-Mitarbeiter

Das Video tauchte auf, nachdem die positiven Corona-Fälle im Hauptsitz des Fleischunternehmens im Juni in die Höhe schossen. Eine Verordnung des Landes Nordrhein-Westfalen schreibt seit dem 22. März vor, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kantinen von Betrieben 1,5 Meter Sicherheitsabstand einhalten müssen.

Das Gesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen verlängerte zudem die Quarantäne für Menschen, die beim Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück gearbeitet haben oder in einer der Gemeinschaftsunterkünfte leben, um zwei Wochen.

In einer Allgemeinverfügung wird häusliche Quarantäne bis zum 17. Juli angeordnet. Ausgenommen sind unter anderem Menschen, die schon erkrankt waren und als geheilt gelten. In dem Tönnies-Werk im Kreis Gütersloh hatte es einen massiven Corona-Ausbruch gegeben. Lesen Sie auch: Clemens Tönnies: Wie tickt der Chef des Fleisch-Imperiums? (les)

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