Hallstatt. Das eigentlich beschauliche Dorf Hallstatt in Österreich zieht aktuell Touristenmassen an. Nicht ganz unschuldig daran ist Disney.
Touristen sind im Urlaubsland Österreich hochwillkommen – aber was der kleine Ort Hallstatt derzeit erlebt, sprengt alle Grenzen. 780 Einwohner zählt das malerische Dorf im Salzkammergut, das wegen seiner Schönheit zu den UNESCO-Welterbestätten zählt.
Gemütliche Fachwerkhäuser schmiegen sich an die Berghänge und spiegeln sich fotogen im glasklaren Wasser des Hallstätter Sees. Eine Postkartenidylle – wenn nicht die Invasion der asiatischen Touristen wäre. Hallstatt, schon immer bei Touristen geschätzt, wird mittlerweile regelrecht überrannt. Über eine Million Besucher fluteten allein 2019 das Dorf und machen mittlerweile den Anwohner das Leben zur Qual.
Sie fotografieren durch die Fensterscheiben in private Wohnstuben, verstopfen mit ihren Autos die Parkplätze und sorgen mit einer unendlichen Reisebus-Kolonne an der schmalen Uferstraße für Staus. In vielen Lokalen werden mehr Glasnudeln als Kaiserschmarrn verkauft. Das österreichische „Griaß di“, hört man in den Dorfgassen immer seltener. Aber warum überfällt die Touristen-Invasion ausgerechnet Hallstatt?
China ließ eine Kopie von Hallstatt bauen – und dann kam auch noch Disney
Der Besucher-Boom aus Asien hat drei Gründe: Vor einigen Jahren vermaßen findige chinesische Geschäftsleute heimlich den Ort und bauten eine exakte Kopie Hallstatts in die chinesische Region Guangdong. Dort steht seit 2011 das chinesische Hallstatt mit Dorfplatz, Kirche, Gasthaus, sogar ein kleiner See ist angelegt.
Chinesen, die das kopierte Dorf besuchten, reisen jetzt besonders gerne zum Original – für sie der Inbegriff österreichischer Gemütlichkeit. Dann gab es eine südkoreanische TV-Soap, in der das Liebespaar seine Verlobungsreise nach Hallstatt macht. Seitdem posieren Verliebte für Fotos vor der Traum-Kulisse am See. Oft sogar im Alpen-Look, ausstaffiert nach dem Besuch im „Rent-a-Dirndl“-Shop.
Den jüngsten Boom hat der Disney-Film „Frozen 2“ ausgelöst. In dem Zeichentrickmärchen um die Prinzessinnen Anna und Elsa gibt es den Ort Arendelle, der viele Asiaten an Hallstatt erinnert. Der klare See, der Berg mit Schnee bezuckert, die Altstadt – alles wie in Hallstatt.
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Dass Arendelle – anders als Hallstatt – eine Stadtmauer und ein Burgtor hat, scheint die Touristen nicht zu stören. Sie kommen erneut in Scharen und sogar den Bürgermeister verzweifeln. Aus der Attraktivität des Ortes ist ein Fluch geworden. In einem Interview mit dem „Spiegel“ klagte Alexander Scheutz jüngst: „Das ist zusätzliche Werbung für uns – und wir halten das nicht mehr aus. Die vielen Touristen, die ohnehin inzwischen zu uns kommen, sind eine enorme Belastung für die Bevölkerung.“ (fmg)
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