Berlin/Nashville. Bei einer Schießerei an einer US-Schule sterben sechs Menschen, darunter drei Kinder. Auch die Schützin ist tot. Das ist bekannt.

  • In einer US-Grundschule hat eine 28-Jährige mutmaßlich sechs Menschen erschossen
  • Die Täterin wurde von der Polizei getötet
  • Die Ermittler suchen nach einem Motiv für die Tat

Erneut ist es an einer Schule in den USA zu einer Schießerei gekommen. Dabei sind laut Polizeiangaben drei Kinder – das älteste neun Jahre alt – und drei Erwachsene getötet worden. Die mutmaßliche Täterin wurde von Einsatzkräften erschossen. Sie hatte die Schule am Vormittag (Ortszeit) mit zwei Schnellfeuerwaffen und einer Pistole über einen Seiteneingang betreten und das Feuer eröffnet.

Wie ein Sprecher des örtlichen Kinderkrankenhauses mitteilte, waren die drei Kinder mit Schussverletzungen zunächst in die Klinik eingeliefert und dort für tot erklärt worden. Bei den drei getöteten Erwachsenen handelt es sich der Polizei zufolge um Mitarbeiter der Schule. Außer einem Polizisten mit einer Schnittwunde gebe es keine weiteren Verletzten.

Schießerei an Grundschule in USA: Täterin identifizierte sich als Mann

Zu der Schießerei gekommen war es an einer privaten christlichen Grundschule in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee. Die Täterin wurde inzwischen als eine 28-jährige Frau identifiziert, die die Schule früher selbst zeitweise besucht hatte. Zunächst waren die Behörden von einer Teenagerin ausgegangen. Auch interessant: Amoklauf schockiert USA – Konsequenzen für das Waffenrecht?

Die Polizei untersucht das genaue Motiv der Täterin: "Wir haben ein Manifest, wir haben einige Schriften, die sich auf diesen Tag, diesen Vorfall beziehen, und die wir auswerten“, so Polizeichef Drake. Außerdem seien Lagepläne der Schule gefunden worden, auf denen Details wie Überwachungskameras oder Eingänge eingezeichnet waren.

Unklar ist, ob die Geschlechtsidentität der Schützin eine Rolle bei der Tat spielte. Die Frau nutzte in sozialen Medien "er/ihm"-Pronomen. Ob und welchen Zusammenhang es mit den Schüssen gibt, wollten Polizisten bisher nicht bestätigen. (Anmerkung der Red.: Bis die Identität der mutmaßlichen Schützin abschließend geklärt ist, wird diese im Text mit Taufnamen und dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht auftreten)

Täterin wurde von Polizisten erschossen

Gegen 10 Uhr (Ortszeit) sei die Polizei am Montag alarmiert worden. "Als die Beamten im zweiten Stockwerk ankamen, sahen sie eine Schützin, eine Frau, die schoss", zitiert die dpa einen Polizeisprecher. Die Beamten hätten die Schützen daraufhin erschossen und damit nach eigenen Angaben Schlimmeres verhindert. Die Waffe hatte ihre Waffen nach Polizeiangaben legal erworben.

Unverletzte Schülerinnen und Schüler wurden nach der Tat in einer Kirche betreut und mit ihren Eltern zusammengebracht, teilte die Polizei von Nashville via Twitter mit. Über den Kurznachrichtendienst meldete sich der Gouverneur von Tennessee, der Republikaner Bill Lee, zu Wort. Er rief dazu auf, für die Schule, die Gemeinde und die Menschen in Nashville zu beten. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2019 hat Lee das Waffenrecht in Tennessee trotz Kritik von Polizei und Staatsanwaltschaft mehrfach gelockert.

First Lady Jill Biden: "Unsere Kinder haben etwas Besseres verdient"

Die First Lady der USA, Jill Biden, die selbst Lehrerin ist, zeigte sich nach dem Vorfall bestürzt. "Mir fehlen wirklich die Worte. Unsere Kinder haben etwas Besseres verdient", sagte sie in Washington. Der US-Präsident selbst hat nach der Tat einmal mehr ein Verbot von Sturmgewehren gefordert. Biden rief den US-Kongress am Montag auf, eine von ihm vorgelegte Verschärfung des Waffenrechtes zu verabschieden. "Wir müssen mehr tun, um Waffengewalt zu stoppen", mahnte er.

Polizisten vor der Covenant Schule in Nashville, wo bei einer Schießerei drei Kinder getötet wurden.
Polizisten vor der Covenant Schule in Nashville, wo bei einer Schießerei drei Kinder getötet wurden. © Metro Nashville Police Department via AP/dpa

Waffengewalt in den USA: Im Schnitt 50 Tote pro Tag

In den USA kommt es regelmäßig zu ähnlichen Zwischenfällen, sogenannten "mass shootings". Betroffen sind auch immer wieder Schulen. Erst im Mai 2022 erschoss ein 18-Jähriger an einer Grundschule in der texanischen Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen. Lesen Sie auch den Kommentar: Schusswaffen in den USA – Aus der Geschichte nichts gelernt

Ein Grund für die Gewalt ist, dass in den USA mehr Waffen im Umlauf sind als in allen anderen Ländern der Erde. Das führt zu erschreckenden Rekorden: Laut Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC wurden im Jahr 2020 in den USA rund 20.000 Menschen erschossen – mehr als 50 pro Tag. Die Täter sind in der Regel Männer.

US-Präsident Biden setzt sich seit längerem für strengere Waffengesetze ein und hat die Vorschriften zuletzt immer wieder leicht verschärft. Ohne grundlegende Gesetzesänderungen sehen Fachleute allerdings keine Chance auf echte Verbesserung der Situation. Um eine Novelle des Waffenrechts durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten allerdings auf die Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen – und die treten traditionell für das Recht auf Waffenbesitz ein. (mit dpa/afp)