Eklat im Bundestag: AfD wirft Merkel Stasi-Methoden vor
•
Lesezeit: 4 Minuten
Von Guido Heisterkamp
Berlin. Die AfD missbraucht den Gedenktag zum Mauerfall mit unglaublichen Vorwürfen und sehr deutlicher Hetze gegen Kanzlerin Angela Merkel.
Beim Gedenktag zum 30. Jahrestag des Mauerfalls ist es im Bundestag zu einem Eklat gekommen. Die AfD wirft Bundeskanzlerin MerkelStasi-Methoden vor. Stichworte: Agitation und Propaganda.
Gegen 9.11 Uhr betritt Tino Chrupalla das Rednerpult im Plenarsaal. Der AfD-Politiker wird als möglicher Gauland-Nachfolger für den Parteivorsitz gehandelt. Die Rede des 44-Jährigen beginnt harmlos, er spricht über die historische Bedeutung des Mauerfalls und dass für viele ein Traum in Erfüllung ging – für viele aber auch ein Albtraum.
Um 9. 14 Uhr beginnt dann der Eklat und die knapp dreiminütige Hetze gegen die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Chrupalla sorgte für Empörung, als er erklärte, Deutschland werde heute wieder durch einen „antideutschen Trennwall“ zerteilt.
Angela Merkel im Bundestag von AfD angegriffen – Das muss man wissen:
Im Bundestag ist Angela Merkel von der AfD attackiert worden
Tino Chrupalla sorgte mit seiner Rede für einen Eklat
Er wirft ihr Stasi-Methoden vor
Chrupalla griff die Kanzlerin direkt an: „Ich kann kaum glauben, dass eine Frau so wenig Mitgefühl und Liebe zu dem Volk empfindet, das sie selbst regiert und repräsentiert.“ Der AfD-Abgeordnete Leif-Eric Holm zeichnete das Bild eines Landes, das sich wieder auf dem Weg in die Diktatur befindet. „30 Jahre nach unserer friedlichen Revolution erleben wir wieder den Geist der Unfreiheit“, sagte er.
Das sind die AfD-Politiker im Bundestag
1/16
Die gesamte Rede des AfD-Politikers Chrupalla im Wortlaut:
Die Aussagen von AfD-Politiker Tino Chrupalla in der Zusammenfassung:
„Die Einheit bescherte uns auch neue Politiker, zum Beispiel die amtierende Kanzlerin Angela Merkel. Ich bedauere, dass sie uns nicht verrät, welche Herrschafts- und Zersetzungsstrategien sie damals bei der FDJ (Die Freie Deutsche Jugend war die einzige staatlich anerkannte und geförderte Jugendorganisation in der DDR, Anm.d.Red.) gelernt hat.“ Erste Unmutsbekundungen einiger Abgeordneter im Plenarsaal. Buh-Rufe werden laut. Aber auch vereinzelter Applaus.
„Wie man ein Volk mit Agitation und Propaganda in Schach hält, das ist ja wertvolles Wissen, das uns helfen könnte den Riss zu kitten, der heute wieder durch Deutschland geht.“
An Merkel direkt gerichtet die Frage: „Wie haben sie das eigentlich geschafft, Frau Merkel, dass heute wieder ein antifaschistischer beziehungsweise ein antideutscher Trennwall unser Land zerteilt?“
„Diese Entwicklung fällt in ihre Amtszeit und dafür sind sie auch verantwortlich. Oder glauben sie etwa, dass ihre Untertanen; ihre vielen Mikroaggressionen gegen alles Deutsche entgangen sind. Ich kann auch kaum glauben, dass eine Frau so wenig Mitgefühl und Liebe zu dem Volk empfindet, das sie selbst regiert und repräsentiert.“ Die Unmutsbekundungen im Saal werden lauter. Vereinzelt sind „Unerhört“-Rufe zu hören.
Dann wirft Chrupalla Merkel Fehlversagen in der Flüchtlingspolitik vor. „Ihre Beileidsbekundungen an die Angehörigen der Opfer vom Breitscheidplatz erfolgten ein Jahr später. Als der kleine Junge in Frankfurt mutwillig vor den Zug gestoßen wurde, traten sie schweigend ihren Urlaub an. In einem gut regierten Land hätte das Staatsoberhaupt Trauerbeflaggung angeordnet, aber es erfolgte nichts.“ „Widerliche Aussagen“, ruft eine Abgeordnete dazwischen.
Danach zitiert Chrupalla die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, die als Mitbegründerin des Neuen Forums in der DDR bekannt wurde. Sie warnte vor zwanzig Jahren davor, dass die Stasimethoden die DDR überleben würden und wirft Merkel und der Regierung damit eben diese vor. Merkel würde eine Atmosphäre der Angst und ein System der Lügen pflegen.
Angela Merkel – Mehr zum Thema:
Die Kanzlerin befindet sich im Spätherbst ihrer Karriere. Ihre Amtszeit endet in weniger als zwei Jahren. Die Frage ist: Wie mächtig ist die Kanzlerin noch?