Laut UNO-Drogenbericht greifen weltweit so viele Menschen zu Drogen wie nie. Im Vergleich zu 2009 stieg die Zahl um 30 Prozent.

WienDer Konsum von Drogen ist weltweit dramatisch gestiegen: Mehr als eine halbe Million Menschen (585.000) sind 2017 wegen ihres Drogenkonsums und den damit zusammenhängenden Krankheiten ums Leben gekommen. Das erklärten Experten des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) am Mittwoch in Wien.

Laut UN-Drogenbericht, der sich auch auf 2017 bezieht, greifen weltweit 271 Millionen Menschen zu Drogen wie Cannabis, Kokain, Opium oder zu synthetischen Substanzen. Im Vergleich zu 2009 sei die Zahl der Drogennutzer damit um 30 Prozent gestiegen.

5,5 Prozent der Weltbevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren hätten 2017 Drogen genommen.

Die am häufigsten genutzte Droge bleibt Cannabis. Schätzungsweise 188 Millionen Menschen greifen laut UN zum Haschisch.

UN-Bericht: Zahl der Drogensüchtigen deutlich gestiegen

Einen gewissen Erfolg verzeichnen die Drogenbekämpfer auf dem Gebiet der Designer-Drogen. Die Zahl der neuen Substanzen sei zurückgegangen und generell spielten die sogenannten Neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) nicht die vor einiger Zeit befürchtete Rolle.

Die Zahl der Drogensüchtigen, die eine medizinische Behandlung brauchen, ist deutlich von rund 30 auf 35 Millionen gestiegen. Dies sei eine Folge neuer Erhebungen aus den besonders bevölkerungsreichen Ländern Nigeria und Indien, teilten die Vereinten Nationen (UN) bei der Vorlage des Weltdrogenberichts mit.

• Auch interessant: USA finden 15 Tonnen Kokatin – Container sollte nach Europa

Besonders dramatisch sei aufgrund der neuen Erkenntnisse zu Nigeria und Indien der Anstieg der Konsumenten von Opioiden mit einem Plus von 56 Prozent im Vorjahresvergleich. Darunter fallen Heroin und auch synthetische Substanzen. Generell meinte die UN-Expertin Angela Me: „Heroin ist zurück.“

Darüber hinaus habe die illegale Herstellung von Kokain ein Allzeit-Hoch mit fast 2000 Tonnen erreicht. Das sei ein Anstieg von 25 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017. Wichtigstes Land für die Produktion bleibt Kolumbien. Drogenexperten sehen daher eine große neue Kokain-Welle in Europa.

Polizei hebt Drogenlabore in Sinaloa aus

weitere Videos

    Tödliche Drogenkrisen in USA und Kanada

    Eine der tödlichsten Drogenkrisen erleben den Angaben zufolge die USA und Kanada. In den USA starb laut UN-Bericht 2017 die Rekordzahl von 70.000 Menschen an einer Überdosis Drogen, allein 47.600 an einer Überdosis von Opioiden. „Überdosen haben ein epidemisches Ausmaß erreicht“, sagte Me. Im Zentrum stünden dabei synthetische Drogen wie Fentanyl und ähnliche Stoffe.

    Zugleich nehme in großen Teilen Afrikas die Nutzung des Opioids Tramadol deutlich zu. Innerhalb weniger Jahre sei die beschlagnahmte Menge von wenigen Kilogramm auf 215 Tonnen gestiegen. Dieses an sich wichtige Schmerzmittel werde zum Beispiel in Nigeria in Drogenlaboren mit hoher Konzentration gezielt für den illegalen nicht-medizinischen Markt hergestellt. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas nehmen nach UN-Angaben vier Millionen Menschen Tramadol aus Suchtgründen.

    • Auch interessant: Drogenschmuggel – Franzose in Indonesein zum Tode verurteilt

    Umfangreicher Zugang zu Schmerztabletten ohne dringende Notwendigkeit

    Das Beispiel zeige den schmalen Grat, auf dem sich die Gesellschaft bewege. „Es ist wichtig, dass Menschen, die aus medizinischen Gründen Opioide brauchen, Zugang dazu haben“, sagte Me. In den USA und Kanada seien die Substanzen aber sehr leicht verfügbar. Der umfangreiche Zugang zu Schmerztabletten ohne dringende Notwendigkeit sei einer der Gründe, warum nun Millionen von Menschen abhängig von Opioiden seien, so Me. An der US-Drogen-Epidemie sterben jährlich Zehntausende.

    Die UN beklagen, dass statistisch nur einer von sieben Drogenabhängigen mit schweren gesundheitlichen Störungen behandelt wird. Dies gelte vor allem für die Situation in Gefängnissen, wo es kaum vorbeugende Maßnahmen gebe, um die Gefahr einer Ansteckung mit HIV, Hepatitis C oder Tuberkulose zu verringern. Nur elf Länder hätten zumindest ein Gefängnis, in dem saubere Injektionsnadeln zur Verfügung stünden. 83 Länder böten eine solche Vorbeuge-Maßnahme dagegen gar nicht an. (les/dpa)