Weimar. Der Weimar-Tatort „Die harte Kern“ versucht es wie immer mit Heiterkeit. Diesmal muss Kira Dorn allerdings weitgehend allein ermitteln.

Wenn ein Mann mit einer Krücke im Schildkrötentempo vor der Polizei flüchtet, die ihn im Spaziergang verfolgt, ist das kein so übler Anfang für einen Krimi, für den Humor der Treibstoff ist.

Der Weimar-Tatort mit Nora Tschirner und Christian Ulmen veredelt seit sechs Jahren eine Mischung aus Situationskomik, platten Kalauern und geistreichen Bonmots zu höherem Blödsinn, prallvoll mit Anspielungen und in seinen besten Momenten hinreißend komisch. Man muss leider sagen: Von diesen Momenten ist die neue Folge „Die harte Kern“ weit entfernt.

Lessing sitzt schnell hinter Gittern

Dem ansonsten amüsanten Gefrotzel des Kommissar-Paars Lessing (Ulmen) und Dorn (Tschirner) entzieht das Drehbuch früh die Basis: Lessing muss in den Knast, aus seiner Dienstwaffe ist ein tödlicher Schuss auf einen Schrottplatzbesitzer (Heiko Pinkowski) abgefeuert worden, den Lessing für einen Mörder hielt.

Die interne Ermittlung in Person einer übellaunigen Maria Kern (Nina Proll) hat obendrein eine Rechnung mit der Abteilung und deren dösigem Chef (Thorsten Merten) offen, dessen Verteidigungskräfte ja grundsätzlich früh erlahmen – und schon sitzt Lessing hinter Gittern.

Sammelsurium bunter Vögel

Bislang haben Murmel Clausen und Andreas Pflüger sämtliche Drehbücher für die Weimar-Reihe verfasst, ein Glücksfall, darf man zusammenfassen. Diesmal zeichnen sie, aus welchen Gründen auch immer, nur für die Dialoge verantwortlich. Das Autorenduo Deniz Yildizr und Sebastian Kutscher allerdings fummelt hier eine lieblose Geschichte zusammen, bei der man zusehends den Überblick verliert und an der sich schließlich auch Regisseurin Helena Hufnagel hilflos abarbeitet.

Kira Dorn, bei der diesmal die Wuttränchen fließen, durchleuchtet die schräge Verwandtschaft des Erschossenen: die esoterische Ehefrau (Julika Jenkins), den brummigen Bruder (Marc Hosemann) und dessen schauspielernde Frau (Katharina Marie Schubert), die unter falscher Identität den fröhlich unterbelichteten Schutzpolizisten Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey) als Pseudo-Geliebte ausspioniert. Ein Sammelsurium bunter Vögel, wie es im Weimar-Kosmos ja häufig vorgeführt wird – aber man folgt ihm mit schwindendem Interesse.

Tschirner und Ulmen wirken seltsam uninspiriert

Während die Weimar-Tatorte sonst selbst entlegenste und komplex aufgepumpte Erzählstränge und kurioseste Verknüpfungen am Ende stets zu einem großen Ganzen zusammenfügten, liegen in dieser unübersichtlichen Gemengelage sämtliche Einzelteile herum. Und es macht wenig Spaß, das Puzzle selbst zusammenzusetzen.

Selbst Tschirner und Ulmen wirken seltsam uninspiriert, als ahnten sie, dass es diesmal einfach nicht funktionieren will. „Wenn Du noch länger im Knast sitzt, musst du wenigstens nicht nach dem Kindergeburtstag aufräumen“, tröstet Dorn ihren Lessing. Es ist so müde wie alles in dieser Folge.

• Sonntag, 22. September, um 20.15 Uhr, im Ersten