Berlin. Corona ist, wenn alle vom Land schwärmen und heimlich ins leere Venedig fliegen. Doch ist es wirklich schön so allein in den Hotspots?

Es ist gefühlt eine Ewigkeit her, aber dabei war es erst letzten Sommer: Venedig, Dubrovnik, Barcelona und Amsterdam riefen den Notstand aus: „Wir können den Massentourismus nicht mehr stemmen“, hieß es. Wer von der Kreuzfahrt durchs Mittelmeer schwärmte („in Venedig mussten wir noch nicht mal aussteigen, grandioses Panorama“), erntete immer häufiger hochgezogene Augenbrauen, musste sich Vorträge anhören über die Feinstaubbelastung durch Dieselruß und das empfindliche Ökosystem der Lagune.

Amsterdam verbot Alkohol auf den Straßen in der Hoffnung auf weniger Junggesellenabschiede, bei denen der Bräutigam als Penis verkleidet und von einer Horde Betrunkenen begleitet durch die Altstadt zieht. Und unter dem Motto „Tourist go home“ demonstrierten in Barcelona Einheimische gegen die jährlich 27 Millionen Besucher.

Florenz für 39 Euro hin und zurück – wie peinlich

Der intellektuelle Mainstream reagierte. Plötzlich wurde der Städtetrip nach Florenz oder London für 39,90 Euro per Billigflieger peinlich. Dafür galt es zunehmend als schick, abseits der Touristenströme zu vereisen. Wandern in Island. Oder auf dem Apalachian-Trail in den White Mountains, USA.