London. Schweden will Julian Assange ausliefern lassen. Dazu hat die Staatsanwaltschaft nun Haftbefehl gegen den Wikileaks-Gründer beantragt.

In Großbritannien ist Julian Assange bereits wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen zu einem knappen Jahr Haft verurteilt worden – nun hat auch die schwedische Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen den Wikileaks-Gründer beantragt. Es geht in dem Fall um den Verdacht der Vergewaltigung.

Eine Frau wirft dem 47-Jährigen vor, er habe sie während eines Besuchs in dem skandinavischen Land 2010 vergewaltigt. Assange streitet das ab.

Das Ziel der schwedischen Ermittlungsbehörden ist die Auslieferung Assanges an Schweden. Dafür will die Staatsanwaltschaft einen europäischen Haftbefehl ausstellen, wenn das Bezirksgericht von Uppsala den Weg dafür freimacht, teilte die stellvertretende Direktorin der Strafverfolgung, Eva-Marie Persson, am Montag mit.

Julian Assange sitzt derzeit in London in Haft

Noch ist unklar, wann das Gericht von Uppsala über den Antrag entscheidet. Wenn es nach den Strafverfolgungsbehörden geht, dann ist eine Verhandlung am Mittwoch geplant.

Nach Aussage des schwedischer Anwalts von Assange wird das aber eher nichts: Er benötige mehr Zeit, um Anweisungen seines Mandanten zu erhalten, sagte Per E Samuelson. Er habe noch nicht mit Assange sprechen können – und das bereits seit dem Moment, seit Assange aus der ecuadorianischen Botschaft in London abgeführt worden sei.

Dort lebte Assange mehrere Jahre. Ecuador hatte dem Wikileaks-Gründer im April aber das Asyl entzogen – und die britische Polizei griff zu. Seither sitzt Assange in London in Haft.

Vor etwa einer Woche hatte die schwedische Staatsanwaltschaft ihre Voruntersuchungen gegen Assange wieder aufgenommen. Die schwedische Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen 2017 eingestellt, weil es ihr nicht gelungen war, Assange ausführlich zu verhören. Damals lebte Assange noch in der ecuadorianischen Botschaft in London, in die er 2011 geflüchtet war – eben um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen. Die Schuldfrage blieb aber ungeklärt.

Julian Assange droht die Auslieferung an die USA

Assange hatte erklärt, dass er befürchte, dass Schweden ihn wiederum an die USA ausliefern würde. Die US-Justiz wirft Assange Verschwörung mit der Whistleblowerin Chelsea Manning vor. Der britischen Regierung liegt ein Auslieferungsersuchen der USA vor, über das noch nicht entschieden ist.

Im April hatte Ecuador Julian Assange das Asyl aberkannt. Assange wurde noch in der Botschaft verhaftet. Wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen war er Anfang Mai zu 50 Wochen Haft verurteilt worden. (dpa/moi/sdo)