Berlin. Ein Erdbeben nahe Istanbul hat die Türkei erschüttert. Es ist das zweite starke Beben innerhalb kurzer Zeit. Damit wächst die Sorge.

Nachdem die westliche Türkei innerhalb von kürzester Zeit von zwei Erdbeben erschüttert wurde, wächst die Angst vor einer Katastrophe. 34 Menschen wurden bei dem Erdbeben am Dienstag verletzt. Seit dem Beben am Vortag habe es fast 200 Nachbeben gegeben, sagte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay am Freitag. Damit wächst die Sorge vor einer Katastrophe.

14 Schulen in Istanbul seien aus Sicherheitsgründen geschlossen worden. Hunderte Gebäude wurden demnach beschädigt. Das Erdbeben der Stärke 5,8 hatte am Donnerstag die Marmararegion vor Istanbul erschüttert und Panik in der Millionenmetropole ausgelöst. Nun wolle die Regierung eine Kommission einsetzen, um das Land künftig besser auf Erdbeben vorzubereiten, kündigte Oktay an.

Türkei: Erdbeben in Istanbul – Das Wichtigste in Kürze:

  • Erneut hat ein Erdbeben die Türkei getroffen
  • Das Epizentrum lag westlich von Istanbul
  • Bereits am Dienstag hatte ein Erdbeben der Stärke 4,6 hat die Türkei erschüttert
  • Verletzt wurde dabei niemand
  • Doch die Beben könnten ein Vorbote sein, wie Forscher warnen
  • Es gab mehr als 200 Nachbeben
  • Das Land will jetzt Schritte einleite, um gegen Erdbeben besser gewappnet zu sein

In den vergangenen 20 Jahren sei die Türkei nicht ausreichend auf Beben vorbereitet gewesen, sagte Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu. In der Stadt selbst wird die latente Gefahr immer wieder ignoriert. Jedes Jahr stürzen schlecht gebaute Wohnhäuser ein - unter anderem mürbe gemacht durch die vielen kleineren Erdbeben, die Istanbul regelmäßig erschüttern.

Stadtplaner wie die bekannte Architektin Mücella Yapici warnen seit Jahren, dass große offene Flächen, die im Zentrum als Zufluchtsorte eingetragen wurden, längst zugebaut sind. Erst zum 20. Jahrestag des Gölcük-Bebens im August hatte die Bauingenieurskammer von Istanbul gewarnt, dass geschätzt eine Million Gebäude in Istanbul nicht erdbebensicher seien.

Das Epizentrum des Bebens vom Donnerstag lag im Marmarameer vor dem Bezirk Silivri und in rund sieben Kilometern Tiefe, wie die Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte. Ein kleineres Nachbeben sorgte wenige Minuten später für noch größere Panik auf den Straßen.

Menschen rannten auf die Straße

Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu teilte auf Twitter mit, Verletzte oder Schäden seien zunächst nicht gemeldet worden. Der Staatssender TRT zeigte Menschen, die in Panik aus den Häusern rannten. Schüler wurden im Bezirk Silivri aus Sicherheitsgründen aus den Gebäuden gebracht. Einige Schüler weinten, wie auf Bildern zu sehen war.

Istanbul gilt als besonders erdbebengefährdet. Unter dem Marmarameer liegt ein Abschnitt der sogenannten Nordanatolischen Störung, die die Grenze zwischen der eurasischen und der anatolische Erdplatte markiert. Die Türkei wird immer wieder von Erdbeben erschüttert. Eines der tödlichsten war das Beben im Jahre 1999 in der Nähe Istanbuls. Damals kamen mehr als 17.000 Menschen ums Leben.

Istanbul droht katastrophales Erdbeben

Forscher befürchten, dass ein Erdbeben der Stärke 7,1 bis 7,4 drohen könnte. Doch wann es zu dem Erdbeben kommt, ist unklar. Bei dem Erdbeben am Donnerstag traf es schon wieder den Westen des Landes und Istanbul.

Firmen entwerfen Notfallpläne, Privatleute haben sogenannte Go-Bags mit allem Nötigen fertig gepackt neben Haustüren stehen, und Schulen bringen Kindern bei, wie sie sich zu benehmen haben, wenn die Erde wackelt. Wann das nächste große Beben komme, sei unklar.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte nach seiner Rückkehr aus New York, acht Menschen seien verletzt worden. Einige Gebäude hätten leichte Schäden erlitten. Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu verfolgte die Entwicklungen vom Istanbuler Katastrophen-Koordinationszentrum (Akom). Nach dessen Angaben stürzten zwei Minarette von Moscheen in den Bezirken Avcilar und Sariyer ein.

Warnung vor Nachbeben in Istanbul

In den sozialen Netzwerken berichten viele Nutzer von Panik. Gebäude wackelten. Schulen und Krankenhäuser wurden evakuiert. Telefonleitungen waren unterbrochen. Es sei heftiger gewesen als das vom Dienstag, schreibt eine Nutzerin. Der Chef des türkischen Roten Halbmonds, Kerem Klinik, warnte via Twitter vor Nachbeben. Er rief die Menschen dazu auf, von Gebäuden fernzubleiben, die sichtbare Schäden erlitten hätten.

Der Zeitpunkt des Bebens wird offiziellen Angaben zufolge mit 13.59 Uhr (Ortszeit) angegeben. Nur wenige Minuten nach dem ersten Beben gab es laut CNN Turkey ein Nachbeben, das mit einer Stärke von 4,0 auf der Richterskala angegeben wurde.

So verhalte ich mich bei einem Erdbeben richtig

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    Zweites Beben innerhalb kürzester Zeit

    Erst am Dienstag hatte ein Erdbeben der Stärke 4,6 hat die türkische Marmararegion erschüttert – es war bis Istanbul zu spüren. Auch dessen Epizentrum habe im Marmarameer westlich der Millionenmetropole gelegen, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad bereits am Dienstag mit.

    Es war nicht das einzige Erdbeben, das für Schlagzeilen an diesem Dienstag sorgte: Auch Pakistan wurde von einem schweren Erdbeben getroffen.

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    Erdbebenforscher Sükrü Ersoy rechnet damit, dass das Erdbeben jetzt eine Vorwarnung sei. Es sei dadurch wahrscheinlicher geworden, sagte er zu CNN Türk. „Dies könnten die Anzeichen zu einem größeren Erdbeben sein“, so Ersoy zum Sender. „Früher oder später wird auch das große Beben kommen.“

    Zehntausende Menschen sterben bei Erdbeben in Istanbul

    Bereits vor wenigen Wochen hatte es einen Zwischenfall gegeben – das Beben löste große Sorgen auch in Istanbul aus. In Albanien hatte es zudem erst vor wenigen Tagen ein heftiges Erdbeben gegeben – es gab 68 Verletzte. Auch am Bodensee hatte dieses Jahr die Erde gebebt. (dpa/ses)