Berlin. Der Zyklon Amphan hat in Indien und Bangladesch über 80 Todesopfer gefordert. Die Corona-Pandemie machte die Evakuierung schwierig.

In Indien und Bangladesch sind mindestens 80 Menschen durch den Zyklon Amphan ums Leben gekommen. Allein im besonders betroffenen nordostindischen Bundesstaat Westbengalen habe es laut der dortigen Regierungschefin, Mamata Banerjee, 72 Tote gegeben, wie sie am Donnerstag mitteilte. Zunächst war von rund 20 Toten die Rede. Banerjee zufolge sei die Katastrophe größer als Corona und die Schäden schwer einzuschätzen.

Dem indischen meteorologischen Dienst zufolge ist der Zyklon Amphan einer der schlimmsten Stürme in der Region der vergangenen 20 Jahre. Der Sturm soll Windgeschwindigkeiten von bis zu 185 Kilometern pro Stunde mit sich gebracht haben. Er soll weiter nach Bhutan ziehen und sich am Donnerstagnachmittag abschwächen. Doch Indien und Bangladesch wurden bereits schwer getroffen.

In Bangladesch kamen nach Behördenangaben mindestens acht Menschen ums Leben. Wie die Behörden mitteilten, starben die Menschen durch zusammenfallende Häuser oder umstürzende Bäume.

Zyklon Amphan: Weniger Todesopfer durch bessere Notfallpläne

In weiten Teilen der 15-Millionen-Einwohner-Stadt Kolkata, der Hauptstadt der Westbengalen im Nordosten Indiens, fiel zudem der Strom aus. Auf Fernsehbildern waren zudem der überflutete Flughafen der Stadt, umgestürzte Strommasten und umgekippte Autos zu sehen.

Nach Angaben der Behörden in Bangladesch wurden die Sundarban-Inseln vom Zyklon schwer getroffen. Das genaue Ausmaß der Schäden sei noch unklar, sagte Forstbehördenleiter Moyeen Uddin Khan: „Wir sind sehr besorgt um die Wildtiere. Sie können von Sturmfluten mitgerissen werden.“

Aufräumarbeiten nach dem Zyklon „Amphan“ in Kolkata: Der Sturm gilt als einer der stärksten der letzten 20 Jahre.
Aufräumarbeiten nach dem Zyklon „Amphan“ in Kolkata: Der Sturm gilt als einer der stärksten der letzten 20 Jahre. © dpa | Bikas Das

Wirbelstürme kommen im Golf von Bengalen immer wieder vor. Bei einem großen Zyklon im Jahr 1999 starben rund 10.000 Menschen. Experten gehen davon aus, dass die Intensität der Stürme in den vergangenen Jahren unter anderem wegen des Klimawandels zugenommen hat. Die Opferzahlen waren aber in den vergangenen Jahren generell kleiner, weil es bessere Notunterkünfte und Krisenpläne gibt.

Zyklon „Amphan“: Corona-Pandemie machte Evakuierung schwierig

Auch bevor „Amphan“ am Mittwoch das Festland erreichte, waren mehr als drei Millionen Menschen in Notunterkünfte gebracht worden. Doch die Corona-Pandemie machte die Evakuierung schwieriger als bei vorherigen Stürmen.

Um Abstand zu gewährleisten, stellten Behörden aus Indien und Bangladesch nach eigenen Angaben mehr Notunterkünfte zur Verfügung. Demnach seien leer stehende Schulen vorbereitet worden. Mehr Gebäude zu finden sei allerdings schwierig gewesen, weil einige Notunterkünfte derzeit bereits als Quarantäne-Gebäude oder temporäre Unterkünfte für Arbeiter genutzt werden.

Pankay Anand von der Hilfsorganisation Oxfam sagte, dass einige Leute Angst hätten, sich in den Unterkünften mit dem Coronavirus zu infizieren. Teils würden Masken oder Desinfektionsmittel verteilt. Fernsehbilder zeigten allerdings, dass die Evakuierten dennoch nicht überall genügend Abstand halten konnten. Sowohl in Indien, als auch in Bangladesch gilt wegen der Pandemie derzeit eine Ausgangssperre.

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Regelmäßig treffen Zyklone vom Indischen Ozean oder dem Südpazifik die Küstenländer. Vor rund einem Jahr bewegte sich der tropische Wirbelsturm „Fani“ auf die indische Küste zu. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Orkan, einem Hurrikan und einem Tornado? So entstehen heftige Stürme.

(dpa/AFP/reb)