Berlin. Große Familienfeste könnten in diesem Jahr zum Superspreader-Ereignis werden. Wir erklären, wie Sie möglichst sicher feiern können.

Weihnachten während der Corona-Pandemie – wie soll das funktionieren? Für viele ist es keine Option, das Fest abzusagen. Gerade auch, weil es in diesem Jahr voller Isolation und Abstand wichtig ist, mit der Familie zusammenzukommen.

Doch die Feiertage bergen reichlich Infektionsgefahren. Das Weihnachtsfest bietet dem Virus beste Bedingungen, um sich auszubreiten. Menschen reisen durch das ganze Land, um ihre Verwandten zu treffen. Unter dem Weihnachtsbaum kommen alle Generationen zusammen. Man will sich nah sein, nicht den Mindestabstand einhalten, zum Stoßlüften ist es wahrscheinlich zu kalt. Trotzdem möchte man nicht derjenige sein, der die Großeltern angesteckt hat.

Wie kann man also gemeinsam und trotzdem verantwortungsvoll feiern? Wir klären die wichtigsten Fragen zum Fest.

Weihnachten 2020: Wie kann man die Familie Corona-sicher treffen?

Wenn ein Weihnachtsabend per Videokonferenz keine Option ist, sollte man vorab gründlich planen, wie man mit Menschen außerhalb des eigenen festen Haushalts zusammen feiern möchte. Ziel sollte es sein, einen kleinen Personenkreis festzulegen, der sich über die Feiertage nicht verändert. Sollte ein Gast infiziert sein, ist davon auszugehen, dass sich alle anderen beim gemeinsamen Essen, Unterhalten und Singen drinnen anstecken.

Treffen über die feste Gruppe hinaus sollten daher nur an der frischen Luft stattfinden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Weihnachtsspaziergang mit einer Thermoskanne Glühwein im Gepäck?

Laut Experten ist aber vor allem eine Isolation vor den Feiertagen wichtig, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Der Virologe Alexander Kekulé rät, Risikokontakte, wo immer ess möglich ist, zu reduzieren. Für den Fall, dass man Weihnachten mit älteren Verwandten verbringt, dürfe man sich „keine Lücke“ erlauben. Spätestens eine Woche vorher sollte man sich einschränken. Ist das, beispielsweise aus beruflichen Gründen, nicht möglich, müsse man an Heiligabend vielleicht auf Masken und Lüften beharren.

Kann ich Oma und Opa im Alten- oder Pflegeheim besuchen?

Wegen der Corona-Pandemie wird Weihnachten auch in Pflegeheimen anders ablaufen, große Feiern wird es nicht geben. Trotzdem kann man Angehörige besuchen, viele Pflegeheime haben dafür eigene Hygienekonzepte entwickelt.

Zudem hat der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) einen Leitfaden für Besuche in Alten- und Pflegeheimen entwickelt. Darin findet sich die Empfehlung, Besuche rechtzeitig bei der Heimleitung anzukündigen und abzuklären, ob etwa ein Schnelltest sinnvoll ist: „Das ist gerade in der Weihnachtszeit wichtig: Wenn 100 Angehörige von 70 Bewohnern um 17 Uhr am Heiligabend vor der Tür stehen, dann schaffen das die Pflegekräfte nicht.“

Vor Ort in den Heimen wird bei den Besuchern meistens Fieber gemessen, oft werden auch Schnelltests durchgeführt. Außerdem wird auf das Einhalten des Mindestabstands und das Tragen einer Maske geachtet.

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Wie reist man am besten in die Heimat?

Eines der größten Probleme dürfte für viele die Anreise zum Familienfest sein. Züge sind zur Weihnachtszeit häufig überfüllt. Um dem vorzubeugen, will die Deutsche Bahn den Reiseverkehr zu Weihnachten durch deutlich mehr Züge sicherer machen. Insgesamt werden auf den Hauptachsen rund 100 Sonderzüge eingesetzt. Das sind rund 130.000 zusätzliche Sitzplätze pro Tag.

Der Fahrgastverband Pro Bahn rät dennoch dazu, zu überlegen, ob man bereits zwei oder drei Tage vor dem Fest anreisen kann. Zudem solle man sich an der Auslastungsanzeige der Deutschen Bahn, abrufbar auf deren Webseite, orientieren: Derzeit werden Züge bereits ab einer Auslastung von 50 Prozent als voll eingestuft, eine Online-Buchung von zeitgebundenen Tickets ist dann nicht mehr möglich.

Wer es sich leisten kann, kann auch auf die Erste Klasse ausweichen. Dort ist der Abstand zu den Mitreisenden oft größer. Und selbstverständlich gilt überall in der Bahn derzeit die Maskenpflicht.

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Immer mehr Menschen scheinen sich aber für das Auto als isolationsfreundliches Verkehrsmittel zu entscheiden. Wie das Vergleichsportal Check24 an diesem Freitag mitteilte, wurden für den Zeitraum rund um die Feiertage bislang rund 45 Prozent mehr Fahrzeuge gebucht als im Vorjahr. Die Corona-Pandemie kurbelt die Nachfrage der Verbraucher nach Mietwagen also deutlich an.

Dieses Jahr gehört das Weihnachtsfest noch besser vorbereitet als sonst: Mit Vorab-Quarantäne und Hygienekonzept. (Archivbild)
Dieses Jahr gehört das Weihnachtsfest noch besser vorbereitet als sonst: Mit Vorab-Quarantäne und Hygienekonzept. (Archivbild) © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Können meine Verwandten im Hotel schlafen?

Eigentlich hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass Hotelübernachtungen auch im Rahmen von Familienbesuchen nichtmöglich sein werden. Einige Länder kündigten aber an, dieser Linie nicht entsprechen zu wollen, dazu gehören Schleswig-Holstein, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Berlin.

Die Bundesregierung betrachtet diese Abweichungen mit Argwohn: „Es ist nicht Teil des Beschlusses von Bund und Ländern, solche Übernachtungen zu ermöglichen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert zuletzt. Die Bürger blieben weiterhin aufgerufen, touristische Reisen zu vermeiden. „Da familiär bedingte Reisen von touristischen Reisen schwer abzugrenzen sind, haben sich Bund und Länder nicht darauf geeinigt, eine solche Ausnahme bei der Nutzung von Hotels in den Beschluss aufzunehmen.“ Dies sei daher auch nicht aufgenommen worden.

Ist es sicher, Heiligabend in die Kirche zu gehen?

An keinem anderen Tag im Jahr sind die Gottesdienste so gut besucht wie an Heiligabend und den darauffolgenden Weihnachtstagen. Doch voll besetzte Kirchen sind in der Corona-Pandemie undenkbar.

Zwar sind normale Gottesdienste in der Kirche an Weihnachten nicht grundsätzlich verboten. Aber es müssen – wie überall – die jeweiligen Hygieneauflagen beachtet werden. Dazu gehören Abstandsregeln, das Tragen von Mund-Nasen-Schutz, Nutzung von Desinfektionsmitteln, Erfassen von Kontaktdaten, Lüften, Verzicht auf gemeinsamen Gesang und Teilnehmerbegrenzung.

Damit niemand auf den Gottesdienstbesuch zu Weihnachten verzichten muss, haben viele Kirchen Alternativen zur klassischen Messe in der Kirche erarbeitet. Einige Gemeinden setzen auf größere Räumlichkeiten, einen Gottesdienst im Freien oder im Autokino. Manche bieten den Weihnachtsgottesdienst auch als Livestream an. Wegen des Platzmangels in den Kirchen selbst kann man teilweise erst nach vorheriger Registrierung persönlich an einer Messe teilnehmen. Es lohnt sich also, sich früh bei der jeweiligen Gemeinde zu erkundigen.

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Corona-sicheres Weihnachtsfest: Das bringen Schnelltests und Co.

Viele Menschen wollen zu Weihnachten ihre Familien besuchen und sich mit einem Test absichern, dass sie nicht unabsichtlich das Coronavirus einschleppen. Doch ist das eigentlich möglich?

Wer kurz vor Weihnachten einen Antigentest machen lassen möchte, um für das Fest mit der Familie wenigstens teilweise Sicherheit zu haben, sollte ein paar Dinge beachten. Zum einen sollte man den Test möglichst kurz vor den Feierlichkeiten machen lassen, zum anderen dafür unbedingt geschultes medizinisches Personal aufsuchen. Zugleich befreit der Test nicht davon, einige Tage vor Weihnachten seine Kontakte reduzieren.

Das Ergebnis des Tests sollte außerdem mit Vorsicht genossen werden: Es bildet nur eine Momentaufnahme ab. Wer sich also im Hinblick auf das Weihnachtsfest vorher „frei“ testen lässt, hat, sofern er sich nicht direkt danach vollständig isoliert, keinerlei Gewissheit, dass das bis zum Fest auch so bleibt.

Das ist der rechtliche Rahmen für das Weihnachtsfest 2020

Über Weihnachten und Silvester werden die Beschränkungen in fast allen Bundesländern gelockert. Vom 23. Dezember bis 1. Januar sind Treffen „im engsten Familien- oder Freundeskreis“ möglich. Insgesamt dürfen sich aber bis zu zehn Personen treffen, Kinder bis 14 Jahre sind hiervon ausgenommen.

Das Bundesland Berlin macht hier nicht mit. Wegen der hohen Infektionszahlen könne es über Weihnachten und Silvester keine Lockerungen der Kontaktbeschränkungen geben, teilte der Senat mit. Daher sollen sich in Berlin über die Feiertage maximal fünf Personen zu privaten Zusammenkünften treffen dürfen, hinzu kommen Kinder unter zwölf Jahren.

Auch Baden-Württemberg weicht von der Bundeslinie ab: Hier werden die Corona-Maßnahmen unmittelbar nach den Weihnachtstagen wieder verschärft. Auch diese Lockerung steht aber noch unter Vorbehalt: „Ob eine solche Lockerung realisiert werden kann, hängt entscheidend von der weiteren Entwicklung des pandemischen Geschehens ab und wird Mitte Dezember 2020 geprüft und entschieden“, teilte die Landesregierung mit.

Das Land Brandenburg will die Lockerung ebenfalls auf den Zeitraum vom 23. bis 27. Dezember begrenzen, wie Ministerpräsident Dietmar Woidke ankündigte. An Silvester und Neujahr wären die Beschränkungen also wieder schärfer.

(mit dpa)